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Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Titel: Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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gerührt. Hoffentlich war ich nicht indiskret.«
    Alles drehte sich vor meinen Augen, doch ich sagte gefaßt: »Die Dummheit der Leute, die solche Geschichten erfinden, überrascht mich immer wieder. Und überdies auch die noch viel größere Dummheit derer, die ihnen Glauben schenken. Herr General, ich bin Ihnen für Ihre Gastfreundschaft sehr dankbar. Jetzt möchte ich Sie und die Herren Offiziere nicht länger von Ihren Aufgaben abhalten.«
    Budge salutierte spöttisch und stolzierte mit einigen der jüngeren Offiziere hinaus. Auch ich verabschiedete mich.
    Der werte Leser kann sich wahrscheinlich vorstellen, welcher Zorn mich erfüllte, als ich in Richtung des suk eilte, wo Emerson und ich uns verabredet hatten. Mein Gatte, der Mann, der mir ewige Liebe geschworen und dem ich die meine geschenkt hatte – Emerson hatte mich belogen! Wenn er den jungen Mr. Forthright wirklich eingeladen hatte, plante er wahrscheinlich die Expedition, die er so oft als närrisch verspottet hatte. Und wenn er mich nicht zu Rate gezogen hatte, bedeutete das, daß er mich nicht mitnehmen wollte. Das war Betrug von der übelsten Sorte. Nie hatte ich Emerson eine derartige Verlogenheit zugetraut.
    Die üppigen Dufte des Markts, die in ihrer Mischung fast ans Unangenehme grenzten, stiegen mir in die Nase. Es heißt, daß sich von allen menschlichen Sinnen der Geruchssinn am schnellsten anpaßt, und ich hatte auch wirklich festgestellt, daß ich nach einem Tag in Ägypten viele charakteristische Düfte dieses Landes, die manche Europäer als widerlich empfinden, gar nicht mehr wahrnahm. Allerdings kann ich nicht behaupten, daß ich sie mit dem gleichen Vergnügen einatmete, mit dem ich an einer Rose oder einem Fliederbusch geschnuppert hätte. Doch da sie schöne Erinnerungen in mir weckten, waren sie meist gut auszuhalten. Heute aber wurde mir bei diesem Gestank ein klein wenig übel, denn er setzte sich aus faulenden Pflanzen, getrocknetem Kameldung und schwitzenden, ungewaschenen Menschenleibern zusammen. Ich bereute, daß ich soviel gegessen hatte.
    Ich durchquerte den suk ,ohne eine Spur von meinem Mann und meinem Sohn zu entdecken. Also kehrte ich um, setzte mich auf eine Bank vor einen der ansehnlicheren griechischen Läden und schickte mich an, meine Lebensmitteleinkäufe zu tätigen. Zwar verwickeln griechische Händler ihre Kunden nicht in die langen höflichen Gespräche, die man in den suks von Kairo bei jedem Einkauf über sich ergehen lassen muß, doch meine Erwartung, ich würde ein wenig handeln müssen, erwies sich als richtig – Reis, Datteln, Gemüsekonserven und einige Wasserkrüge – von der grobporigen Art, die den Inhalt durch Verdunstung kühlen – hatte ich schon erworben, als der Ladeninhaber plötzlich innehielt und begann, sich mehrmals zu verbeugen. Als ich mich umsah, erblickte ich die vertraute Gestalt meines Gatten.
    Wie immer war er barhäuptig, und in seinen dunklen Locken sprühten bronzefarbene Funken. Sein lächelndes Gesicht, der kräftige, gebräunte Hals, der in seinem offenen Hemdkragen sichtbar war, und die muskulösen, ebenfalls entblößten Unterarme hatten wie stets die Wirkung, mich milde zu stimmen; vielleicht hatte er mich gar nicht belogen. Ich hatte die Geschichte aus dritter Hand gehört und noch dazu von Budge, der Emerson immer gern etwas unterstellte.
    Ramses sah ich zwar nicht, aber ich nahm an, daß er ebenfalls da war, aber irgendwo in der Menschenmenge steckte. Emerson hätte nicht so zufrieden ausgesehen, wenn er es fertiggebracht hätte, den Jungen zu verlieren. Den Mann, der meinem Gatten in respektvollem Abstand folgte, hätte man hingegen wohl kaum übersehen können. Obwohl die Falten seines Umhangs sein Gesicht verbargen, verrieten mir seine Körpergröße und seine geschmeidigen Bewegungen sofort, um wen es sich handelte.
    »Meine liebe Peabody!« rief Emerson aus.
    »Hallo, Emerson«, antwortete ich. »Und wo ist … Ach, da bist du ja, Ramses. Versuche nicht, dich hinter deinem Vater zu verstecken. Du bist noch schmutziger, als ich erwartet habe, aber im Augenblick kann ich nichts dagegen tun. Was ist das Braune vorne auf deinem Hemd?«
    Ramses zog es vor, diese direkte Frage zu ignorieren und sich statt dessen meinem Vorwurf zuzuwenden. »Ich habe mich nicht versteckt, Mama. Ich habe mich mit Mr. Kemit unterhalten. Er hat mir einige nützliche Sätze seiner Sprache beigebracht, zum Beispiel …«
    »Das kannst du mir später erzählen, Ramses.« Der braune Fleck war

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