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Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Anlaß, den Namen der Einheit zu erwähnen. Nach Vaters Tod erbot sich mein Bruder großherzig, die Verwaltung des Anwesens zu übernehmen, so daß ich meine Militärkarriere weiterverfolgen konnte. Ich hatte … ich hatte Schulden gemacht. Bitte haben Sie die Güte, auf diesbezügliche Einzelheiten zu verzichten. Sie waren … Ich spreche ungern davon, insbesondere in Gegenwart von …«
    Er blickte zu Enid. Der schweigende Austausch zwischen den beiden verwunderte mich ebensosehr wie seine stockende Erzählweise. Sie sah ihn nie an, wohingegen er sie unablässig fixierte. Und die Atmosphäre zwischen ihnen knisterte praktisch vor Gefühlen. Als ihm die Stimme versagte, sprang sie auf. Ihre Wangen waren flammendrot.
    »Du lügst!« schrie sie. »Verabscheuungswürdig, borniert …«
    Emerson legte ihr eine seiner großen, gebräunten Hände auf die Schulter und drückte sie sanft, aber entschieden, auf ihren Stuhl zurück. »Seien Sie still, Miss Debenham. Sie werden noch die Gelegenheit zur Gegendarstellung haben. Fahren Sie fort … mein Herr.«
    »Der Rest ist schnell erzählt«, murmelte Donald. »Mein Regiment war in Ägypten stationiert. Da ich Geld brauchte, fälschte ich die Unterschrift auf einer Rechnung. Meine Tat wurde entdeckt. Die Person, die ich hatte betrügen wollen, einer unserer Offiziere, zeigte Nachsicht. Man machte mir das Angebot, meine Offizierslaufbahn zu beenden und … und zu verschwinden. Das tat ich. Das ist alles.«
    Er hatte so plötzlich geendet, daß Emerson und ich uns verwirrt anblickten. Da ich annahm, daß das mir von meinem Ehemann auferlegte Sprechverbot nun seine Gültigkeit verloren hatte, rief ich: »Alle Achtung, Mr. Fraser, das war wirklich eine kurze Geschichte. Ich glaube dennoch, daß wir sie mit einigen Einzelheiten bereichern können, die Ihnen entfallen sind. Ihr Bruder ist in Ägypten …«
    »Ich weiß. Ich habe ihn gestern gesehen.«
    »Ich nehme an, daß er gekommen ist, um Sie zu finden und Ihnen die liebende und verzeihende Hand eines Bruders zu reichen.«
    Nemos Kopf sank noch tiefer. Enid, die sich Emersons Griff entwinden wollte, lachte zornig auf. Ich wandte mich ihr zu. »Und Sie, Miss Debenham, sind ebenfalls aufgrund von Mitgefühl und Wiedergutmachung hierhergereist, um Ihrem alten Spielgefährten aus der Klemme zu helfen?«
    »Ich kam her, um ihm zu sagen, was ich von ihm halte«, rief das Mädchen. Sie entwand sich Emersons Griff und sprang auf. »Er ist ein hirnrissiger Idiot, der es nicht besser verdient hat!«
    »Zweifellos«, sagte Emerson und beobachtete sie interessiert. »Doch bitte verzeihen Sie mir, Miss Debenham, wenn ich – im Gegensatz zu den anderen Anwesenden – hartnäckig bleibe und auf eine gewisse Vertiefung der eigentlichen Fakten dränge. Sind Sie deshalb an Kalenischeff geraten? Denn eigentlich traue ich Ihnen einen besseren Geschmack zu, als sich freiwillig mit einem solchen Ganoven einzulassen.«
    »Sie haben vollkommen recht«, sagte Enid. »Ich war noch keine zwei Tage in Kairo, als mich Kalenischeff ansprach. Er bot sich an – selbstverständlich nicht umsonst –, mir bei der Suche nach Donald behilflich zu sein, der, wie mir Kalenischeff versicherte, wie ein aussätziger Hund in der stinkenden Gosse Kairos dahinvegetierte.«
    Stöhnend bedeckte Donald sein Gesicht mit beiden Händen. Enid fuhr gnadenlos fort: »Auf mich allein gestellt hatte ich nicht die Hoffnung, in dieses ekelerregende Umfeld und zu seinen Bewohnern vorzudringen. Kalenischeff überzeugte mich davon, daß wir so tun sollten als … als hätten wir Interesse füreinander, um meinen wahren Grund zu verschleiern und Donald und seine kriminellen Gesellen irrezuführen …«
    »Das war ziemlich leichtgläubig von Ihnen«, merkte Emerson kritisch an. »Aber egal. Ich nehme an, daß Sie diesen Kerl wirklich nicht im Affekt oder zur Verteidigung Ihrer Unschuld ermordet haben? Nein, nein, regen Sie sich nicht auf. Ein einfaches Kopfnicken genügt. Ich habe ohnehin nie geglaubt, daß eine Frau einen solchen Hieb ausführen könnte, der die Brustmuskulatur und das Herz durchdringt …«
    »Emerson, wie kannst du nur!« rief ich unwirsch. »Du hast mir doch erzählt …«
    »Du hast mich mißverstanden«, sagte Emerson so unverhohlen ausweichend, daß ich einfach sprachlos war. Er überspielte das Ganze, indem er fortfuhr: »Nun, nun, wir befinden uns augenblicklich in einer verwirrenden Situation, aber das ist ja nichts Neues. Und die Geschichte der beiden jungen

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