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Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Titel: Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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zu helfen. Allerdings sollten gerade Sie Verständnis für unsere Schwierigkeiten haben. Wir bereiten uns auf einen großen Feldzug vor und brauchen jeden Mann. Mr. Forthright wurde davor gewarnt, daß seine Suche sowohl gefährlich als auch vergeblich sein würde. Und trotzdem bestand er darauf loszuziehen. Selbst wenn ich es könnte, würde ich den Sirdar nicht dazu überreden, weitere Leben aufs Spiel zu setzen.«
    Ich verpaßte meinem Gatten einen leichten Tritt gegen das Schienbein, um der verächtlichen Antwort zuvorzukommen, die ihm offensichtlich schon auf der Zunge lag. Slatin Pascha verdiente unsere Verachtung nicht. Niemand kannte die Qualen der Sklaverei unter Wilden besser als er. Und man sah ihm das Bedauern und die Hilflosigkeit deutlich an.
    Nachdem wir das tukhul verlassen hatten, gingen wir zum Markt. An diesem Tag waren die Fliegen eine besondere Plage, wie schwarze Moderflecken drängten sie sich auf jedem Stück Obst und umschwärmten in brummenden Wolken die Lebensmittelbuden.
    »Ich überlasse es dir, die notwendigen Einkäufe zu erledigen«, sagte ich zu Emerson. »Ich gehe währenddessen zu Captain Griffith und bitte ihn um mehr Kamelsalbe.«
    Ich wollte schon losgehen, aber Emerson holte mich ein, packte mich bei den Schultern und drehte mich um. Seine Augen funkelten zornig, und seine Wangen waren hochrot vor Wut. »Einen Moment, Peabody. Wo zum Teufel willst du hin? Du hast noch genug von deiner verdammten Medizin. Als wir das letztemal hier waren, hast du dir doch einen neuen Vorrat geholt.«
    »Sie reicht nur noch für eine Woche«, entgegnete ich. »Und wir müssen unbedingt eine genügende Menge davon auf Lager haben, Emerson. Unser aller Leben könnte von der Gesundheit unserer Kamele abhängen.«
    Sein Griff wurde fester, bis ich mich fühlte, als ob die Finger sich in meine Knochen graben würden. Die Augen, die in meine blickten, schimmerten wie reines, blaues Wasser. Obwohl sich die Menge im suk um uns drängelte, hätten wir allein in der unendlichen Wüste sein können; wir sahen und hörten niemanden.
    »Ich erlaube dir nicht mitzukommen, Peabody«, sagte Emerson.
    »Dein Tonfall klingt nicht sehr überzeugend, mein lieber Emerson. Außerdem weißt du, daß du mich nicht daran hindern kannst.«
    Emerson stieß ein so lautes und verzweifeltes Stöhnen aus, daß eine vorbeigehende Frau, in staubiges Schwarz gehüllt, die ihrem Geschlecht auferlegte Zurückhaltung vergaß und den leidenden Ausländer überrascht anstarrte. »Ich weiß, daß ich das nicht kann, Peabody. Bitte, Liebling, ich bitte dich darum – ich flehe dich an … Denk an Ramses.«
    »Ich bin davon überzeugt«, wandte mein Sohn kühl ein, »daß solche Überlegungen deine Entscheidung nicht beeinflussen werden, Mama. Und ich sehe auch keinen anderen Weg als den, den Papa offenbar einschlagen will. Mir wäre es ebenso unmöglich zurückzubleiben, wie auch Mama sich nie von Papa trennen würde. Ich muß euch sicher nicht mit einem überschwenglichen Gefühlsausbruch behelligen, um euch davon zu überzeugen, daß meine Empfindungen ebenso tief und aufrichtig …«
    Ich übernahm es, ihn zum Schweigen zu bringen, denn ich wußte, er würde immer weiterreden, bis ihm die Luft ausging. »Du anstrengendes, kleines Ungeheuer«, sagte ich, wobei ich versuchte, meine eigenen Gefühle zu verbergen. »Wie kannst du es wagen, an unsere Zuneigung zu appellieren, um deinen Willen durchzusetzen? Es kommt nicht in Frage, Ramses; du kannst uns nicht begleiten.«
    »Uns?« meinte Emerson. »Uns? Nun hör mal gut zu, Peabody.«
    »Es ist beschlossene Sache, Emerson. Wo du hingehst, da will auch ich hingehen. Und jetzt möchte ich diese Angelegenheit nicht länger erörtern. Und was den jungen Master Ramses betrifft …«
    »Und welche Alternative schlägst du vor?« fragte besagter Knabe.
    Ich starrte ihn an und wußte nicht, was ich sagen sollte. Er erwiderte meinen Blick, ohne zu zwinkern. Noch nie zuvor hatte er seinem Vater so ähnlich gesehen. Zwar waren seine Augen dunkelbraun anstelle von leuchtendblau, doch sie hatten den gleichen finsteren Ausdruck, den ich schon oft bei Emerson bemerkt habe, wenn er mich verbal in die Ecke gedrängt hat.
    Denn die Alternativen waren, um ehrlich zu sein, beschränkt. Wir konnten Ramses nicht allein lassen, weder in unserem Lager noch in der Garnison. Selbst wenn wir die Behörden davon hätten überzeugen können, ihn mit einem Militärzug nach Kairo zurückzuschicken – was

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