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Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Titel: Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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fort: »Nach den letzten Berichten soll Mr. Forthright bis nach Wadi Haifa gekommen sein. Ich hätte dem jungen Mann eine solche Entschlossenheit nicht zugetraut. Jemand muß ihn ausdrücklich dazu ermutigt haben, meinst du nicht auch?«
    »Ich pflege keine leeren Vermutungen über die Motive von Menschen anzustellen, die ich kaum kenne«, erwiderte Emerson.
    »Dann hast du ihn also nicht eingeladen …«
    »Zum Teufel, Amelia …« Emerson nahm sich zusammen. Es macht einen schlechten Eindruck, wenn sich die Leiter einer Expedition vor den Arbeitern streiten. Mit leiserer Stimme sprach er weiter: »Ich habe Mr. Forthright bestimmt nicht ermuntert, nach Nubien zu kommen. Ganz im Gegenteil.«
    »Aha. Also hast du dich vor unserer Abreise nach England mit ihm in Verbindung gesetzt.«
    Emersons Wangen nahmen einen hübschen Mahagoniton an, und das Grübchen in seinem Kinn zitterte vielsagend. »Und du, Peabody – hast du dem trauernden, alten Vater nicht vor lauter Rührung eine mitfühlende Botschaft übermittelt?«
    Das war eine schlaue Retourkutsche. Wie ich glaube, war meinen Gesichtszügen nichts anzumerken, doch Emerson kennt mich zu gut, um sich täuschen zu lassen. Seine zusammengepreßten Lippen entspannten sich, und ein spöttisches Funkeln trat in seine leuchtend blauen Augen. »Die Karten auf den Tisch, Peabody. Da dieser junge Esel jeden Augenblick bei uns hereinschneien kann, müssen wir genau wissen, wie die Dinge liegen. Ich habe Forthright geschrieben und ihm versichert, wir würden Erkundigungen einholen. Falls – dieses Wort habe ich zweimal unterstrichen, Peabody – falls wir irgend etwas herausfinden sollten, das beweist, daß Forth noch am Leben ist, würden wir es ihm und seinem Großvater sofort mitteilen. Mir ist nicht einsichtig, was daran ein Fehler gewesen sein soll oder wie er es als Versprechen oder Einladung hat auslegen können.«
    »Ich habe im großen und ganzen das gleiche geschrieben«, gab ich zu. »An Lord Blacktower.«
    Ramses, der bis dahin untypischerweise geschwiegen hatte, betrachtete aus seinen dunklen Augen abwechselnd seinen Vater und mich. Nun räusperte er sich. »Vielleicht hat Mr. Forthright zusätzliche Informationen erhalten. Es wäre schwierig für ihn, sie uns auf dem üblichen Weg zukommen zu lassen. Nur die Armee kann telegraphieren, und niemand weiß genau, wo wir uns befinden.«
    »Hmmm«, brummte Emerson nachdenklich.
    »Nun, wir können nur abwarten«, meinte ich. »Da wir Mr. Forthrights Ankunft nicht verhindern können, erledigen wir bis dahin am besten möglichst viel von unserer Arbeit.«
    Emerson sah mich finster an. »Ich werde mich von seiner Ankunft nicht im mindesten bei der Arbeit stören lassen, Peabody. Wie oft soll ich noch wiederholen, daß ich nicht ziellos die Wüste absuchen werde?«
    »Aber wenn es gar nicht ziellos wäre, Papa?« fragte Ramses. »Man kann doch keinen Freund im Stich lassen, solange es noch eine Hoffnung auf Rettung gibt.«
    Emerson war aufgestanden. Er befingerte die Spalte an seinem Kinn und blickte auf seinen Sohn hinunter »Ich freue mich, Ramses, daß du die Prinzipien eines englischen … eines Gentleman vertrittst. Ich würde Himmel und Erde in Bewegung setzen, um Forth und seine Frau zu retten, wenn ich glauben könnte, daß einer von ihnen noch am Leben ist. Und es würde übermächtiger Beweise bedürfen, um mich davon zu überzeugen, daß ich mich irre. Soviel dazu. Nun, Kemit, ich möchte gern in der Umgebung der zweiten Pyramide in der Reihe graben – dieser hier.« Er entrollte seinen Plan und zeigte auf das fragliche Bauwerk. »Lepsius hat eine Kapelle an der südöstlichen Seite eingezeichnet. Heute gibt es keine Anzeichen mehr dafür, doch die verdammten Grabräuber können doch nicht jeden einzelnen Stein weggeschleppt haben. Es müssen noch Überreste vorhanden sein. Zum Teufel, wir müssen Inschriften finden, wenn wir den Erbauer dieser Pyramiden ermitteln wollen.«
    »Warum hältst du dem armen Mann Vorträge, Emerson?« fragte ich leise. »Er versteht doch sowieso kein Wort.«
    Emersons Lippen verzogen sich zu einem geheimnisvollen Lächeln. »Nein? Haben Sie verstanden, Kemit?«
    »Sie wollen wissen, wer die Steinhäuser gebaut hat. Es waren die großen Könige und Königinnen. Aber sie sind fort. Sie sind nicht hier.«
    Die Arme über der breiten Brust verschränkt, sagte er diese Worte in einem feierlichen Singsang wie ein Priester, der rituelle Sprüche rezitiert.
    »Wohin sind sie gegangen,

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