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Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Einladung, mit uns zusammen zu Abend zu essen, zugestimmt, was weniger daran lag, daß er unsere Gesellschaft besonders schätzte, sondern die anderen Männer hatten ihm vielmehr zu verstehen gegeben, daß sie keinen Wert auf die seine legten. Den angebotenen Stuhl lehnte er ab. Er hockte sich auf den Boden, klemmte sein schmutziges Gewand unter sich, aß mit den Fingern und wischte sich das Fett am Umhangstoff ab. Ich war mir sicher, daß er mich provozieren wollte und sich deshalb so verhielt, also sagte ich nichts dazu.
    Die Unterhaltung verlief zunächst sehr schleppend. Emerson war in Gedanken mit der auf ihn zukommenden Arbeit beschäftigt, Nemo schien zur Einsilbigkeit entschlossen, und auch ich war etwas erschöpft. Ramses jedoch war nie zu müde zum Reden, und der Monolog zählte zu seiner bevorzugten Ausdrucksform. Als erstes brachte er uns auf den neuesten Stand hinsichtlich der Aktivitäten unserer Männer. Wir erfuhren alles über Selims Hochzeit und Abduls Scheidung und Yusufs Zwillinge und die dreiköpfige Ziege, die im Nachbardorf geboren worden war. (Derartige Wunder ereignen sich immer in einem Nachbardorf und werden ausschließlich durch zuverlässige Quellen verbreitet, die aber niemand persönlich kennt.)
    Vom Speziellen wechselte Ramses zum Allgemeinen über und wiederholte Abdullahs Bericht über den Sommer in Dahschur.
    Obwohl ich Ramses im großen und ganzen nicht zum Reden ermutige, unterbrach ich ihn diesmal nicht, da ich aufgrund der Dringlichkeit der Hausarbeit diese Neuigkeiten nicht aus erster Hand erfahren hatte. Wir hatten damit gerechnet, daß es Schwierigkeiten in diesem Ausgrabungsgebiet geben könnte. Während der vergangenen Saison hatte eine Bande professioneller Diebe unter der Führung dieser bereits von mir erwähnten schrecklichen und rätselhaften Person versucht, die Grabstätten rund um die Pyramiden auszurauben. Wir hatten ihren heimtückischen Plan vereitelt, doch ich befürchtete, daß sie es während unserer Abwesenheit erneut versuchen würden und sich dann die Dorfamateure mit ihnen auseinandersetzten – falls man von irgendeinem ägyptischen Grabräuber überhaupt als Amateur sprechen kann. Die Fellachen verdingen sich seit Generationen damit – ihre Ursprünge reichen mit Sicherheit bis in die Zeit der Pharaonen zurück –, und viele unter ihnen sind geschickter im Aufspüren verschollener Gräber als manch ausgebildeter Archäologe. Bettelarm und nach Jahrhunderten türkischer Herrschaft ohne jeden Nationalstolz, sehen sie keinen Grund dafür, warum sie nicht vom Reichtum ihrer Vorfahren profitieren sollten.
    Allerdings hatten laut Abdullah keine illegalen Ausgrabungen stattgefunden. Er und seine Söhne hatten das Gebiet abwechselnd bewacht und waren von ihrem Dorf südlich von Kairo ständig hin und her gereist.
    Während Ramses ununterbrochen sprach, bemerkte ich, daß Nemo mit einem Interesse lauschte, wie es bei der Schilderung der persönlichen Belange unserer Männer nicht der Fall gewesen war. Ich unterbrach Ramses’ Diskurs.
    »Das Thema scheint Sie zu faszinieren, Mr. Nemo. Ist Ihnen der Grabraub in Ägypten noch nicht bekannt?«
    »Man kann sich der Kenntnis kaum entziehen, wenn man einige Zeit in Ägypten lebt«, lautete die kühle Antwort. »In Kairo verkauft jeder Antiquitätenhändler solche Waren.«
    »Waren Sie nie versucht, in diesen Handel einzusteigen?«
    Nemo lächelte süffisant. »Graben ist mit Anstrengung verbunden, Mrs. Emerson. Ich lehne physische Anstrengung ab. Fälschungen, nun … In der Shari a’ Kamel gibt es einen Burschen, der Antiquitätenfälschungen herstellt, und ich habe eine ganze Reihe unechter Skarabäen an Touristen verkauft, die es nicht anders verdient haben.«
    Das Wort »Skarabäus« rüttelte Emerson aus seiner Meditation auf. Statt aber erbost über dieses freimütige Geständnis zu sein, kicherte er. »Versuchen Sie das bloß nicht hier in der Gegend, Nemo. Mich würden Sie nicht hinters Licht führen.«
    »Ich habe auch Besseres zu tun, Professor.«
    »Das hoffe ich. Äh – wo wir gerade von der Gegend sprechen, ich denke, ich sollte einen kleinen Spaziergang machen und meine Erinnerung hinsichtlich – äh – dieser Gegend auffrischen. Hast du Lust, mich zu begleiten, Peabody?«
    Aus mehreren Aspekten – nicht zuletzt aufgrund von Emersons bedeutsamem Lächeln – schien mir das verlockend. Bald würde das silberne Rund des Mondes tief über dem libyschen Hochland schweben, und wie es unser

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