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Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Titel: Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Schreiben der Hoffnung Ausdruck, die Militärbehörden würden seine Suche fortsetzen, wenn er scheitern sollte.
    Keiner der Briefe war versiegelt. Hier hatte Reggie in meinen Augen besonders taktvoll und wie ein wahrer Gentleman gehandelt, denn natürlich hätte ich nicht im Traum daran gedacht, derart vertrauliche Mitteilungen zu lesen. Allerdings gab es unter den gegebenen Umständen keinen moralischen Grund, weshalb ich hätte verschweigen sollen, daß ich mich im Besitz der Karte befand. Warum also tat ich es trotzdem? Ich kannte die Antwort ebensogut wie meine werten Leser: Ohne diese Karte konnten wir nicht wagen aufzubrechen. Und die Voraussetzungen dafür zu schaffen, daß wir alle unser Lebens aufs Spiel setzten, stellte eine Verantwortung dar, die zu übernehmen mir der Mut fehlte.
     
    Die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne erhellten den Himmel im Osten, als wir uns auf den Weg machten. Ich hatte die heilenden Wunden der Kamele mit Salbe gepflegt und ihnen eine Dosis Stärkungsmittel – meine eigene Erfindung, eine Mischung aus kräftigenden Kräutern und einem Schlückchen Brandy – eingeflößt. Das Gepäck war sorgfältig ausbalanciert und gepolstert auf ihre Rücken geladen worden. Ich stellte meinen gestiefelten Fuß auf das Vorderbein meines knieenden Reittiers und schwang mich in den Sattel. Ramses saß bereits; er kauerte wie ein Affe hoch oben auf einem Gepäckstapel. Emerson folgte unserem Beispiel. Wir waren bereit.
    Ich wandte mich um und betrachtete die kleine Expedition. Sie war wirklich klein, bestand außer uns nur noch aus fünf Reitern. Einer von ihnen war Kemit. Er hatte sich als erster freiwillig gemeldet. Um genau zu sein, war er der einzige Freiwillige, die anderen hatten sich erst nach umfangreichen Bestechungsgeldern bereit erklärt. Alle schwiegen, anstatt wie sonst mit fröhlichem Geplauder, Liedern und Gelächter den Tag zu begrüßen. Das kalte, graue Licht verlieh ihren bedrückten Gesichtern und auch denen ihrer Familienmitglieder, die zum Abschied gekommen waren, eine leichenhafte Blässe.
    Emerson hob die Hand, und seine tiefe Stimme hallte über die kahle Ebene: »Wir brechen auf mit dem Segen Gottes! Ma ’es-salâmeh !«
    Die rauhen Stimmen der Männer riefen die traditionelle Antwort: » Nishûf wishak fî kheir – Das Glück segne dich, bis wir uns wiedersehen.« Allerdings entdeckte ich in ihrem Ton einen gewissen Mangel an Überzeugung, und eine Frau brach in schrille Klagelaute aus.
    Emerson übertönte sie, indem er lauthals ein arabisches Lied anstimmte und sein Kamel zum Trab antrieb. Mit zusammengebissenen Zähnen – denn das Schaukeln eines trabenden Kamels ist eines der schmerzhaftesten Dinge, die es gibt – folgte ich ihm. In einer Sandwolke und singend stoben wir davon.
    Sobald wir außer Sichtweite waren, ließ Emerson die Kamele im Schrittempo gehen. Ich holte ihn ein. »Reiten wir in die richtige Richtung, Emerson?«
    »Nein.« Nach einem Blick auf den Kompaß wendete Emerson sein Kamel leicht nach rechts. »Das war nur um der Wirkung willen, Peabody. Ein dramatischer Aufbruch, findest du nicht auch?«
    »Ja, Liebling, und die beabsichtigte Wirkung ist eingetreten.« Einer der Männer sang das Lied weiter (»Wann wird sie mir sagen: >Komm, junger Mann, wir wollen uns berauschen    Der anfangs noch kühle Vormittag wurde wärmer und schließlich brütend heiß. Während der heißesten Tageszeit legten wir im Schatten eines Felsausläufers eine Rast ein. Wüsten unterscheiden sich voneinander wie Menschen. Das große Sandmeer der Sahara mit seinen glatten Sanddünen lag weiter nördlich. Hier bestand der Boden aus Sandstein, und die Ebene wurde von Felsen und Rinnen unterbrochen, ein Zeichen dafür, daß früher hier Bäche geflossen sein mußten. Am Spätnachmittag machen wir uns wieder auf den Weg. Erst als die herannahende Dunkelheit ein Weiterreiten unmöglich machte, schlugen wir unser Lager auf. Wir hatten keine Anzeichen dafür gefunden, daß vor uns Reisende hiergewesen waren, nicht einmal die Knochen zugrunde gegangener Männer und Kamele, die gleich schauerlichen Wegweisern an vielbenutzten Strecken wie der Darb el Arba’in liegen.
    »Wir befinden uns abseits aller bekannten Karawanenstraßen«, sagte Emerson, als ich diesen Umstand später am Lagerfeuer erwähnte. »Der nächstgelegene Teil der Darb el Arba’in ist Hunderte von Meilen westlich von hier; und zwischen ihm und diesem Teil Nubiens gibt es

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