Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
Epoche weit verbreitet war, ist es wahrscheinlich …«
    »Ramses, dein Papa ist sich dessen sehr wohl bewußt«, sagte ich zurechtweisend.
    »Ich hatte lediglich den Wunsch, darauf hinzuweisen, daß man mit äußerster Sorgfalt vorgehen muß, um die Fundstelle …«
    »Ramses, ich darf dich erneut daran erinnern, daß es momentan keinen Exkavator auf diesem Gebiet gibt, der das Fachwissen deines Vaters besitzt.«
    »Danke, meine Liebe«, sagte Emerson und deutete eine Verbeugung an. »Amüsierst du dich gut mit deiner kleinen Pyramide?«
    »Ja, danke der Nachfrage, Emerson.«
    Noch ehe ich Atem zum Weitersprechen schöpfen konnte, hatte sich Ramses an Enid gewandt und bat sie um ihre Einschätzung hinsichtlich dessen, was wir bislang erreicht hatten. Vielleicht war es nur der höfliche Versuch, sie in unser Gespräch mit einzubeziehen. Aber das bezweifelte ich.
    Enid lenkte ihn ab, indem sie die Katze auf ihren Schoß nahm, die um ihre Knöchel gestrichen war. Es überraschte mich, daß das edle Geschöpf das duldete. Sie mochte mich und verhielt sich duldsam gegenüber Emersons Zuneigung, Ramses jedoch war der einzige, zu dem sie sich zärtlich hingezogen fühlte.
    Das Ablenkungsmanöver erwies sich als erfolgreich, denn Ramses erkundigte sich umgehend nach Enids Haustieren – da er zu dem Schluß gekommen war, wie er ihr in epischer Breite erklärte, daß sie zumindest einmal eine Katze besessen haben müsse, denn sonst wüßte sie nicht, wo die genauen Stellen zum Kraulen lägen. Als Enid ihm antwortete, daß sie Dutzende von Hunden und Katzen gehabt hätte, die in den meisten Fällen von grausamen Besitzern ausgesetzt worden wären, nahmen Ramses’ Gesichtszüge einen wohlgefälligen Ausdruck an. Wie er da im Schneidersitz neben ihr hockte, seinen Lockenkopf leicht zur Seite geneigt und die dunklen Augen interessiert auf sie fixiert, hätte man ihn für einen ganz normalen, kleinen Jungen halten können – solange er den Mund hielt.
    Plötzlich sprang Emerson auf und ließ dabei sein Butterbrot (die gebutterte Seite natürlich zuunterst) auf den Tischläufer fallen. Er schirmte seine Augen mit den Händen ab und blickte gen Osten, in Richtung des Sonnenaufgangs. »Es ist nicht zu fassen, Amelia. Ich glaube, dort marschiert eine dieser verfluchten Touristengruppen. Und sie schlagen unsere Richtung ein.«
    »Das überrascht mich nicht, Emerson«, entgegnete ich, während ich versuchte, die Butter von dem Läufer, einem schönen, alten Bucharateppich, zu kratzen. »Du weißt doch, daß das einer der Nachteile der Arbeit in Dahschur ist. Auch wenn der Ort nicht so bekannt ist wie Gizeh und Sakkara, wird er doch in allen Reiseführern erwähnt.«
    »Hast du schon jemals so verrückte Gestalten gesehen?« entfuhr es Emerson. »Grüne Sonnenschirme, Stoffetzen um ihre Köpfe gewickelt …«
    Im Vergleich zu Emerson sahen sie wirklich lächerlich aus.
    Ohne Kopfbedeckung, den gebräunten Nacken und die Unterarme entblößt, hatte er sich in seiner Umgebung so akklimatisiert, wie es nur wenigen Ausländern in Ägypten gelang.
    Der kleine Trupp näherte sich uns. Keiner der Reiter war es gewohnt, auf einem Eselrücken zu sitzen. Sie hopsten auf und ab wie Hampelmänner. Emerson rollte seine Hemdsärmel bis zu den Oberarmen hoch. »Ich gehe einfach hin und vertreibe sie.«
    »Warte, Emerson …« Aber es war bereits zu spät. Emersons lange Beine trugen ihn hastig in Richtung des Feindes.
    Seine erhobene Hand ließ die Gruppe anhalten. Ein beleibter Gentleman fiel von seinem Esel und wurde von zwei grinsenden kleinen Eseltreibern wieder aufgerichtet. Daraufhin folgte eine lebhafte Diskussion. Ich konnte den Wortlaut zwar nicht verstehen – außer den einen oder anderen Fluch von Emerson –, doch die Gesten der Beteiligten ließen keinen Zweifel an ihren Absichten aufkommen.
    Enid kicherte. »Ich fühle mich an Tante Betsy in Dickens’ reizender Erzählung erinnert«, sagte sie.
    »Und genau wie Tante Betsy wird Emerson das letzte Wort haben«, sagte ich, während ich ein Stück Brot mit Butter bestrich.
    Ich behielt recht, denn nach einer Weile drehte der Trupp ab, schlug die Richtung der nördlichen Pyramide ein, und Emerson kehrte, aufgrund dieser Begegnung erfrischt und bester Laune, zu uns zurück. Wir alle gingen wieder an die Arbeit, außer der Katze Bastet, die sich gähnend zu einem Nickerchen in eines der Zelte zurückzog.
    Ich hatte nicht erwartet, daß die Funde jenes ersten Tages überwältigend sein

Weitere Kostenlose Bücher