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Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Titel: Amelia Peabody 05: Der Sarkophag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Beziehungen auch eine Rolle, die alte Dame berief sich auf frühere Freundschaften, aber, aber … Soll mir doch meine verfluchte Zunge abfallen, wenn ich das jetzt sage! Sie ist eine arme Lohnempfängerin genau wie ich, und wohin sollte sie gehen – allein, ohne einen Pfennig in der Tasche, und …« Er schob seine geballten Fäuste in seine Jackentaschen und wandte sich ab.
    Wilson war kreidebleich geworden. »Aber … wenn das stimmt …«
    »Es stimmt«, sagte Kevin, ohne sich zu ihm umzudrehen.
    »Aber … aber Mr. O’Connell hat recht … Wenn man die scheußlichen Dinge überlegt, die einer so jungen Frau zustoßen können … in dieser gräßlichen Stadt …«
    Ich hatte ihren Dialog mit überaus großem Interesse verfolgt. Der arme Emerson, er würde sehr verärgert sein, wenn er erfuhr, daß die von ihm so verabscheuten »verfluchten romantischen Interessen« in diesem Fall eine Rolle spielten … Der arme Emerson, das war er in der Tat. Falls er dort war, wo ich ihn vermutete, dann hatte er allen Grund, diesen Tag zu bereuen.
    Aber das hier war nicht der richtige Augenblick, um sich solchen Gefühlen hinzugeben; zunächst mußte ich noch eine weitere Sache klären. Die beiden jungen Männer schienen ernsthaft verzweifelt, und ich wollte ihre Besorgnis nicht länger als unbedingt notwendig aufrechterhalten. Andererseits legte ich auch keinen Wert auf eine dogmatische Stellungnahme, die sich möglicherweise als falsch erwies.
    »Ich glaube, ich weiß, wo Miss Minton sein könnte«, sagte ich.
    Kevin wirbelte herum. Wilson sprang auf. Im Chor schrien beide: »Wo? Was? Warum –«
    »Ich sagte, ich glaubte, daß ich es wüßte. Falls meine Annahme richtig ist, besteht absolut kein Grund zur Besorgnis – Ihrerseits zumindest. Was Miss Minton selbst anbelangt … Sie gehen jetzt besser und überlassen mich meinen weiteren Nachforschungen.«
    Es war nicht einfach, die beiden loszuwerden, trotzdem wies ich ihre Fragen und Bitten rigoros zurück. »Keiner von Ihnen besitzt das Recht, von mir zu verlangen, daß ich Miss Mintons Vertrauen mißbrauche. Wäre einer von Ihnen mit ihr verlobt oder verheiratet, ließe ich mich vielleicht erweichen. Da Sie das jedoch nicht sind, verweigere ich die Antwort. Ich verspreche Ihnen, daß ich Sie beide benachrichtigen werde, sobald sich meine Theorie bestätigt. Je eher Sie aufbrechen, um so unverzüglicher kann ich mit meinen Ermittlungen beginnen.«
    Es gelang mir jedenfalls, sie zur Tür zu bugsieren, und ich wartete nicht ab, ob sie noch einen Schritt weiter gingen. Ich wandte mich an Ramses, der mir in die Halle gefolgt war.
    »Ich habe das Gefühl, du teilst meinen Verdacht, Ramses.«
    »Bei mir handelt es sich keineswegs um einen Verdacht, Mama«, erwiderte Ramses. »Ich bin mir sicher –«
    »Verstehe. Ich weiß nicht, ob ich dir dafür danken soll, daß du endlich einmal den Mund gehalten hast, oder ob ich dich bestrafen soll, weil du mir nicht umgehend Bericht erstattet hast.«
    »Ich weiß es erst seit gestern«, erklärte Ramses. »Sie ist sorgfältig darum bemüht, nicht aufzufallen; und ihr verändertes Erscheinungsbild –«
    »Und die Tatsache, daß Menschen Bedienstete kaum beachten. Mit Ausnahme deines Vaters … Aber er ist merkwürdig gleichgültig in diesen Dingen, du erinnerst dich, wie lange Miss Debenham ihn an der Nase herumgeführt hat.«
    Gargery, der uns sprachlos gelauscht hatte, begann: »Darf ich fragen, Madam –«
    »Alles zu seiner Zeit, Gargery. Bitte gehen Sie in den Salon, und sagen Sie den Kindern, daß sie ihre Zimmer aufsuchen sollen. Vermutlich hat Violet mittlerweile auch noch den letzten Krümel vom Teegebäck vertilgt.«
    (Was sich in der Tat als richtig erwies.)
    Ich fand das Dienstmädchen in meinem Zimmer vor, wo sie das Kaminfeuer anfachte. Als ich eintrat, sprang sie mit einer gemurmelten Entschuldigung auf; mit abgewandtem Gesicht griff sie nach dem Kohleneimer und strebte dann zur Tür.
    »Das Spiel ist aus, Miss Minton«, erklärte ich. »Setzen Sie sofort den Eimer ab, und schauen Sie mich an.«
    Der Eimer fiel um, und sein Inhalt rollte über den Teppich. »Nichts für ungut«, meinte ich, während sie sich auf den Boden kniete, um die Kohlen einzusammeln. »Von allen verachtenswerten, schamlosen Tricks, die mir jemals von einem Vertreter der Presse untergekommen sind, schlägt das hier dem Faß den Boden aus! Sie haben meine Stellenanzeige nie in die Zeitung gesetzt, stimmt’s?«
    Langsam erhob sich Miss Minton. In

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