Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
geschlossen?«
    »Nein, nein, das war nur ein weiterer Hinweis. Alles weist darauf hin, Emerson – die Haltung, das Benehmen, die Ausdrucksform des jungen Mannes.«
    »Nun, vielleicht hast du recht, Peabody. Ich hatte selbst schon daran gedacht.«
    »Ha«, entfuhr es mir.
    Emerson grinste. »Ich weiß, ich weiß. Ich behaupte ständig, deinen Schlußfolgerungen zuvorgekommen zu sein – wie du das im umgekehrten Fall auch praktizierst, Peabody, gib es ruhig zu. Aber diesmal habe ich nicht versucht, dich reinzulegen. Es war einfach die naheliegendste Erklärung. Solche Fälle kommen leider recht häufig vor. Und wen wundert das! Nimm einen jungen unerfahrenen Mann, verbanne ihn in ein fremdes Land mit exotischen Versuchungen, rede ihm pausenlos seine Überlegenheit gegenüber unbedarfteren Völkern – und vor allem Frauen! – ein, schotte ihn von allem außer den Angehörigen seines eigenen Geschlechts und seiner gesellschaftlichen Klasse ab …«
    So fuhr er eine Zeitlang fort. Ich ließ ihn – erst einmal – gewähren. Das Thema gehörte zu Emersons Hauptärgernissen. Er hatte Ramses nicht zur Schule geschickt, und in diesem Fall hatte ich ihm beipflichten müssen. Jedes Bildungssystem, das die Geschlechtertrennung propagiert und Frauen nicht die gleichen intellektuellen Möglichkeiten einräumt, ist ein kümmerliches System.
    Schließlich beruhigte sich Emerson. Er gab sich einen Ruck und wischte sich über seine schwitzende Stirn. »Wie auch immer, Peabody, ich bin froh, daß du deine irrigen Ansichten über Meister … – äh – über Mr. Nemos kriminelle Zugehörigkeit aufgegeben hast.«
    Ich verkniff mir ein Lächeln. Emerson genießt unsere kleinen Streitereien ebenso sehr wie ich. Sie sind, wenn ich einmal eine treffende Metapher einflechten darf, das Salz in der Suppe der Ehe. Allerdings hatte ich das Gefühl, daß er für einen einzigen Abend bereits genug Aufregung ertragen hatte, und ich wollte endlich fertig werden und zu Bett gehen.
    Seine Gedanken drehten sich wohl um das gleiche Thema, denn einen Augenblick später sagte er: »Ich habe eine nette kleine Mulde in den Felsen entdeckt, Peabody. Mit einem Stück Segeltuch für ein Dach wäre sie eine ansprechende Schlafstätte.«
    »Für wen denn, Emerson?«
    Ich hatte ihm meinen Rücken zugewandt, doch ich vernahm das Knacken seines Stuhls und den elefantenartigen Gang, wenn er versucht, auf Zehenspitzen zu gehen. Seine Arme umfingen meine Taille. »Was meinst du, Peabody?«
    Ich spürte seine warmen, feuchten Lippen an meiner Schläfe. So gern ich es gehabt hätte, wenn Emerson sein interessantes Vorhaben fortgesetzt hätte, ich zwang mich, standhaft zu bleiben. »Alles zu seiner Zeit, Emerson. Ich muß noch zwei Kisten auspacken.«
    »Heb sie für morgen auf.«
    »Sie enthalten möglicherweise Dinge, die wir morgen früh dringend benötigen. Ich habe den Teekessel noch nicht gefunden … Hör auf, Emerson. Ich kann mich nicht konzentrieren, wenn du … Oh, Emerson. Also, Emerson …«
    Eine Zeitlang herrschte Schweigen. Schließlich riß mich ein durchdringendes Geräusch, vergleichbar mit dem einer auf Holz schabenden Feile, aus meiner Versunkenheit. Emerson hörte es ebenfalls. Er löste sich aus unserer Umarmung, und ich versuchte ziemlich erfolglos, meine unordentliche Kleidung zu glätten, bevor ich mich der Tür zuwandte. Doch es war niemand da. Ich wußte trotzdem, daß Ramses uns belauscht hatte. Das Schnurren seiner Katzengefährtin hatte ihn verraten und ihn zum eiligen Rückzug gezwungen.
    Es war zwecklos, der Sache – beziehungsweise Ramses’ Neugier – auf den Grund zu gehen. Schweigend wandte ich mich erneut den Tätigkeiten zu, die ich aufgrund von Emersons Liebesbeweisen unterbrochen hatte. Wie es gelegentlich seine Art ist, ließ Emerson seine Verärgerung über die Störung nicht an dem Unhold, sondern an der nächstbesten Person – nämlich mir – aus.
    »Du brauchst verflucht viel Zeit zum Auspacken«, brummte er.
    »Wenn du geblieben wärst und mir deine Hilfe angeboten hättest, wäre ich längst fertig.«
    »Warum hast du das denn nicht gesagt? Das ist wieder typisch für euch Frauen. Ihr erwartet immer, daß ein Mann eure Gedanken liest …«
    »Es wäre selbst dem Dümmsten aufgefallen …«
    »Und dann jammert und klagt ihr, wenn …«
    »Jammern, ach tatsächlich! Wann hast du mich jemals …«
    »Ich gebe zu, der Begriff ist unzutreffend. Kreischen wäre der passendere …«
    »Wie kannst du nur …«
    »Wie

Weitere Kostenlose Bücher