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Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Titel: Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Amenit folgten uns. Wir fanden den Suchtrupp versammelt in dem Raum vor, in dem wir ihn vorzufinden befürchtet hatten. Der Hohepriester Amons hielt Nastasen am Arm und redete heftig auf ihn ein. Als er uns sah, hielt er inne.
    »Kein Glück gehabt?« fragte Emerson. Dann übersetzte er: »Das Glück war Euren Bemühungen nicht gewogen?«
    »Noch nicht«, entgegnete Nastasen. »Aber bald. Gut, daß Ihr hier seid, um es mitzuerleben.« Er wandte sich um und wies auf die Steinplatte. »Hier liegt ein geheimer Ort, von dem nur wenige Menschen wissen. Ich glaubte nicht, daß der Junge ihn kennt. Wenn ich ihn gefunden habe, werde ich ihn fragen, wie er davon erfahren hat.«
    Er drückte beide Handballen in die flachen Kerben unter der Kante der Steinplatte. Pesaker rollte die Augen und erhob Einspruch, aber zu spät; die Platte hob sich, und der Geheimgang war nicht länger geheim – nun kannten nicht nur wir ihn, sondern auch die Wachen, die gebannt zusahen.
    Nastasen riß einem der Männer die Lampe aus der Hand und beugte sich über das Loch. »Nichts.«
    »Er ist den Gang weitergelaufen und von hier aus nicht zu sehen«, meinte Pesaker »Schickt die Männer hinunter, damit sie nach ihm suchen, mein Prinz – nun kennen sie das Geheimnis ohnehin.«
    Die Männer waren klüger als ihr Prinz, denn der drohende Unterton dieser Bemerkung war ihnen nicht entgangen. Mit äußerst widerwilligem Gesichtsausdruck stiegen sie einer nach dem anderen in das Labyrinth hinab, aus dem sie vielleicht nie wieder hinausfinden würden.
    Ich griff nach Emersons Hand, die die meine wie ein Schraubstock umklammerte. Das Herz schlug mir pochend gegen die Rippen. Es bestand durchaus die Möglichkeit, daß Ramses sich vor den Soldaten verstecken konnte. Allerdings wußte ich nicht, ob ich nicht lieber hoffen sollte, daß sie ihn fanden.
    Eine Stimme hallte dröhnend vom Fuße der Treppe empor: »Hier ist er nicht, mein Prinz!«
    »Dann sucht weiter hinten!« brüllte Nastasen.
    »Wie weit, mein Prinz?«
    »Bis ihr ihn gefunden habt, du Dummkopf!«
    Murtek räusperte sich. »Mein Prinz, verzeiht Eurem Diener, aber der Knabe ist noch ein Kind und zu jung, um sich vor der Dunkelheit zu fürchten. Wenn dieser Gang zu den Tunnels führt, kann er sich bis in alle Ewigkeit vor großen, unbeholfenen Männern verstecken. Wäre es nicht besser, ihn zu locken oder zu überreden, damit er herauskommt?«
    Nastasen dachte über diesen originellen Einfall nach. Das Licht der einzig übriggebliebenen Lampe spiegelte sich in seinen Augäpfeln. »Ja«, sagte er schließlich. »Ich habe entschieden, daß wir ihn herauslocken sollten. Ihr, Frau, ruft Euren Sohn!«
    Ich war so erschüttert, daß ich es getan hätte, hätte der Hohepriester Amons nicht Einspruch erhoben. Seine Geduld mit Nastasen schien fast zu Ende zu sein, denn er zitterte am ganzen Leibe. »Mein Prinz, der Knabe wird nicht herauskommen, wenn er weiß, daß wir hier sind. Vielleicht ist er auch zu weit entfernt, um die Stimme seiner Mutter zu hören. Wenn ich einen Vorschlag machen darf …« Er nahm Nastasen beiseite und redete leise auf ihn ein.
    Zuletzt handelte Nastasen so, wie es wohl jeder vernünftige Mensch von Anfang an getan hätte. Er schloß die Falltür und ließ zwei Wachen davor Posten beziehen. Pesaker mußte ihm erklären, warum die Soldaten nötig waren – nämlich um uns daran zu hindern, auf demselben Weg zu entwischen. Die Frage, ob man die Männer, die sich noch unten im Gang befanden, zusammen mit dem Flüchtigen einschließen sollte, hatte zuvor noch zu einer hitzigen Debatte geführt. Zwar befürwortete Nastasen dieses Vorgehen, aber Murtek konnte ihn schließlich überzeugen, daß sie Ramses nur noch weiter von der Treppe forttreiben würden, so daß er sich womöglich verirrte.
    Inzwischen war das meine größte Sorge, und ich hätte es fast vorgezogen, meinen Sohn im Kerker zu sehen. Der bloße Gedanke, daß Ramses allein durch die Dunkelheit lief, seine Kehle ausgedörrt vor Durst; daß er die Hoffnung verlor, um Hilfe rief, in heller Angst durch die endlose Nacht der Tunnels rannte und sich dabei an den Felswänden stieß; daß er schließlich zu Boden sank und elend zugrunde ging … Ich versuchte, das gräßliche Bild vor meinem geistigen Auge zu vertreiben, doch es wollte mir nicht gelingen. Und als die ungebetenen Besucher schließlich gingen, fiel es mir nicht weiter schwer, auf der Stelle in Tränen auszubrechen.
    »Keine Angst Ma’am, wir werden ihn schon

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