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Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Titel: Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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unwahrscheinlich war –, glaubte ich nicht, daß eine Abteilung der Armee, geschweige denn ein einzelner Offizier, in der Lage gewesen wäre, ihn zu bändigen. Ich hätte ihn schwören lassen können, nicht davonzulaufen … Doch im gleichen Augenblick wurde mir klar, daß das vergeblich war. In einer so ernsthaften Angelegenheit würde Ramses nicht zu Ausflüchten und Wortverdrehungen greifen. Er würde sich schlichtweg weigern, mir sein Wort zu geben. Und was dann? Ich war mir ziemlich sicher, daß die Armee nicht damit einverstanden sein würde, ihn in Eisen zu legen.
    »Verdammt«, sagte ich.
    »Zum Teufel«, meinte Emerson.
    Ramses hielt klugerweise den Mund.
     
    Einige Ausflüchte meinerseits waren nötig, ehe wir aufbrechen konnten. Wir mußten ein paar der Armeekamele borgen, die ich gepflegt hatte, denn es waren – ganz gleich, zu welchem Preis – keine anderen zu bekommen. Das bedeutete, daß die Militärbehörden nichts von unserer Expedition erfahren durften. Vielleicht würden sie uns nicht aufhalten, aber sie hätten sicherlich Einspruch gegen diese unbefugte Nutzung ihres Eigentums erhoben.
    Auch Arbeiter waren Mangelware. Unsere zuverlässigsten Männer hatten wir Reggie mitgegeben, und daß sie nicht zurückgekehrt waren, wirkte auf weitere potentielle Freiwillige verständlicherweise abschreckend.
    Trotzdem ließen wir uns nicht in unserem Pflichteifer entmutigen, bis wir eine Entdeckung machten, die fast das Ende unserer Bemühungen bedeutet hätte: Als Emerson Willoughby Forths Karte suchte, war sie spurlos verschwunden.
    »Ich sage dir doch, Peabody, ich habe sie in diese Mappe gelegt!« brüllte Emerson und verstreute den Inhalt besagter Mappe im ganzen Zelt. »Jetzt behaupte bloß nicht, ich hätte mich geirrt. Ich irre mich nie in diesen Dingen.«
    Die Jahre, die ich durch die Fallgruben des Ehestandes gestolpert war, hatten mich gelehrt, daß es nicht ratsam war, einer lächerlichen Äußerung wie dieser zu widersprechen. Also hob ich schweigend die Papiere auf, während Emerson weiterredete: »Die Karte muß her, Peabody. Sie ist zwar nur ein schwacher Strohhalm, an den wir uns klammern können, aber immerhin ist sie besser als nichts.«
    »Daoud hat sich bereit erklärt, uns zu führen«, sagte ich zögernd.
    »Er eignet sich zum Führer nicht besser als Ramses. Oder sogar noch weniger«, fügte Emerson rasch hinzu, da Ramses schon protestieren wollte. »Es wäre etwas anderes, wenn er Beduine und mit der Wüste vertraut wäre. Aber er sagte mir, er habe sein ganzes Leben in Haifa verbracht. Nein, wir brauchen die Karte. Ohne sie dürfen wir nicht wagen, uns auf den Weg zu machen.«
    Ich wollte schon antworten, doch etwas ließ mich innehalten, als hätte sich mir eine unsichtbare Hand über die Lippen gelegt. Ohne zu lügen, kann ich von mir behaupten, daß ich nur selten an Unentschlossenheit leide. Allerdings war gerade das im Augenblick der Fall. Noch ehe ich mich entscheiden konnte, ließ Ramses das leise Hüsteln vernehmen, das bei ihm normalerweise eine Bemerkung einleitet, von der er nicht weiß, wie sie aufgenommen werden wird.
    »Glücklicherweise, Papa, besitzen wir eine Kopie der Karte. Ich habe mir die Freiheit genommen, sie vor unserer Abreise aus England abzuzeichnen.«
    Emerson ließ die Papiere los, die ich ihm gerade gereicht hatte, wirbelte herum und starrte seinen Sohn an. Sein Gesicht strahlte vor Freude. »Ausgezeichnet, Ramses! Lauf sofort und hol sie! Sonst brauchen wir nichts mehr und können bei Morgengrauen aufbrechen.«
    Seufzend bückte ich mich wieder, um die Papiere aufzuheben. Die Sache war beschlossen, unser Schicksal entschieden – doch nicht ich hatte diese Entscheidung getroffen. Denn ich verfügte ebenfalls über eine Kopie der Karte.
    Am Abend vor seiner Abreise hatte Reggie mir ein kleines Bündel Papiere übergeben und mich mannhaft, aber mit zitternder Stimme gebeten, es erst nach seinem Aufbruch zu öffnen. Ich ahnte, was es enthielt. Und so klang meine eigene Stimme ebenso schwach, als ich ihm versicherte, ich würde seinen Wünschen entsprechend handeln, falls unglückliche Umstände dies nötig machen sollten. Beim Öffnen des Päckchens fand ich genau das, was ich erwartet hatte: Reggies letzten Willen, sein Testament, geschrieben mit eigener Hand, und außerdem noch zwei Briefe: einer an seinen Großvater, der andere an Slatin Pascha adressiert. Letzterem war eine Kopie der Karte beigelegt. Wie ich annahm, verlieh Reggie in diesem

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