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Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Titel: Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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offenbar der Überrest einer Speise oder eines klebrigen Getränks. Ich wandte mich an Ramses’ Sprachlehrer, der mich mit einer seiner eigenartigen Begrüßungsgesten bedachte. »Also, Ihr Name ist Kemit?«
    »Er möchte für uns arbeiten«, berichtete Emerson vergnügt. »Und er bringt noch zwei andere aus seinem Stamm mit. Ist das nicht großartig?«
    »Sehr. Und wo lebt Ihr Volk, Mr. … äh … Kemit?«
    »Das ist eine tragische Geschichte«, meinte Ramses, wobei er sich so behende auf den Boden kauerte, wie es keinesfalls zu einem englischen Knaben paßte. »Sein Dorf gehörte zu den vielen, die von den Derwischen zerstört wurden. Sie haben die Dattelpalmen umgehauen, die Männer und Knaben getötet und die Frauen …«
    »Ramses!«
    »Wie ich sehe, hast du deine Zeit wie immer gut genutzt, Peabody«, warf Emerson rasch ein. »Können wir jetzt nach Nuri zurückkehren?«
    »Nein, ich möchte noch ein bißchen Krimskrams kaufen – Perlen, Spiegel und so weiter – als Geschenke, die die Männer ihren Frauen mitbringen können. Du weißt, ich versuche immer, mich mit den Frauen anzufreunden, in der Hoffnung, sie über die Rechte und Privilegien zu belehren, auf die ihr Geschlecht den moralischen Anspruch hat.«
    »Ja, Peabody, ich weiß«, sagte Emerson. »Und obgleich ich wie du der Ansicht bin, daß dein Anliegen völlig berechtigt ist, glaube ich, daß eine Chance, dauerhafte Veränderungen zu bewirken … Nun denn, aber darüber können wir uns auch noch später unterhalten; sollen wir unsere restlichen Einkäufe erledigen und dann aufbrechen?«
    Gefolgt von Dienern, die unsere Waren trugen, begaben wir uns zum nächsten Verkaufsstand. Ramses gab mir die Ehre, mir Gesellschaft zu leisten. »Kemits Leute gefallen dir bestimmt, Mama«, meinte er. »Ihre Frauen sind hochgeachtet – außer von den Derwischen, die sie, wie ich schon sagte, entehrt …«
    »Würdest du dieses Thema bitte in Zukunft nicht mehr zur Sprache bringen, Ramses? Du weißt nicht, wovon du redest.«
    Aber ich hatte die unangenehme Vermutung, daß er es doch wußte.
    Wie alle Männer langweilt sich Emerson rasch bei den notwendigen Überlegungen, um die man beim Einkaufen nun einmal nicht herumkommt. Wenn man es ihm überließe, würde er einfach auf den erstbesten Gegenstand zeigen und ein Dutzend davon bestellen. Doch sein Murren ließ nach, als ich ihm voll Freude mitteilte, Captain Griffith habe mir fünf weitere Kamele leihweise zur Verfügung gestellt.
    »Wie zum Teufel hast du das geschafft?« fragte er bewundernd. »Diese verdammten Militärs …«
    »Sind britische Offiziere und Gentlemen, Liebling. Ich habe sie deswegen überzeugen können, weil die fraglichen Tiere noch nicht kräftig genug für die anstrengenden Ausritte des Kamelcorps sind. Sie können sich ebensogut in unserem Lager erholen wie wir. Captain Griffith war so freundlich, mir sein vollstes Vertrauen in meine tiermedizinischen Fähigkeiten auszusprechen.«
    »Hmmm«, brummte Emerson, allerdings sehr leise.
    Wir holten die Kamele und die nötigen Medikamente ab und luden unsere Vorräte auf. Sie waren viel leichter als die Lasten, die Kamele für gewöhnlich tragen müssen, und ich achtete sorgfältig darauf, daß die heilenden Wunden auf den Rücken der Tiere mit Verbänden abgedeckt waren. Außerdem schnallte ich die schützenden Sättel selbst fest. Überrascht bemerkte ich, wie schnell Kemit den Sinn dieser Prozedur verstand und wie geschickt er sich an ihrer Durchführung beteiligte.
    »Er macht einen recht intelligenten Eindruck«, sagte ich zu Emerson, als wir Seite an Seite aus dem Dorf ritten. »Möglicherweise kannst du ihm einige Ausgrabungstechniken beibringen wie den Männern in Aliyah. Ach, wie ich unsere Freunde vermisse, den lieben, alten Abdullah und seine Söhne, Enkel und Neffen!«
    »Dasselbe habe ich eben auch gedacht, Peabody. Kemit ist ganz offensichtlich ein in geistiger Hinsicht außergewöhnlicher Mensch. Wenn die Mitglieder seines Stammes ebenso fähig … Ha! Wenn man vom Teufel spricht!«
    Zwischen den Palmen waren zwei Männer aufgetaucht, und das so plötzlich, als wären sie aus dem Nichts erschienen. Auch sie trugen kurze Hosen und lange Umhänge. Kemit ritt ihnen entgegen und kehrte nach einem kurzen Gespräch zu Emerson zurück. »Sie werden mitkommen. Sie sprechen zwar Ihre Sprache nicht, aber sie können arbeiten. Sie sind treu.«
    Wir ließen Kemits Freunde zwei der Kamele besteigen – was sie so mühelos taten, daß klar

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