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Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Titel: Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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zurückkehrt. Gott sei Dank hat sie uns gestern nicht zum Haus begleitet. Möglicherweise steht sie nicht unter Verdacht, an dieser Sache beteiligt zu sein, Emerson. Meiner Ansieht nach weiß Nastasen gar nicht, daß wir Nefret gesehen haben. Denn er hätte es sich nicht entgehen lassen, uns das unter die Nase zu reiben.«
    »Damit könntest du recht haben, Peabody. Wie lange bleibt eine Magd für gewöhnlich bei uns?«
    »Fünf Tage. Ich habe sorgfältig mitgezählt. Und heute ist Amenits zweite Nacht. Ich kann die Spannung kaum noch ertragen, aber es muß sein. Außer …«
    Emerson blieb abrupt stehen. »Außer«, wiederholte er.
    Über uns auf einem Zweig stimmte ein kleiner Vogel sein Lied an. Emerson und ich sahen einander in die Augen – zwei Menschen, mit einem herausragenden Verstand begabt und vom gleichen Gedanken beseelt.
    »Wirst du es schaffen, Peabody?« fragte Emerson.
    »Was die Mittel betrifft, natürlich. Ich habe genug Laudanum bei mir; allerdings ist das Ziel nicht, sie einzuschläfern, sondern sie an der Verrichtung ihrer Arbeit zu hindern. Vielleicht Ipecacuanha«, meinte ich nachdenklich. »Doans-Pastillen, eine Arsentinktur …«
    Emerson warf mir einen ängstlichen Blick zu. »Ich muß schon sagen, Peabody, manchmal schaudert mir, wenn ich dich so reden höre. Ich wage kaum zu fragen, warum du tödliche Gifte mit dir herumträgst.«
    »Arsen macht eine reine Haut und gibt dem Haar Fülle und Glanz, Liebling – selbstverständlich nur in kleinen Dosen. Ich benütze es zwar nicht zu kosmetischen Zwecken, aber es eignet sich auch gut zur Beseitigung von Ratten und anderem Ungeziefer, das sich bei Expeditionen häufig in unseren Unterkünften breitmacht. Keine Angst, ich werde vorsichtig sein. Ihre Krankheit muß natürlich aussehen, sonst geraten wir in Verdacht.«
    Aber Emerson schien noch nicht ganz überzeugt. Er drängte mich, das Gift nicht nur sorgfältig zu dosieren, sondern auch den passenden Zeitpunkt abzuwarten – »anstatt ihr das Zeug noch heute nachmittag in den Wein zu kippen«, wie er sich ausdrückte. Ich versicherte ihm, ich hätte nicht die Absicht, überstürzt zu handeln. Es würde eine Weile dauern, bis Amenit ihre unverhohlene Abneigung gegen mich ablegte. Außerdem mußte ich noch herausfinden, wie ich ihr das Medikament am besten verabreichen konnte.
    Diese letzte Frage warf einige Schwierigkeiten auf. Amenit nahm ihre Mahlzeiten nicht mit uns am Tisch ein; in unserer Gegenwart aß und trank sie überhaupt nichts. Aber schließlich mußte sie ja irgendwann und irgendwo einmal etwas essen.
    Meine Aufgabe wurde dadurch erleichtert, daß Amenit mehr darauf erpicht war, sich mit mir zu unterhalten, als umgekehrt. Daß sie sich mit Nastasen und dem Hohepriester des Aminreh abgesprochen hatte, wußte ich so sicher, als wäre ich selbst bei dieser Konferenz zugegen gewesen. Vielleicht hatte sie sich auch für Reggie eingesetzt (ob ihre Gefühle für ihn echt waren, war mir noch nicht klar). Doch hauptsächlich hatte sie sicherlich wissen wollen, wie sie nun, angesichts der drastisch veränderten Lage, weiter vorgehen sollte. Tareks Einfluß vor seiner Enttarnung und Gefangennahme hatte dafür gesorgt, daß wir gut behandelt wurden. Nun jedoch gab es keinen Grund mehr, uns mit Samthandschuhen anzufassen, und Nastasens eiserne Faust hielt uns grausam umklammert. Solange Tarek auf freiem Fuß war, mußte Nastasen unser Leben schonen; doch ich wußte genau, wir würden unserem Freund im Fall seiner Ergreifung bald im finsteren, feuchten Kerker seines Bruders Gesellschaft leisten. Und nur der Himmel wußte, welche gräßlichen Martern uns dort erwarteten, bis uns ein ebenso gräßlicher Tod von unseren Leiden erlöste.
    Meine Bemühungen, Amenit abzupassen, und auch die ihren, ein Gespräch mit mir anzuknüpfen, scheiterten an einem unerwarteten Umstand, der nicht einer gewissen Komik entbehrte: Die Soldaten, die das Haus durchkämmten, weigerten sich zu gehen. Ich konnte ihnen keinen Vorwurf daraus machen, da ich ebensogut wie sie wußte, welches Schicksal sie erwartete. Allerdings wurde ihre Suche im Laufe des Nachmittags immer verzweifelter, so daß man sich kaum noch ungehindert im Haus bewegen konnte. Sie sahen an Stellen nach, an denen sie bereits dutzendemal nachgesehen hatten, und durchwühlten so unsinnige Verstecke wie Reggies Rucksack und den Lotusteich, in dem sie mit ihren Speeren gründlich herumstocherten. Als einer von ihnen eine Wäschetruhe umstürzte, die die

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