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Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Nationaldichter Shakespeare so treffend formuliert, war »eine Nacht wie diese« wie geschaffen für romantische Stunden. Allerdings wußte ich, daß ich mir nicht allzuviel Hoffnung machen durfte. Ramses würde uns sicherlich begleiten wollen, und eine solche Bitte ließ sich kaum abschlagen, da es noch verhältnismäßig früh war. Doch wenn Ramses mit uns ging, dann ergab unser gemeinsamer Spaziergang keinen Sinn. (Falls der werte Leser mir folgen kann, was ihm oder ihr sicherlich gelingt, sofern er oder sie auch nur einen blassen Schimmer von romantischen Gefühlen besitzt.) Natürlich konnte ich meine Argumentation nicht offen darlegen, deshalb verschanzte ich mich hinter einer (recht glaubwürdigen) Ausrede.
    »Wie kannst du so etwas vorschlagen, Emerson, wo doch noch so viel Arbeit vor uns liegt? Kisten müssen ausgepackt, deine Aufzeichnungen sortiert, mein Medizinschrank aufgefüllt werden …«
    »Zum Teufel damit«, fluchte Emerson. »Aber, nun gut, ich nehme nicht an, daß du mich dabei brauchst …«
    »Ich könnte dich sicher …«
    »Wenn das so ist, mache ich mich auf den Weg. Ramses?«
    »Danke, Papa. Ich hatte gehofft, daß du die Einladung aussprechen würdest, und ich war in der Tat entschlossen, um Erlaubnis zu bitten, dich begleiten zu dürfen, falls du nicht selbst darauf gekommen …«
    »Ich bin selbst darauf gekommen«, fiel ihm Emerson ins Wort. »Dann komm.«
    Nemo sprang auf. »Sie brauchen nicht mitzukommen«, sagte Emerson freundlich. »Ich kann auf Ramses aufpassen.«
    »Ich würde sehr gern …« fing Nemo an.
    »Ich brauche Ihre Hilfe«, sagte ich.
    »Aber Professor …«
    »Nein, nein, junger Mann, im Gegensatz zu Mrs. Emerson benötige ich Ihre Hilfe nicht. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen, das kennen Sie doch, nicht wahr?«
    Nemo sank brütend in seine Hockstellung zurück. Ich wartete, bis Emerson und Ramses gegangen waren, dann sagte ich nachdenklich: »Ich glaube, ich könnte einen Whiskey vertragen. Wollen Sie auch einen, Mr. Nemo?«
    Nemo starrte mich an. »Wie bitte, Madam?«
    »Sie finden die Flasche und Gläser auf dem Tisch im Salon. Wenn Sie die Güte besitzen würden, sie zu holen …«
    Er tat, wie ihm geheißen, und beobachtete mich neugierig beim Füllen der Gläser. »Auf Ihre Majestät«, sagte ich und erhob mein Glas. »Gott schütze die Königin.«
    »Hm, ganz recht«, sagte Mr. Nemo und tat es mir nach.
    Der Appetit eines Opiumkonsumenten ist normalerweise gering. Er hatte sehr wenig gegessen, und der Alkohol wirkte rasch. Wie ich gehofft hatte, hatte das traditionelle und von jedem königstreuen Engländer geschätzte Ritual auch besänftigende Wirkung. Nemo setzte sich auf einen Stuhl, statt seine Hockstellung einzunehmen. »Das ist der erste Whiskey, den ich seit … seit Monaten trinke«, murmelte er mehr zu sich selbst.
    »Ich bin eine große Verfechterin der medizinischen Indikation guten Whiskeys«, erklärte ich. »Insbesondere bei der Behandlung von Erschöpfungszuständen und leichter Nervosität. Natürlich würde ich niemals den exzessiven Gebrauch befürworten, aber kein vernünftiger Mensch könnte irgend etwas gegen den zivilisierten und maßvollen Umgang haben. Im Vergleich dazu ist beispielsweise Opium …«
    Nemo schoß mit gesenktem Kopf nach vorn. »Ich wußte es«, murmelte er. »Bitte verschonen Sie mich mit Ihrer Lektion, Mrs. Emerson. Sie verschwenden Ihre und meine Zeit.«
    »Wir müssen noch über Ihre Anstellungsbedingungen sprechen, Mr. Nemo. Sie können kaum von mir erwarten, daß ich Ihren Drogenkonsum während der Dienstzeit toleriere. Ramses zu beaufsichtigen verlangt jedes Quentchen Aufmerksamkeit und Energie, die ein Mann aufbringen kann.«
    Das zerzauste Haupt des jungen Mannes sank noch tiefer. »Ich besitze keine dieser Eigenschaften.«
    »Unsinn. Sie waren außerordentlich aufmerksam an jenem besagten Abend. Wenn es erforderlich wird, können Sie genügend Energie aufbringen. Ich verlange nicht von Ihnen, daß Sie Ihre abscheuliche Angewohnheit völlig aufgeben, Mr. Nemo, sondern erwarte lediglich, daß Sie die Finger davon lassen, während Sie für Ramses verantwortlich sind. Ist das zuviel verlangt?«
    Nemo antwortete nicht, aber ich meinte, eine Anspannung in seiner Haltung zu erkennen. Einlenkend fuhr ich fort: »Ich gebe Ihnen einen freien Tag pro Woche. Das ist außerordentlich großzügig, aber Großzügigkeit gehört nun einmal zu meinen positiven Eigenschaften. Wenn es unbedingt sein muß, können Sie an diesem

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