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Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Tag in abgrundtiefe Besinnungslosigkeit verfallen, aber den Rest der Woche bleiben Sie wachsam. Es würde mich freuen, ein großzügig bemessenes Quantum Whiskey für Sie bereitzustellen, wann immer …«
    Ich brach ab, denn seine eingesunkenen Schultern zuckten unkontrolliert und unterdrücktes Schluchzen entwich seinen Lippen. Ich war auf eine Schwachstelle gestoßen. Ich hatte es geschafft, an seinen letzten Rest von Männlichkeit zu appellieren! Er war nicht so tief gesunken, wie ich befürchtet hatte. Es bestand noch eine Chance, ihn nicht nur von seiner widerwärtigen Gewohnheit, sondern auch von dem verabscheuungswürdigen Einfluß des Meisterverbrechers zu befreien. Welch ein Triumph!
    Nemo hatte sich aufrecht hingesetzt und den Kopf gehoben. Die Strahlen der untergehenden Sonne glitten über sein Gesicht mit den tränenfeuchten Wangen. »Mrs. Emerson …« Doch er war nicht Herr seiner Gefühle. Ihm versagte die Stimme, und aus seinen Lungen entwich ein Seufzer.
    »Ich verstehe, Mr. Nemo. Sagen Sie jetzt nichts. Oder besser, sagen Sie einfach, daß Sie es versuchen wollen.«
    Er nickte stumm.
    »Möchten Sie noch einen Whiskey?« fragte ich und griff nach der Flasche.
    Die freundliche Geste war zuviel für den jungen Mann. Mit einem unterdrückten Aufschrei sprang er auf und flüchtete sich ins Haus.
    Ich genehmigte mir noch einen kleinen Whiskey. Ich meinte, ihn verdient zu haben. Das Gespräch war weitaus positiver verlaufen, als ich erwartet hatte. Bei meiner Einschätzung des jungen Mannes hatte ich vergessen, die altbekannten Tricks der Meisterverbrecher zu berücksichtigen. In den verwobenen Fäden ihrer entsetzlichen Netze verfangen sich reich und arm, schuldig und unschuldig. Im Falle des jungen Mr. Nemo hatte vielleicht ein relativ harmloser Zwischenfall zu dessen Erpreßbarkeit geführt und es dem M.V. (es sei mir erlaubt, diese praktischere Abkürzung für den Begriff Meister-Verbrecher zu verwenden) ermöglicht, ihn in seine Machenschaften einzubeziehen. Vielleicht hatte er (Mr. Nemo) sogar versucht, sich davon zu lösen und in die anständige Gesellschaft zurückzukehren.
    In solch anregende Gedanken versunken sinnierte ich vor mich hin, bis plötzlich die Nacht über Ägypten hereinbrach und mattes Mondlicht in den Hof einfiel. Laternenschein und der Klang lachender Stimmen drangen aus der Hütte, in der sich unsere Männer häuslich niedergelassen hatten. Widerwillig erhob ich mich, um zu den von mir bereits erwähnten Pflichten zurückzukehren.
    Der größere der beiden vorderen Räume sollte uns gleichzeitig als Salon und Arbeitszimmer dienen. Unsere Klappstühle sowie der kleine Ofen waren bereits aufgestellt worden, und einige orientalische Teppiche auf dem Boden verliehen dem Ganzen eine farbliche Note; trotzdem mußte immer noch ein halbes Dutzend Kisten ausgepackt werden. Ich begann damit, meine medizinischen Vorräte zu überprüfen, da sicher schon bei Tagesanbruch die ersten bemitleidenswerten Kranken an unsere Tür klopfen würden. Mediziner und Krankenhäuser waren außerhalb der großen Städte so gut wie unbekannt, und die Dorfbewohner glaubten in ihrer ganzen Naivität, daß alle Europäer Ärzte wären. Was mich anbelangte, so wurden ihre Hoffnungen wenigstens nicht völlig enttäuscht.
    Ramses und Emerson kehrten schließlich zurück und wollten mir beide von dem Gebiet berichten. Ich mußte ihre Begeisterung bremsen, da es einfach keinen Sinn hatte, mich von ihnen ablenken zu lassen, und schickte Ramses zu Bett. Die Katze Bastet schien unschlüssig, ob sie ihn begleiten sollte, doch als Ramses sie von einem der Umzugskartons herunterhob, den sie gerade beschnüffelte, ließ sie sich widerstandslos von ihm forttragen.
    »Wie ich sehe, Peabody, trinkst du schon wieder«, sagte Emerson und überprüfte den Inhalt meines Whiskeyglases. »Wie oft habe ich dich schon vor den Gefahren des Teufels Alkohol gewarnt?«
    »Du beliebst zu scherzen, Emerson. Es war tatsächlich ein Experiment, und es hat hervorragend funktioniert. Mr. Nemo ist ein entlassener Armeeoffizier! Früher stand er in den Diensten ihrer Majestät …«
    »Bitte, Peabody, alles der Reihe nach. Wie hast du es angestellt? Ihn betrunken gemacht und dann ein Geständnis aus ihm herausgelockt?«
    Ich erklärte ihm alles. Emerson erfreute sich allerbester Laune; er hörte mir sogar zu, ohne mir ins Wort zu fallen.
    Schließlich sagte er: »Du hast aufgrund eines einzigen Trinkspruchs auf Mr. Nemos Militärlaufbahn

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