Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Titel: Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
seinen Platz nahm.
    »Wie erleichtert bin ich, daß Sie so gesund aussehen!« rief ich aus und nahm die Tasse entgegen, die Emerson mir reichte. »Sie hatten eine Menge Blut verloren …«
    »Offenbar war es nicht sein Blut«, sagte Emerson. (Schlafmangel versetzt ihn immer in schlechte Laune.)
    »Ganz richtig«, stimmte Reggie zu. »Wie ich schon sagte, rang ich mit dem Burschen …«
    »Eine sehr mutige Tat«, meinte Emerson. »Denn schließlich waren Sie doch unbewaffnet. Ein Mann nimmt auf einen friedlichen Mondscheinspaziergang für gewöhnlich keine Waffe mit.«
    »Nein, für gewöhnlich nicht. Ich … äh …«
    »Gehört das Messer Ihnen, Forthright?« Blitzartig zog Emerson die Waffe aus der Tasche und hielt sie Reggie unter die Nase.
    »Nein! Das ist …«
    »Mein Gott, Emerson … Hör auf, ihn zu unterbrechen!« rief ich aus. »Wie soll er erklären, was geschehen ist, wenn du ihn keinen Satz zu Ende reden läßt?«
    Emerson funkelte mich finster an. »Worauf ich mit meinen Fragen hinaus will, muß für dich doch offensichtlich sein, Amelia, und auch für Mr. Forthright, wenn er …«
    »Es ist in der Tat offensichtlich, Emerson. Aber ich muß mich gegen deinen Ton verwahren. Du fragst nicht, du verhörst ihn wie ein …«
    »Verdammt, Amelia …«
    Reggies Gelächter unterbrach unsere Debatte. »Bitte streiten Sie nicht meinetwegen, meine Freunde. Ich verstehe, worauf der Professor hinauswill, und ich kann ihm seine Zweifel nicht zum Vorwurf machen. Wie er schon sagte, läuft ein Mann mit friedlichen Absichten nicht bewaffnet herum. Ich möchte zwar behaupten, daß ein vernünftiger Mann in dieser Gegend durchaus bewaffnet herumlaufen sollte. Hätte ich jedoch eine Begegnung mit einem wilden Tier oder einem noch wilderen Menschen befürchtet, hätte ich meinen Revolver umgeschnallt oder eine Flinte mitgenommen.«
    »Genau«, knurrte Emerson.
    »Ich kam gar nicht auf den Gedanken, solche Vorsichtsmaßnahmen zu treffen«, fuhr Reggie fort. »Es geschah genau so, wie ich Ihnen erzählt habe. Als ich die finstere Gestalt sah, die im Begriff war, den Knaben zu packen, stürzte ich mich auf sie. Der Mann zog ein Messer, wir kämpften darum, und nachdem ich leicht verwundet worden war, gelang es mir, ihm die Waffe zu entreißen. Um ehrlich zu sein, kann ich mich an die folgenden Ereignisse nicht genau erinnern, doch ich weiß noch vage, daß ich zuschlug und einen unterdrückten Schrei hörte, ehe mir die Sinne schwanden.«
    Eine kurze Pause entstand. Dann murmelte eine Stimme: »Aber wer hätte gedacht, daß der Alte so viel Blut in sich hat …«
    Emerson nickte. »Das hast du gut ausgedrückt, Ramses. Deine Mutter wird sich freuen, dich aus einer literarisch wertvolleren Quelle als aus deinen geliebten Kriminalromanen zitieren zu hören. Da war wirklich eine Menge Blut.«
    »Und Ihr Gefolgsmann ist verschwunden«, sagte Reggie.
    »Was?« entfuhr es mir. »Kemit ist fort?«
    »Er und seine beiden Freunde«, antwortete Emerson.
    Wieder entstand eine Pause, diesmal länger und unheilschwangerer. Schließlich richtete Emerson sich auf und wandte sich in einem Ton an uns alle, der mir immer wieder Schauder über den Rücken jagt – es war der Ton einer Führungspersönlichkeit. »Betrachten wir die Angelegenheit einmal kühl, vernünftig und unvoreingenommen. Hier gehen verdammt seltsame Dinge vor.« Ich wollte schon etwas sagen, als Emerson seinen lodernden Blick auf mich richtete. »Ich werde dich nach deiner Meinung fragen, wenn ich fertig bin, meine liebe Peabody. Bis dahin bitte ich dich – euch alle –, mich ohne Unterbrechung weitersprechen zu lassen.«
    »Aber sicher, mein lieber Emerson«, murmelte ich.
    »Hmmm«, brummte Emerson. »Nun denn. Als Lord Blacktower uns aufsuchte und seine abstruse Geschichte zum besten gab, reagierte ich, wie jeder vernünftige Mensch es getan hätte – mit Zweifeln. In jener Nacht kam es zu einem merkwürdigen Vorfall. Sie wissen davon, Mr. Forthright. Bitte, kein Kommentar, ein einfaches Nicken genügt. Vielen Dank. Damals konnte ich keinen Zusammenhang zwischen diesem Ereignis und Lord Blacktowers Vorschlag herstellen, und zwar aus dem einfachen Grund, daß kein solcher Zusammenhang zu bestehen schien.
    Bis zu unserer Ankunft in Nubien geschah nichts Außergewöhnliches. Möglicherweise, Peabody, erinnerst du dich an Ramses’ seltsames Schlafwandeln.« Ehe ich etwas erwidern konnte, fuhr er rasch fort: »Einen derartigen Vorfall kann man als bedeutungslos abtun. Ein

Weitere Kostenlose Bücher