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Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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mehr als ungewöhnlich, wenn er seine Arbeit ruhen ließ, und er hatte Abdullah nicht einmal Anweisungen für das weitere Vorgehen gegeben, sondern ihm lediglich erklärt, er und seine Männer sollten einen freien Tag einlegen.
    Sobald wir unsere Sitzplätze im Zugabteil eingenommen hatten, begann ich mit meinen Nachforschungen. Ich dachte, daß es besser sei, Emerson nicht rundheraus danach zu fragen, was in ihm vorging, sondern statt dessen einen unterschwelligen Versuch zu unternehmen.
    »Ich nehme an«, begann ich, »daß die Vorfälle des heutigen Morgens deine Einschätzung der Lage verändert haben und dich meiner Denkweise nähergebracht haben.«
    »Das bezweifle ich«, sagte Emerson kurz angebunden.
    »Deine Annahme, daß Donalds Probleme schlichtweg hausgemacht sind – ich glaube, so hast du dich ausgedrückt –, war offensichtlich ein Irrtum. Es sei denn, du denkst, daß Donald seinen Bruder umgebracht hat?«
    »Das erscheint mir eher unwahrscheinlich«, sagte Ramses, der wieder zu Atem gekommen war, nachdem wir ihn ins Abteil geschleift und ihn auf seinen Sitzplatz gehievt hatten. »Mr. Donald Fraser zeichnet sich nicht durch überragende intellektuelle Fähigkeiten aus – tatsächlich kann ich mich nur fragen, was einer Dame von Miss Debenhams erstklassigem Format an diesem Mann gefallen könnte –, trotzdem bestand kein Anlaß, sich der Mühe zu unterziehen, den Leichnam vom Mordschauplatz über eine weite Strecke zu transportieren und ihn dann unübersehbar vor euer Zelt zu legen.«
    »Hmhm«, sagte Emerson, der stillschweigend den Wahrheitsgehalt von Ramses’ Analyse erkannte.
    »Wenn es«, fuhr Ramses fort, »darüber hinaus seine eigene Pistole war, muß er sie sich in den letzten ein, zwei Tagen besorgt haben, da er keine hatte, als er zu uns stieß und ich mir nicht vorstellen kann, wie …«
    »Hast du etwa die Dreistigkeit besessen, den Besitz des jungen Mannes zu durchsuchen?« fragte ich ungnädig.
    »Er hat keinen Besitz«, erwiderte Ramses ruhig. »Außer Opium und Pfeife, was du ihm ohnehin weggenommen hast. Außerdem gab es kein Versteck in seinem Zimmer, nur unter dem Feldbett, und dort habe ich bereits ganz zu Anfang …«
    »Lassen wir das«, sagte Emerson, der mit meinem heftigen Protest rechnete. »Wir werden es als gegeben hinnehmen, daß Donald seinen Bruder nicht umgebracht hat. Eine weitere Person … Ach, zum Teufel damit, ich kann es auch genausogut zugeben. Wir sind wieder bei unserem Freund Sethos angelangt, Amelia.«
    »Das habe ich von Anfang an gewußt, Emerson.«
    »Pah«, sagte Emerson. »Aber ich wette, das hier weißt du noch nicht. Ich bin zu dem Schluß gelangt, daß Sethos wieder mit dem gleichen Trick gearbeitet hat, den er schon einmal bei uns versucht hat – daß er sich an irgendeinem Punkt selbst eingemischt hat. Selbstverständlich verkleidet, das brauche ich wohl kaum zu erwähnen …«
    »Ganz recht, Papa«, rief Ramses. »Du nimmst mir die Argumente vorweg! Und ich weiß, wer er ist. Der Herr, den Mama in Kairo getroffen hat, dieser selbsternannte Privatdetektiv!«
    »Sei nicht töricht, Ramses«, sagte ich. »Du hast Mr. Gregson doch noch gar nicht kennengelernt.«
    Ramses’ Gesicht lief vor Verärgerung rot an. »Aber, Mama, ich habe doch ständig versucht, dir zu erklären, daß Tobias Gregson der Name des Polizeibeamten in den Detektivgeschichten von Arthur Conan Doyle ist. Ich bin mit dir einer Meinung, daß es für den merkwürdigen Humor dieses als Sethos bekannten Mannes typisch wäre, den Namen der Person als Pseudonym zu wählen, die Mr. Sherlock Holmes – der berühmteste Privatdetektiv in der modernen Unterhaltungsliteratur – als Stümper und Schwachkopf bezeichnet. Was weißt du denn tatsächlich von diesem Mann? Hat er dir seine Papiere gezeigt? Hat er dich an die Polizei verwiesen, damit diese dir seinen halboffiziellen Status bestätigt? Hat er …«
    »Ich erlaube dir nicht, in diesem zurechtweisenden Ton mit mir zu reden, Ramses«, entfuhr es mir. »Nimm dir nur ja nicht heraus, wie ein Lehrer mit mir umzuspringen, der einem begriffsstutzigen Schüler etwas beizubringen versucht. Mr. Gregson ermittelte verdeckt. Außerdem – äh – außerdem hat er braune Augen.«
    Emerson schoß nach vorn, als hätte er einen Stromschlag erlitten. »Ich bin entsetzt, Amelia, daß du es dir herausnimmst, fremden Männern in die Augen zu blicken.«
    »Ich habe guten Grund, mir die Augenfarbe eines Verdächtigen zu merken«, erwiderte ich

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