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Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Titel: Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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der richtigen Ernährung und Hygiene auch für die rekkit gegolten. Ihre Leinengewänder und ihr Schmuck ähnelten der Ausstattung, die sie mir mitgebracht hatten, obwohl meine von besserer Qualität war. Anstelle von Gold hatten sie sich mit Kupferarmbändern und Perlenketten behängt. Ich nahm an, daß sie dem niederen Adel angehörten; möglicherweise waren sie Hofdamen der Prinzessinnen. Und sie verstanden ihr Geschäft. Sie besprengten mich mit Wasser, trockneten mich ab, salbten mich mit duftenden Ölen, und eine von ihnen flocht mein Haar zu einer komplizierten Frisur aus Zöpfen und Wellen, die von goldenen Haarnadeln zusammengehalten wurde.
    Nur selten war ich so geistesabwesend gewesen. Ein Teil meines Verstandes beobachtete die Szene und merkte sich die Einzelheiten des Verschönerungsvorgangs. Ein anderer überlegte, ob diese ausführliche Zeremonie das Vorspiel zu einer anderen, weniger angenehmen sein würde. Und ein dritter fragte sich, wie es wohl dem armen Emerson erging, denn ich zweifelte nicht daran, daß er und Ramses ebensolche Aufmerksamkeiten über sich ergehen lassen mußten.
    Als die Damen mich in das zarte weiße Gewand hüllen wollten, hinderte ich sie daran. Erheitert sahen sie zu, wie ich zuerst meine Unterwäsche zusammensuchte und sie anzog. Die Wirkung war zwar etwas merkwürdig, doch ich war nicht gewillt, mich, nur mit durchsichtigem Leinen angetan, in der Öffentlichkeit zu zeigen.
    Nachdem ich mit einem zarten, kleinen goldenen Diadem, Armbändern, Ketten und Reifen aus schwerem Gold geschmückt worden war, schnallte man mir Sandalen an die Füße. Die Sohlen bestanden aus Leder, das Obermaterial jedoch nur aus schmalen Riemen, besetzt mit denselben blauen und rotbraunen Steinen, die auch den Schmuck zierten. Beim Gedanken, in diesem seltsamen Schuhwerk gehen zu müssen, überkam mich eine düstere Vorahnung, und in der Tat: Als man mich wieder in den Empfangssalon zurückführte, mußte ich schlurfen, damit ich nicht stolperte.
    Emerson und Ramses warteten schon. Ramses sah – abgesehen von dem prächtigen Schmuck, der wie meiner aus massivem Gold bestand – nicht sehr verändert aus. Aber Emerson! Ich bereute bitterlich, daß er mir nicht gestattet hatte, einen Photoapparat mitzunehmen. Doch selbst der wäre nicht in der Lage gewesen, die volle Wirkung seiner wilden Schönheit einzufangen – das üppige Funkeln des Goldes, das Schimmern von Lapislazuli und Türkisen auf seiner Haut, die man geölt hatte, bis sie glänzte wie polierte Bronze. Seine Haltung paßte zu dieser Aufmachung, denn er sah aus wie ein Kriegerkönig: die dunklen Brauen zusammengezogen, die Lippen zu einem hochmütigen, höhnischen Grinsen verzogen. Ich warf einen kurzen Blick auf seine unteren Gliedmaßen. Sie waren ein wenig blasser als Arme und Brust, aber nicht mehr so bleich wie früher. Die Stunden, in denen er seine Beine der Sonne ausgesetzt hatte, trugen nun Früchte.
    »Ich kann in diesen verdammten Dingern nicht laufen, Peabody«, sagte er, als er meine Blickrichtung bemerkte. Damit meinte er seine Sandalen, die wirkten, als bestünden sie aus gehämmertem Gold. Sie hatten nach oben gebogene Spitzen.
    »Aber du siehst großartig aus, Emerson.«
    »Hmmm. Du auch, Peabody, obwohl ich das Kleidungsstück vorziehe, das du, wie ich zu meiner Freude feststelle, unter deinem Gewand trägst.«
    »Emerson, bitte!« zischte ich errötend.
    Die Schwierigkeit mit unseren Sandalen verlor durch die Ankunft einiger mit Vorhängen versehener Sänften, die kräftige Träger heranschafften, an Bedeutung. Ich erwartete schon, daß Emerson Einspruch erheben würde, was auch geschah. Die Bemerkung, die ihm beim Anblick der dunkelhäutigen muskulösen Männer entfuhr, kam aus den Tiefen seines edlen Herzens: »Eigens dafür gezüchtet«, murmelte er. »Gezüchtet wie Vieh. Verdammt, Peabody …«
    »Sag nichts mehr, Emerson, ich stimme dir mit ganzer Seele zu. Aber jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt für Debatten.«
    Unbeholfen kletterte Emerson in eine der Sänften. Ramses und ich sprangen geschickt, gefolgt von einer der Hofdamen, in die zweite. Daß sie uns unbedingt begleiten wollte, war ziemlich lästig, da sie sich vor lauter Ehrerbietung weigerte, sich zu setzen. Sie kniete vor mir und fiel mir bei jeder Erschütterung in den Schoß. Als ich durch die Vorhänge spähte, stelle ich fest, daß sich die Beine der Träger vollkommen im Gleichschritt bewegten; trotzdem habe ich schon bequemere

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