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Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Titel: Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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uns von Nastasens Kerker fernhalten können.«
    »Daß wir nicht schon jetzt darin schmoren, verdanken wir Murtek«, meinte ich, während ich mir eine Dattel aus der Schale auf dem Tisch nahm. »Auf wessen Seite steht er eigentlich?«
    »Ich glaube, auf seiner eigenen«, spottete Emerson. »Politiker sind überall gleich, ob im britischen Parlament oder im finstersten Afrika, und er ist ein schlauer Fuchs. Ich würde vermuten, daß er es eher mit uns und Tarek hält, denn Nastasens Sieg würde gleichzeitig bedeuten, daß Amon und sein Hohepriester über Osiris und Murtek triumphieren. Aber er hat zu große Angst um seine welke Haut und wird sich deshalb nicht festlegen, ehe er nicht weiß, wer gewinnen wird.«
    Anmutig spuckte ich den Dattelkern in meine Hand und griff nach der nächsten Frucht. »Ich verhungere. Die ganze Anstrengung, und dann hat sich noch das Mittagessen verspätet … wo stecken denn die Diener?«
    »Wahrscheinlich waren sie vernünftig genug, Reißaus zu nehmen.« Lauschend neigte Emerson den Kopf. Aus dem hinteren Teil des Hauses drangen gedämpftes Klappern, Geschepper und derbe Ausrufe zu uns hinüber. Emerson grinste. »Nastasens Soldaten erinnern mich an Die Piraten von den Herren Gilbert und Sullivan. >Lautlos wie eine Katze – wumm! – gehn wir auf Räuberei. Verbreiten stummes Grauen – schepper! – so schleichen wir herbei …<«
    Lächelnd stimmte ich ein. Ich habe schon immer die Auffassung vertreten, daß sich ein Lied am besten dazu eignet, die Gemüter aufzuheitern. »Und keinen Laut …« Donnernd ließen wir unsere Fäuste auf den Tisch krachen, und Ramses, der sich von der Stimmung anstecken ließ, rief aus vollem Halse: »Bummbumm!«
    Virtuos beendeten wir die erste Strophe und sangen dann den Refrain, wobei Ramses’ schrille Stimme disharmonisch über unseren zitterte: »Wohlan, ihr Freunde, auf zur hohen See«, und so weiter und so fort.
    Emerson wischte sich lachend die Stirn. »Und Publikum haben wir auch schon, Peabody. So schlecht können wir also gar nicht gewesen sein.« Er wies auf die Tür, wo zwei Soldaten uns mit gezückten Speeren entgeistert anstarrten.
    »Europäische Musik muß in ihren Ohren merkwürdig klingen«, meinte ich. »Vielleicht haben sie unseren Gesang für eine Art Streit gehalten. Wir haben ziemlich viel Lärm gemacht.«
    Mit verlegenem Blick senkten die Männer die Speere.
    »Inzwischen bin ich auch ein wenig hungrig«, meinte Emerson. »Sehen wir doch einmal, ob wir die Diener zurückrufen können.« Er klatschte laut in die Hände.
    Es dauerte zwar eine Weile, aber schließlich erschienen die Diener und fingen an, uns das Mittagessen zu servieren. Offenbar beunruhigte sie die Anwesenheit der Soldaten, die hungrig die Speisen beäugten, so daß Emerson die beiden hinausschickte – allerdings nicht, ohne sie ausdrücklich an Nastasens Befehl zu erinnern.
    »Sie wirken nicht sehr begeistert«, meinte ich, als die Männer, ihre Speere hinter sich herschleppend, davonschlurften.
    »Ihnen ist der Tod gewiß«, antwortete Emerson zufrieden. »Wenn sie Tarek bis jetzt noch nicht gefunden haben, ist ihm die Flucht geglückt.« Er schlug seine kräftigen Zähne in ein Stück Brot und riß einen Bissen ab. »Und vielleicht …«
    »Entschuldige, Emerson, aber du redest mit vollem Mund und gibst Ramses ein schlechtes Beispiel.«
    »Tut mir leid«, nuschelte Emerson. Beim Herunterschlucken verzog er das Gesicht. »Kein Wunder, daß Murtek fast keine Zähne mehr hat. Anscheinend mahlt man das Getreide hier noch zwischen zwei Steinen. In diesem gräßlichen Brot ist so viel Spreu wie Mehl. Ich frage mich, warum Forth ihnen keine modernen Fertigungsmethoden beigebracht hat, anstatt sie mit politischen Theorien und schwärmerischem Unsinn vollzustopfen … Aber eigentlich wollte ich sagen, daß ich bei den Wachen schon von Anfang an einen gewissen Mangel an Begeisterung festgestellt habe. Daß sie alle herumstolperten, taumelten und einander über die Füße fielen, kann nicht nur an uns dreien gelegen haben. Und bei der Verfolgung des Flüchtigen haben sie sich außergewöhnlich ungeschickt angestellt.«
    »Das ist mir auch schon aufgefallen«, meinte ich. »Die Männer in Nastasens Eskorte trugen diesmal lederne Helme und Speere. Also müssen die Bogenschützen mit der Feder Tareks Leute sein. Allerdings hat er uns erzählt, daß ihm nicht jeder treu ergeben ist, der seine Insignien trägt, und offenbar trifft auch das Gegenteil zu. Du hast nicht

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