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Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Titel: Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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mich fester halten. Hinter mir drückte sich eine kleine Gestalt, offensichtlich verängstigt, an mich. Doch als ich mit einer Hand nach meinem Sohn tastete, fühlte ich nicht seinen zitternden Körper, sondern einen eisernen Schaft. Ich umfaßte ihn und wartete.
    Plötzlich steckte Nastasen sein Messer wieder weg. »Der König tötet nur im Krieg«, erklärte er. »Und dieser Tod wäre zu gnädig.«
    Ich hatte einen solchen Ausgang erwartet, war aber trotzdem unglaublich erleichtert. Schließlich tun schwache und geistig verwirrte Menschen häufig unberechenbare Dinge. Und Nastasens Gesicht war vor Haß auf seinen Bruder verzerrt.
    Er stieß Tarek zu den Soldaten hinüber. »Nun«, sagte er, während er sich wieder zu uns umwandte. »Hier steht Euer Freund, der Verräter. Ihr werdet sein Schicksal teilen, aber erst, nachdem Ihr das Scheitern Eurer Pläne und die Krönung des rechtmäßigen Königs miterlebt habt. Wollt Ihr Euch von Eurem Freund, dem Verräter, verabschieden? Ihr werdet ihn erst am Altar des Gottes wiedersehen. Und dann … dann wird er wahrscheinlich keine Zunge mehr haben, um mit Euch zu sprechen.«
    »Dieser Mensch ist ein widerwärtiger, kleiner Mistkerl«, meinte Emerson in freundlichem Ton zu mir. »Jetzt, Peabody.«
    Eigentlich hatte ich geplant, mich Nastasen unter Tränen zu Füßen zu werfen, aber ich brachte es einfach nicht über mich. Allerdings erwies sich der Schrei, den ich statt dessen ausstieß, als ebenso wirksam. Nastasen sprang zurück, aber er war nicht gelenkig genug, um mir auszuweichen, als ich mich auf ihn stürzte. In einem vorgespiegelten Tobsuchtsanfall ruderte ich mit den Armen und kreischte dabei aus vollem Halse. Ein sorgfältig eingeplantes Stolpern brachte meinen gesenkten Kopf schmerzhaft mit dem Bauch des Prinzen in Berührung. Beim Fallen riß er einen der Soldaten mit; ein zweiter stürzte, als ihm mein Sonnenschirm zwischen die Beine geriet.
    Ich rollte mich gerade rechtzeitig herum, um zu sehen, wie sich Tarek in den hinteren Teil des Raumes flüchtete. Zwei Soldaten folgten ihm auf den Fersen. Einer erhob seinen riesigen Speer, als ein mit zwei Leintüchern gefüllter Weidenkorb wie ein geschickter Paß den Weg des Wurfgeschosses kreuzte. Der Speer fiel klappernd, gefolgt von dem Soldaten, zu Boden. Ramses zog sich klugerweise hinter einen großen Weinkrug zurück. Blitzschnell verschwand Tarek durch die Tür. Es dauerte einige Sekunden, bis einer der Soldaten ihm nachsetzte.
    Tarek war in Sicherheit – oder wenigstens hoffte ich das. Doch was war mit meinem mutigen Gatten geschehen? Ich konnte mich nicht rühren, da Nastasen mich am Kragen gepackt hatte. Er versuchte, mich zu erwürgen, und schlug dabei meinen Kopf auf den Boden. Allerdings verfehlten seine Bemühungen die erwünschte Wirkung, was ein Beweis für meine häufige Ermahnung an Ramses war: Es ist schwierig, zwei Dinge gleichzeitig zu tun, wenn man nicht mit außergewöhnlichen geistigen und körperlichen Fähigkeiten gesegnet ist.
    Eine Hand riß den Prinzen von meiner Kehle und schleuderte ihn durch den Raum wie eine Stoffpuppe. »Alles in Ordnung, Peabody?« fragte Emerson und half mir auf.
    Das Messer, das er mir aus dem Gürtel gezogen hatte, befand sich nicht in seiner Hand. Ich schloß daraus, daß es ihm gelungen war, es in die Tasche zu stecken, nachdem er Tareks Fesseln durchschnitten hatte.
    Nastasen trommelte schreiend mit den Fäusten auf den Boden. Murtek hatte sich hinter einem sehr großen Soldaten versteckt und rang die Hände, wie nur er es zu tun vermochte. Pesaker behielt als einziger einen kühlen Kopf. Er brüllte einen Befehl, den ich (und jeder andere vernünftige Mensch) auch gegeben hätte. Die beiden übriggebliebenen Soldaten, die mir und Emerson mit dem Speer drohten, eilten zur Tür hinaus, durch die Tarek verschwunden war.
    »Ich glaube, ich falle gleich in Ohnmacht, Emerson«, sagte ich.
    »Eine ausgezeichnete Idee, Liebling.«
    Also verdrehte ich die Augen, so weit es ging, und sackte zusammen. Mit einem besorgten Aufschrei nahm Emerson mich in die Arme. Ich schmiegte mich bequem an ihn und lauschte interessiert der nun folgenden Debatte.
    Emerson forderte für mich ärztliche Versorgung. Nastasen, dessen Stimme vor Wut kaum wiederzuerkennen war, entgegnete, er werde alles Menschenmögliche für mein Überleben tun, damit ihm das Vergnügen nicht entginge, mir eigenhändig den Garaus zu machen. Daraufhin schilderte er einige der Methoden, die ihm in diesem

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