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Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Titel: Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Verfügung, und die Abführmittel, von denen ich stets einen großen Vorrat bei mir hatte, wirkten für meine Zwecke zu schnell. Ich wollte nicht, daß das Mädchen ihr Unwohlsein auf meine Aktivitäten zurückführte.
    Ein Gegenstand, der in meinem Besitz war, hätte mich rasch von meinen Sorgen befreit – eine Halskette, die mir eine meiner Hofdamen geschenkt hatte, als ich die hübschen, schwarzbraun gefleckten Perlen bewunderte. Es waren Rizinusbohnen, aus denen man das Rizinusöl gewinnt. Da die giftigen Stoffe beim Kochen zerstört werden, ist Rizinusöl völlig ungefährlich; diese Bohnen jedoch waren nicht gekocht, sondern nur getrocknet. Deshalb enthielt meine Kette genug Gift, um Amenit und ein halbes Dutzend Wachleute zu beseitigen.
    Doch durfte ich es wagen, es anzuwenden? Ich hatte die Samen zerstoßen und in kaltem Wasser quellen lassen. Gewiß würde ich Amenit unter dem Vorwand, der Sud würde sie von innen heraus schön machen, überreden können, etwas davon zu trinken. Aber ich hatte nicht die leiseste Ahnung, wie stark das Gebräu war. Vielleicht wirkte es überhaupt nicht, vielleicht rief es die erwünschten Krämpfe und Verdauungsstörungen hervor – es konnte allerdings auch ihren Tod bedeuten.
    Da ich Christin bin, stellte ich den Trank erst einmal beiseite.
    Gerade hatte ich ihr das Haar gewaschen und ihr Gesicht und Arme mit einer selbsterfundenen Paste eingerieben, als es zur zweiten Störung an diesem Tag kam – dem vertrauten Klang marschierender Schritte und scheppernder Waffen. Allmählich wurde es langweilig.
    Amenit reagierte wie jede Frau, die Gefahr läuft, die Geheimnisse ihrer Schönheitspflege aufgedeckt zu sehen. Schreiend und kreischend sah sie sich nach einem Versteck um. Sie war wirklich ein Bild des Schreckens, denn ich hatte dem Brei um der Farbwirkung willen noch ein paar gestampfte Kräuter hinzugefügt. Jetzt sah sie aus, als trüge sie eine stark von Grünspan befallene Kupfermaske. »Nicht abwaschen«, warnte ich sie, während ich ihr ihre Schleier reichte, »sonst verfliegt der Zauber.«
    Ich hörte Emerson meinen Namen rufen. Nachdem ich mir einige grüne Spritzer von den Unterarmen gewischt hatte (ich hatte die Paste vorsichtshalber mit einem Tuch aufgetragen), eilte ich in den Empfangssalon.
    Diesmal ehrte uns Nastasen nicht mit seiner persönlichen Anwesenheit. Einer der Adligen, die unsere improvisierte Abendeinladung besucht hatten, befehligte die Soldaten.
    Ich begrüßte ihn mit einer Verbeugung und einem höflichen »guten Tag«, was ihn zu verwirren schien. Er setzte zu einer entsprechend höflichen Antwort an und kam bis: »Die Götter mögen …«, bis er sich wieder faßte. »Kommt mit«, befahl er mit finsterer Miene.
    »Ich bin wirklich sehr beschäftigt«, entgegnete ich. »Kann das nicht warten?«
    »Treib es nicht auf die Spitze, Peabody«, meinte Emerson lächelnd. »Da man uns offenbar zu sprechen wünscht, sollten wir, um unser Gesicht zu wahren, freiwillig gehen, anstatt uns abführen zu lassen.«
    »Gewiß, Emerson. Ist Reggie auch eingeladen?«
    Er war. Seit wir so jäh in Ungnade gefallen waren, hatten wir uns angewöhnt, unsere Alltagskleidung zu tragen, um für unerwartete Besuche gerüstet zu sein. Also waren wir passend angezogen, und es gelang mir, meinen Sonnenschirm mitzunehmen, als man uns zur Tür führte. Diesmal wurden uns keine Sänften zur Verfügung gestellt. Wir gingen, umringt von Wachmännern, zu Fuß. Allerdings beobachtete ich, daß unsere Eskorte respektvoll Abstand zu uns hielt; offenbar scheuten sie, Emerson auch nur zu berühren. Auch ihm fiel das auf, und er machte sich einen Spaß daraus, unvermittelt mal nach rechts, mal nach links zu laufen und zuzusehen, wie die Männer ihm hastig auswichen.
    »Herr Professor, sind Sie vollkommen übergeschnappt?« fragte Reggie, der hinter uns herging. »Bringen Sie sie nicht gegen uns auf. Unser Leben hängt sowieso schon am seidenen Faden.«
    »Wissen Sie, was das hier soll?« erkundigte sich Emerson.
    »Nein. Nein, ich habe keine Ahnung. Die Krönungszeremonie kann es nicht sein; die findet erst in einigen Tagen statt.«
    »Das habe ich mir gedacht«, antwortete Emerson. »Wahrscheinlich ist das nur wieder eines von Nastys kleinen Spielchen, um uns zu ärgern. Und ich weigere mich, mich ärgern zu lassen.«
    »Aber du scheinst dich doch zu amüsieren, Liebling«, meinte ich und nahm seinen Arm. »Benimm dich. Und mach dich auf das Schlimmste gefaßt. Nastasens kleine

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