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Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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geworden, hatte eine zierliche alte Dame von einer Grabstätte fortgezerrt, und später stellte sich heraus, daß es sich bei besagter Dame um eine ehemalige französische Fürstin gehandelt hatte. Die sich daran anknüpfende, internationale Empörung ebbte erst nach einer ganzen Weile wieder ab.
    Er krempelte seine Hemdsärmel hoch. Ich hielt ihn fest und harrte der Dinge, die da kommen würden. Kurz darauf erkannte ich in der Gruppe der berittenen Männer dieselben Engländer, die ich tags zuvor im Shepheard bemerkt hatte.
    Sie trugen immer noch die teilweise phantasievolle und unpassende arabische Kostümierung, die sie in den Basaren erstanden hatten. Allerdings waren sie hervorragende Reiter – nicht sonderlich überraschend für Menschen, die sich zeit ihres Lebens kaum je anderen Dingen als Sport und Müßiggang widmeten. Die Gewehre, die sie in ihre Satteltaschen gesteckt oder um ihre Oberkörper geschlungen hatten, entsprachen den neuesten und teuersten Modellen.
    Lachend und scherzend näherten sie sich den Zelten, wo ihr junger Anführer absitzen wollte. Als er mich sah, hielt er plötzlich inne, einen Fuß immer noch im Steigbügel, den anderen über den Pferderücken geschwungen. Genau in diesem Augenblick bleckte das Pferd seine Zähne, und die Ähnlichkeit zu seinem Reiter, dessen Gebiß beinahe ebenso vorstand, war so frappierend, daß ich mir das Lachen verkneifen mußte.
    »Bei meinem Wort, es ist ’ne Dame«, entfuhr es dem jungen Mann. »Jungs, schaut her. Was zum Teufel meint ihr, tut die hier mitten in der Einöde? Wie geht’s, Ma’am?«
    Er nahm seinen Turban ab. Emerson war von dieser Geste wenig begeistert. Er schnauzte: »Hüten Sie Ihre Zunge, junger Mann. Mrs. Emerson ist Pöbelhaftigkeit nicht gewohnt.«
    »Mrs. Emerson? Dann müssen Sie Mr. Emerson sein.« Der Bursche grinste, als wäre er stolz auf seine brillante Logik.
    »Professor Emerson«, korrigierte ich. »Und wer sind Sie, Sir?«
    Einer seiner Gefährten eilte ihm zur Seite. »Gestatten Sie, daß ich Ihnen seine Lordschaft Graf Everly vorstelle.«
    Emerson knurrte. »Nachdem Sie ihn jetzt vorgestellt haben, können Sie ihn meinetwegen wieder wegschaffen. Das hier ist eine archäologische Expedition und kein Verein für reiche Nichtstuer.«
    »Archäologie! Ist das wirklich so? Bei meinem Wort! Sagen Sie, Professor, können Sie uns nicht ein bißchen rumführen? Oder, noch besser, lassen Sie es Ihre bessere Hälfte machen, ja? Nimm dir ’ne schöne Frau, wenn du eine haben kannst, nicht wahr, alter Bursche?« Er klopfte Emerson auf die Schulter und entblößte so viele seiner Zähne, daß ich schon befürchtete, sie würden ihm aus dem Mund fallen.
    Ich hörte nicht, was Emerson erwiderte, was vermutlich auch besser war. Ich hatte etwas entdeckt, das meine Aufmerksamkeit erregte und meinen überaus entwickelten, detektivischen Spürsinn weckte.
    Ein weiterer Begleiter des Grafen war neben diesen getreten. Als er sich seiner Kopfbedeckung – einem aufsehenerregend voluminösen Turban – entledigte, wirkte sein Kopf, als loderte darauf ein Feuer. Die Gesichtszüge unter den kupferfarbenen Locken waren kaum weniger erstaunlich. Ich mußte schon zweimal hinsehen, um mich davon zu überzeugen, daß es sich nicht um Mr. Nemo handelte. Bei näherer Betrachtung kam ich zu dem Schluß, daß die Ähnlichkeit tatsächlich nicht so gravierend war, wie ich angenommen hatte: es war lediglich die ungewöhnliche Haarfarbe der beiden Männer, die den irreführenden Eindruck hervorgerufen hatte. Dieser Mann – zweifellos dieselbe Person, die mir vor dem Verwaltungsgebäude aufgefallen war – wirkte schmächtiger und weichlicher durch seine sanften Gesichtszüge und seine kleinen manikürten Hände.
    Als er meinen Blick auf sich ruhen spürte, trat der Mann unsicher von einem Bein aufs andere und lächelte verlegen. »Guten Morgen, gnädige Frau.«
    In meiner Überraschung hatte ich meine Pflichten gegenüber meinem aufgebrachten Ehemann vernachlässigt, doch Ramses hatte sich glücklicherweise rechtzeitig eingeschaltet, um den Grafen vor tätlichen Übergriffen zu bewahren. Vermutlich hatte er dessen Pferd bewundert, denn als ich mich wieder den anderen zuwandte, hörte ich gerade noch, wie Everly albern kicherte und bemerkte: »Ja, Junge, er ist wirklich ein toller Bursche. Willst du ihn mal ausprobieren?«
    »Ramses«, rief ich. »Ich verbiete dir ausdrücklich …«
    Doch Ramses saß bereits im Sattel, und falls er mich gehört hatte,

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