Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Titel: Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
Sicherheit!« rief ich aus. »Dann ist also ein Bote gekommen?«
    »Nein. Aber ich spreche die Wahrheit.«
    »Sie wollen mich nur trösten, Kemit, und ich danke Ihnen für Ihren Versuch, mich aufzuheitern. Aber woher wollen Sie wissen, was aus ihnen geworden ist?«
    »Die Götter haben es mir gesagt.«
    Er stand kerzengerade da, und seine hochgewachsene Gestalt hob sich dunkel vom feuerroten Himmel ab. In seiner Stimme und seiner Haltung lag eine Überzeugungskraft, die mir versicherte, daß zumindest er selbst glaubte, was er sagte. Es wäre ebenso unhöflich wie unfreundlich gewesen, ihn darauf hinzuweisen, daß ich von meinem Gott nichts gehört hatte. Und diese Quelle war in meinen Augen ein wenig zuverlässiger als die seine.
    »Danke, mein Freund«, sagte ich. »Und ich danke auch Ihren Göttern für ihre freundliche Beruhigung. Ich glaube, wir kehren jetzt besser um, es wird … Kemit, was ist?«
    Er war zusammengefahren wie ein Bluthund, der eine unsichtbare Beute wittert. Ich sprang auf und stellte mich neben ihn; doch sosehr ich auch meine Augen anstrengte, ich sah nichts in der Richtung, in die er starrte.
    »Da kommt etwas«, sagte Kemit.
    Er war schon einige Meter weit gelaufen, bis ich mich fassen konnte und ihm folgte. Er war flink wie ein Wiesel. Als ich ihn eingeholt hatte, kniete er neben einer Gestalt, die am Boden lag. Die kurze Dämmerung in der Wüste verwandelte sich bereits in völlige Finsternis, als ich mich neben dem Mann auf die Knie fallen ließ. Doch ich erkannte sofort, daß es sich diesmal nicht um Reggie handelte. Das dunkle Gewand und der Turban gehörten einem Araber.
    Kemit hatte bessere Augen als ich. »Es ist der Diener des Mannes mit dem Feuerhaar«, sagte er.
    »Daoud, der Nubier? Hilf mir, ihn umzudrehen. Ist er …?«
    »Er atmet«, antwortete Kemit knapp.
    Ich hakte die Feldflasche von meinem Gürtel los und schraubte sie auf. In meiner Aufregung goß ich mehr Wasser auf sein Gesicht als zwischen seine geöffneten Lippen, doch das Ergebnis war dennoch das gewünschte. Sofort regte sich der Mann und leckte sich stöhnend die Lippen. »Mehr«, keuchte er. »Wasser, bei Allah …«
    Ich gestattete ihm nur einen Schluck. »Nicht zu viel, sonst wird dir übel. Beruhige dich, du bist in Sicherheit. Wo ist dein Herr?«
    Seine Antwort bestand aus einem schwachen Flüstern, von dem ich nur das Wort »Wasser« verstand. Ich war so außer mir, daß ich den armen Mann tatsächlich schüttelte. »Für den Augenblick hast du genug. Kommt dein Herr nach? Wo sind die anderen?«
    »Sie …« Sein Gesicht und seine Gestalt waren in der Dunkelheit nicht deutlich wahrzunehmen, aber seine Stimme klang schon kräftiger. Nachdem ich ihm noch ein wenig Wasser in den Mund geträufelt hatte, fuhr er fort: »Sie haben uns überfallen. Die wilden Männer der Wüste. Wir haben uns gewehrt … es waren zu viele.«
    Kemit zog zischend den Atem ein. »Wilde Männer?« wiederholte er.
    »Zu viele«, wiederholte ich. »Und trotzdem bist du entkommen und hast deinen Herrn seinem Schicksal überlassen?«
    »Er hat mich losgeschickt«, widersprach der Mann. »Um Hilfe zu holen. Es waren zu viele. Einige haben sie umgebracht … aber nicht den Herrn. Er ist Gefangener der wilden Männer der Wüste.«

7. Kapitel

    Verschollen in einem Meer aus Sand
     
    »Sklavenhändler«, meinte Slatin Pascha. Das Summen der Fliegen begleitete dröhnend und unheilverkündend seine Worte, als er fortfuhr: »Wir haben unser Bestes getan, um dieses schmutzige Geschäft zu unterbinden, doch unsere Bemühungen haben nur bewirkt, daß die widerwärtigen Menschenräuber nicht mehr ihre üblichen Wege benutzen. Mr. Forthright muß von einer solchen Bande überfallen worden sein.«
    »Was spielt es für eine Rolle, wer es war?« wandte ich ein. »Die Frage ist vielmehr, was die Behörden jetzt zu tun gedenken.«
    Wir befanden uns in Slatin Paschas tukhul in der Garnison. Draußen kauerte geduldig eine Menschenmenge auf Matten und wartete darauf, vorgelassen zu werden, denn er hatte unserem Anliegen Priorität gegeben.
    Der gediente Soldat wandte hüstelnd den Blick ab. »Natürlich werden wir diese Angelegenheit jeder Patrouille gegenüber erwähnen, die in dieses Gebiet ausrückt.«
    »Ich sagte dir doch, Peabody, es ist Zeitverschwendung«, meinte Emerson und erhob sich.
    »Warten Sie, Herr Professor«, bat Slatin Pascha. »Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich würde alles Menschenmögliche tun, um diesem bedauernswerten jungen Mann

Weitere Kostenlose Bücher