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Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Titel: Amelia Peabody 05: Der Sarkophag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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war er nicht anwesend, und ich hoffe wirklich, daß er die von ihm angeblich gesuchte, passable Frau findet und daß diese ihm hilft, seinen Seelenfrieden und einen positiven Lebensweg zu finden.«
    »Es gibt nichts Besseres als den Einfluß einer passablen Frau«, bekräftigte Emerson feierlich. »Nun denn, Peabody, warum sollen wir nicht –«
    »Von ganzem Herzen, Emerson.«
    Nach einer längeren Zeitspanne hob Emerson den Kopf und hauchte irgendwie kurzatmig: »Das war grandios, Peabody, und ich beabsichtige, umgehend fortzufahren, aber würde es dir zuvor etwas ausmachen, zuzugeben, daß du dich geirrt hast hinsichtlich –«
    »Ich sehe keinen Grund, warum wir diese Diskussion fortsetzen sollten, Emerson.«
    »Mmmmmm«, murmelte Emerson. »Also, Peabody, ich muß gestehen, daß deine Argumente außerordentlich überzeugend sind.«
     
    Bevor wir eingeschlafen waren, dämmerte bereits ein grauer, verregneter Morgen, und einige Stunden später erwachte ich in dem gleichen, trüben Licht. Im Haus war es ruhig und friedlich; weder am Fußende des Bettes noch an der Tür gab es irgendein Lebenszeichen von Ramses, und ich döste noch eine Weile zufrieden vor mich hin und philosophierte. Es gibt nichts Beruhigenderes, glaube ich, als das Bewußtsein, seine Aufgabe erfüllt und Gefahren überwunden zu haben. Ein weiterer Mörder war dem Arm des Gesetzes ausgeliefert worden, und ich konnte mich dem kleinen Problem zuwenden, das mich nun schon seit mehreren Tagen verwirrte. Es hatte – unweigerlich – mit Ramses zu tun. Bevor ich mich allerdings auf die Sache konzentrieren konnte, wachte Emerson auf, und das sich daran anschließende Ablenkungsmanöver, für das mein Gatte eine außergewöhnliche Begabung besitzt, konzentrierte meine Aufmerksamkeit anderweitig.
    Daraus resultierte, daß wir erst recht spät aus unserem Zimmer auftauchten. Aufgrund des unseligen Wetters war der Himmel verdunkelt, und man hatte überall Licht gemacht. Während wir Arm in Arm durch den Flur schlenderten, bemerkte Emerson: »Ich nehme an, daß du auf deinem Tee bestehen wirst, Peabody.«
    »Hast du irgendwelche Einwände, Emerson?«
    »Nun ja, verflucht, habe ich; und du weißt auch, welche, Peabody.«
    »Ich versichere dir, mein Lieber, daß ich beabsichtige, mich dem Problem zu widmen.«
    »Hervorragend, meine liebe Peabody, ich überlasse es dir. Aber ich warne dich, ich halte das nicht mehr lange aus. Ich brauche Ruhe, wenn ich dieses verfluchte Manuskript fertigstellen soll.«
    Bevor er fortfahren konnte, schallte ein ohrenbetäubendes Kreischen durch das Haus. Es kam aus der Richtung der Kinderzimmer.
    »Zum Teufel!« brüllte Emerson. »Was ist denn jetzt? Dieses Kind hat die schrillste Stimme, die ich jemals bei einem weiblichen Wesen gehört habe. Wie wird das erst in zehn Jahren sein, wenn ihre Lungen ausgewachsen sind? Ich sage dir, Peabody –«
    »Das war nicht Violet, Emerson«, entgegnete ich. »Sei einen Augenblick still …« Ein weiteres Kreischen bestätigte meine Hypothese; ich war mir sicher, daß es von einem Mädchen stammen mußte, das älter als Violet war. »Eins von den Dienstmädchen, glaube ich«, fuhr ich fort. »Vielleicht sollten wir besser nachsehen.«
    Wir trafen besagtes Dienstmädchen – es handelte sich um Mary Ann – in der Eingangshalle. Sie hatte beide Hände vor ihr Gesicht geworfen und rannte blindlings gegen Emerson, der sie fürsorglich auffing und an die Wand schob, bevor er weiterging. »Sie zu fragen ist zwecklos«, bemerkte er. »Scheint ziemlich aufgebracht zu sein, das Mädchen. Ich nehme an, sie kam aus Ramses’ Zimmer.«
    »Das wäre eine stichhaltige Vermutung, selbst wenn ich nicht gesehen hätte, daß sie aus seiner Tür schlüpfte«, erwiderte ich. »Sie wollte ihn sicherlich zum Tee holen und fand … Was, fragt man sich.«
    Das sollten wir bald erfahren. Die Tür stand offen. Eigentlich überraschte es mich kaum, daß Ramses nicht allein war. Er und Percy standen zu beiden Seiten des Tisches, auf dem Ramses’ Mumien aufgereiht lagen. Ihre Gesichter wiesen einen interessanten Farbkontrast auf, denn Percy war zornesrot, Ramses hingegen so blaß, wie ich ihn noch nie erlebt hatte. Aufgrund seiner von Natur aus dunklen Hautfarbe und seiner tiefen Bräune hatten seine Wangen ein seltsames Milchkaffeebraun angenommen. Auf dem Tisch zwischen ihnen schien sich ein neues Versuchsobjekt zu befinden – überaus frisch, in der Tat, denn es blutete heftig.
    Es handelte sich um den Kadaver

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