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Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Titel: Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Heilige Schrift, auch wenn sie zweifellos göttlich inspiriert ist, geht mit Details ein wenig sorglos um. Gott ist kein Historiker.)
    Einst mußte es in Nubien Gold im Überfluß gegeben haben, doch wie Emerson bemerkte, als er das klägliche Stückchen in seiner Hand betrachtete, war offenbar nicht mehr viel davon übrig. Trotzdem fühlte ich mich zu der Aufgabe verpflichtet, den Aushub durchzusieben – eine anstrengende und schweißtreibende Arbeit.
    Die Sonne stand schon tief im Westen, und die Schatten wurden länger. Ich freute mich auf meine Waschungen, saubere Kleider (und vielleicht einen kleinen Whisky Soda), als einer unserer weniger fleißigen Männer, der öfter auf seiner Schaufel lehnte, als sie zu benutzen, einen überraschten Schrei ausstieß.
    »Hast du dich wieder mit der Schaufel am Fuß gestoßen, du unvorsichtiger Mensch?« fragte ich spöttisch.
    »Nein, Sitt Hakim – nein. Da kommt ein Kamel, und darauf sitzt ein Mann; das Kamel rennt, und der Mann wird gewiß gleich hinunterfallen. Schau, Sitt Hakim, er sitzt auf dem Kamel wie kein Mann, der oben bleiben möchte, auf einem Kamel sitzen …«
    Doch ich hörte ihn nicht mehr. Denn ich hatte das gleiche gesehen wie er und befand, daß seine Einschätzung der Situation zumindest dies eine Mal richtig war. Der Reiter saß nicht auf dem Kamel, er rutschte gefährlich darauf hin und her. Ich eilte ihm entgegen und wandte mich mit einem nachdrücklichen » Adar ya-yan ,verdammtes Biest!« an das Kamel.
    Das Kamel blieb stehen. Ich zog ihm eins mit meinem Sonnenschirm über, doch noch ehe es in die Knie gehen konnte (vorausgesetzt, das war überhaupt seine Absicht gewesen), rutschte der Reiter vom Sattel und fiel mir ohnmächtig vor die Füße.
    Der Reiter war natürlich Mr. Reginald Forthright. Damit hatte ich gerechnet, wie der geneigte Leser sicherlich auch.

5. Kapitel

    »Er ist der Mann!«
     
    »Guter Gott!« sagte Emerson. »Allmählich frage ich mich, ob dieser Mann seine Bekannten immer so begrüßt oder ob wir nur einen außerordentlich schlechten Einfluß auf seine Nerven haben. Peabody, ich verbiete dir ausdrücklich, ihn zu berühren. Möglicherweise hatten deine unnötig überschwenglichen Aufmerksamkeiten beim letztenmal diese …«
    »Sei doch nicht albern, Liebling.« Mit dem eigenartigen Gefühl eines Déjà-vu kniete ich neben dem jungen Mann nieder. Diesmal lag er auf dem Rücken, und zwar in einer besonders anmutigen Haltung. Doch welche Verwandlung war mit diesem gutgekleideten, gepflegten Menschen vorgegangen, seit er uns vor nur wenigen Wochen auf den Kaminvorleger gefallen war! Sein Anzug – von einem ausgezeichneten Schneider – war zerknittert und fleckig. Sonnenbrand hatte seine Wangen gerötet, und seine Nase schälte sich. Sein Hut (eine modische, aber ungeeignete Tweedkappe) war ihm vom Kopf gefallen; unter den schweißfeuchten Locken auf seiner Stirn lief ihm ein dünnes Rinnsal Blut die Wange hinab.
    Emerson war als erster bei ihm gewesen, aber die anderen waren ihm rasch gefolgt. Neugierige umringen uns, als ich mein Taschentuch mit einigen Tropfen aus der Flasche an meinem Gürtel anfeuchtete und dem jungen Mann das erhitzte Gesicht abwischte. Sobald Mr. Forthright das Bewußtsein wiedererlangt hatte, rötete sich sein Antlitz vor Verlegenheit noch mehr, und er fing an, Entschuldigungen zu stammeln.
    Emerson schnitt ihm das Wort ab. »Wenn Sie so dumm sind, in diesem Klima Wolle zu tragen und in der heißen Sonne herumzulaufen, müssen Sie sich nicht wundern, wenn Sie einen Hitzschlag bekommen.«
    »Es lag nicht an der Hitze!« rief Forthright aus. »Ich wurde von einem Stein oder einem anderen Wurfgeschoß am Kopf getroffen. Ein weiterer Gegenstand traf mein Kamel, das durchging und … Bei Gott!« Er setzte sich auf, wobei er sich auf meine Schulter stützte, und streckte einen anklagenden Zeigefinger aus. »Das ist der Mann, der mich angegriffen hat!«
    Er zeigte auf Kemit.
    »Unsinn«, sagte Emerson. »Kemit hat den ganzen Nachmittag neben mir gearbeitet. Leiden Sie öfter an Wahnvorstellungen, Mr. Forthright?«
    »Dann sah ihm der Mann sehr ähnlich«, beharrte Forthright stur. »Hochgewachsen, dunkelhäutig …«
    »Wie die meisten männlichen Einwohner dieser Gegend.« Emerson beugte sich über ihn und teilte grob, aber geschickt die Locken auf seiner Stirn. Forthright fuhr zusammen und biß sich auf die Lippe. »Hmmm«, brummte Emerson. »Keine Schwellung, nur ein kleiner Kratzer auf der Kopfhaut. Diese

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