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Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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hartnäckig. »Was Mr. Gregson anbelangt, so hoffe und glaube ich, daß du ihn in Kürze kennenlernen wirst. Er ist nicht Sethos. Aber ich weiß, wer er ist. Mrs. Axhammer, die ältere Amerikanerin, die uns in Dahschur besucht hat!«
    Ich rechnete damit, daß Emerson »Pah« oder »Humbug« oder etwas ähnlich Beleidigendes von sich geben würde. Seine Reaktion verletzte mich allerdings noch wesentlich empfindlicher. Er brach in schallendes Gelächter aus. »Also komm, Peabody, das ist einfach zu absurd. Aufgrund welcher Beweise …«
    »Mehrerer. Sie hielt ihr Gesicht sorgfältig hinter einem Schleier versteckt, doch er konnte das lebhafte Funkeln der schwarzen Augen nicht verbergen. Als der Schleier zufällig aus ihrem Gesicht geweht wurde, fiel mir auf, daß ihre Zähne weiß und kräftig waren und daß ihr Kinn, auch wenn es glattrasiert war, Bartstoppeln aufwies!«
    »Ich habe alte Damen kennengelernt, die Schnurrbärte oder sogar Vollbärte hatten«, sagte Emerson grinsend. »Ihr seid beide im Unrecht. Ich weiß, wer Sethos wirklich ist. Seine Lordschaft, Graf Everly!«
    Er ließ mir keine Zeit für eine Erwiderung, sondern fuhr fort: »Ronald befand sich in seinem Gefolge. Es war in Dahschur während der Schießübungen des vermeintlichen Grafen und seiner Freunde, als die beiden Vorfälle mit den Schußwaffen passierten. Es war sein Pferd, das scheute und Ramses in Gefahr …«
    »Reiner Zufall«, sagte ich. »Sethos kann nicht seine Lordschaft sein. Er ist Mrs. Axhammer.«
    »Der Graf«, knurrte Emerson.
    »Mr. Gregson«, flötete Ramses.
    Seine hohe Stimmlage stand in einem so merkwürdigen Gegensatz zu dem brummenden Bariton seines Vaters, daß Emerson und ich lachen mußten. Ramses sah uns von oben herab an. »Es gelingt mir nicht, die Situationskomik zu erkennen«, sagte er.
    »Du hast ganz recht, mein Junge«, sagte Emerson schmunzelnd. »Ich vermute, wir müssen es dahingestellt sein lassen. Die Zeit wird beweisen, wer von uns richtig lag.«
    »Wenn wir uns nicht alle irren«, sagte ich in ernsterem Tonfall. »Deine Erwähnung geht mir nicht aus dem Kopf, Emerson, daß der Gott Set rothaarig war. Aber ich möchte wetten, daß ich die erste sein werde, die seinem grauenvollen Stellvertreter unter die Augen tritt.«
    »Das solltest du verflucht besser sein lassen«, sagte Emerson und lehnte jedwede Entschuldigung ab, obgleich er versprochen hatte, im Beisein von Ramses nicht mehr zu fluchen.
     
    Als wir die Empfangshalle des Shepheard betraten, fiel unser Blick als erstes auf Enid. Sie saß dort, eine Zeitung in der Hand, und schien die neugierigen Blicke und das Tuscheln der anderen Gäste gar nicht wahrzunehmen. In dem Augenblick, als sie uns bemerkte, sprang sie auf und eilte auf uns zu.
    »Sie sind gekommen«, flüsterte sie und ergriff meine Hand. »Ich hatte schon befürchtet, Sie kämen nicht. Ich danke Ihnen, vielen, vielen Dank!«
    »Ich sagte doch, daß ich kommen würde«, entgegnete ich. »Wenn ich etwas zusichere, Enid, können Sie sicher sein, daß ich das auch einhalte.«
    Ramses musterte sie unauffällig. Und in der Tat hatte sie wenig Ähnlichkeit mit der sittsamen Archäologin von Dahschur. Sie trug ein sehr auffälliges Kleid, das mit Rüschen, Schleifen und Spitzen übersät war, und ihre Lippen und Wangen waren geschminkt. Ich wage zu behaupten, daß sie sicherlich nicht mehr Farbe aufgelegt hatte als sonst, aber aufgrund ihrer Blässe wirkten die roten Flecken ziemlich schauderhaft.
    Sie drückte mir fest den Arm und streckte ihre andere Hand nach Ramses aus. »Erkennst du deine alte Freundin denn noch in diesem Aufzug?« fragte sie und lächelte tapfer.
    »Ich hoffe, Sie nehmen nicht an, daß eine oberflächliche Veränderung des Erscheinungsbildes mein geschultes Auge täuschen könnte«, erwiderte Ramses offensichtlich eingeschnappt. »Ich hatte nur gerade überlegt, welcher der beiden Persönlichkeiten ich den Vorzug geben würde. Im großen und ganzen …«
    Es hatte nur wenige Tage gedauert, bis Enid begriffen hatte, daß Ramses ununterbrochen weiterredete, falls man ihm nicht ins Wort fiel. »Egal, wie meine äußere Erscheinung auf dich wirkt, Ramses, meine Gefühle werden sich niemals ändern. Ich bin dir eine wirkliche Freundin, und ich hoffe, daß das auch umgekehrt der Fall ist.«
    Ramses war tief bewegt. Der zufällige Beobachter hätte es vielleicht nicht bemerkt, denn die einzige, rein äußerliche Gefühlsregung waren seine flatternden Lider. In tiefstem Pathos

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