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Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Titel: Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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zweiter solcher Vorfall wie der letzte Nacht jedoch gibt zu Zweifeln Anlaß. Wieder behauptet Ramses, eine Stimme habe ihn gerufen. Er erinnert sich, diesem Ruf gefolgt zu sein, doch sonst weiß er nichts mehr.
    Jeder Versuch, mittels einer Theorie einen roten Faden in diese verworrenen Ereignisse zu bringen, wäre nichts weiter als Spintisiererei.« Seine leuchtendblauen Augen wandten sich mir zu, und ihre Wirkung war so hypnotisch, daß ich gar nicht versuchte, ihm zu widersprechen. »Wie dem auch sei«, sprach Emerson weiter, »einer der Gegenstände, die letzte Nacht am Tatort gefunden wurden, ist – um es einmal so zu sagen – bemerkenswert. Bei diesem Bruchstück« – er holte es aus der Tasche wie ein Zauberkünstler, der ein Kaninchen aus dem Hut zieht, und schwenkte es vor unseren Gesichtern – »handelt es sich um ein Stück eines zerbrochenen Pfeiles, das ein ganz anderes Licht auf die Angelegenheit wirft. Ich würde meinen Ruf darauf verwetten, daß kein bekannter Stamm in Nubien oder den umliegenden Wüsten heute Pfeile herstellt, die diesem auch nur im entferntesten ähneln.«
    Er hielt inne, um seinen Worten größere Wirkung zu verleihen. Wie er feststellen mußte, war das ein Fehler, denn noch ehe er fortfahren konnte, ergriff Ramses das Wort.
    »Mit allem Respekt, Papa, ich glaube, wir alle – möglicherweise mit Ausnahme von Mr. Forthright – sind dir gefolgt und wissen, worauf du hinauswillst. Wenn dieser Pfeil nicht von einem uns bekannten Volk hergestellt worden ist, dann gewiß von einem Mitglied einer Gemeinschaft, von der wir bis dato noch nie gehört haben. Dies ist der zweite außergewöhnliche Gegenstand, der dir in die Hände gekommen ist; das Schmuckstück, das dir Mr. Forth vor vierzehn Jahren zeigte, war der erste.«
    »Bei Gott!« brach es aus Reggie heraus. »Was meinst du damit? Du willst doch nicht etwa sagen …«
    »Zum Teufel!« brüllte Emerson. »Seid alle ruhig! Ihr habt meine vernünftige Erörterung …«
    »Aber, aber, Liebling, du bist unnötig ins Detail gegangen«, beruhigte ich ihn. »Es liegt doch auf der Hand. Dieses Pfeilstück wurde letzte Nacht während des Kampfes abgebrochen. Der Mann, der Reggie angegriffen hat, muß den Pfeil demzufolge bei sich gehabt haben. Zum zweiten Mal schon wurde er seit unserer Ankunft in Nubien ertappt, als er Ramses aus dem Bett locken wollte. Warum er es auf Ramses abgesehen hat, ist mir ein Rätsel … das soll heißen, ich weiß es nicht. Allerdings kann man den logischen Schluß ziehen, daß er eher eine Entführung als einen gewaltsamen Übergriff plante, denn er hätte beide Male genügend Zeit gehabt, dem Jungen Schaden zuzufügen. Aber warum er Ramses verschleppen will …«
    »Entschuldige, Amelia«, meinte Emerson leise. Sein Gesicht war hochrot, und seine Stimme zitterte vor unterdrückten Gefühlen. »Sagtest du vorhin nicht etwas über unnötige Ausführlichkeit?«
    »Gut, daß du mich daran erinnerst, Emerson. Ich war gerade im Begriff, den gleichen Fehler zu begehen.« Ich hielt meine Teetasse hoch, und meine Stimme stieg dramatisch an. »Durchschneiden wir das Spinngewebe der Spekulation mit dem scharfen Schwert des Verstandes! Die verlorene Zivilisation, die zu finden sich Willoughby Forth aufmachte, existiert tatsächlich. Er und hoffentlich auch seine Frau sind Gefangene dieses geheimnisvollen Volkes! Ein oder mehrere Mitglieder dieses Stammes haben uns vom wilden Kent in die kargen Wüsten Nubiens verfolgt! Durch übernatürliche Mächte, die der modernen Wissenschaft unbekannt sind, haben sie Ramses versklavt und selbst jetzt …«
    Doch an diesem Punkt wurde ich von meinem Publikum unterbrochen, das laut durcheinanderschrie. Übertönt wurde das Tohuwabohu von dem schallenden und ansteckenden Gelächter meines Ehemannes. Erst als sein Heiterkeitsausbruch verstummte, konnten die anderen sich Gehör verschaffen, wobei Ramses – wie zu erwarten – als erster zum Zug kam.
    »Entschuldige, Mama, aber gegen das Wort >versklavt< muß ich Einspruch erheben, denn es ist nicht nur übertrieben und entbehrt jeder Grundlage, sondern klingt überdies beleidigend, da es darauf hinweist …«
    »Schon gut, Ramses«, meinte Emerson und wischte sich mit dem Rücken seiner kräftigen Hand die Lachtränen aus den Augen. »Deine Mutter wollte dich bestimmt nicht beleidigen. Ihre Phantasie …«
    »Ich weiß nicht, was daran Phantasie sein soll«, widersprach ich scharf. »Wenn keiner von euch mit einer besseren Erklärung

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