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Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Titel: Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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keine Straße. Trotzdem hatte ich gehofft, Zeichen dafür zu finden, daß Forthright hier vorbeigekommen ist – die kalte Asche eines Feuers, weggeworfene Konservendosen oder wenigstens die Hufspuren der Kamele.«
    Die Sterne funkelten wie Juwelen an einem Himmel, bei dessen Anblick sich die Kälte des Weltalls ermessen ließ; ein eisiger Wind zerzauste mein Haar. In nachdenkliches Schweigen versunken, saßen wir da, bis der Mond aufging und mit seinen Strahlen seltsame Schatten auf den silbrig schimmernden Sand zeichnete.
    Am zweiten Tag verlief alles wie am ersten, nur daß die Landschaft noch dürrer und abweisender wurde. Aus dieser Einöde hätte jeder Gegenstand herausgeragt wie ein Kirchturm; die Spuren, die Emerson als die einer Antilope erkannte, stachen so klar hervor, als hätte man sie mit einem Stempel in den Sand gedruckt. Doch nichts wies darauf hin, daß vor kurzem Menschen hier gewesen waren. An diesem Abend zeigte eines der Kamele Anzeichen von Unwohlsein, weshalb ich ihm eine Extradosis meines Stärkungsmittels verabreichte. Trotzdem starb es während der Nacht. Da es das schwächste von allen gewesen war, überraschte mich das nicht weiter. Wir ließen das arme Geschöpf am Ort seines Dahinscheidens liegen und setzten unseren Weg fort.
    Am Nachmittag des dritten Tages forderten die unangenehmen Temperaturschwankungen – tags war es brütend heiß, nachts bitterkalt – allmählich ihren Tribut. Auch daß wir noch keine Spur von Reggies Karawane entdeckt hatten, zerrte selbst an den Nerven der Zuversichtlichsten. Der wehende Sand hatte uns die Haut wundgerieben, und denen, die das Reiten nicht gewöhnt waren, tat jeder Knochen im Leibe weh. Die Männer schwiegen bedrückt. Der häßliche Dunst, der die Sonne verschleierte, linderte zwar nicht die Hitze, stellte aber den unheilvollen Vorboten eines Sandsturms dar. Benommen saß ich auf dem Rücken des Kamels, während das Tier vorantrottete. Ich konnte nicht sagen, wo ich stärkere Schmerzen hatte, im Kopf oder an einem gewissen Teil meines geschundenen Körpers.
    Ein Schrei riß mich aus meinem Halbschlaf. Verwirrt und schwindelig rief ich mit schwacher Stimme: »Was? Was ist?«
    Vor lauter Freude bemerkte Emerson meine Erschöpfung nicht. »Schau Peabody. Da sind sie! Bei Gott, also hatte der Wahnsinnige doch recht!«
    Zuerst kamen mir die Gegenstände, auf die er zeigte, wie eine weitere Fata Morgana vor. Sie zitterten, als betrachte man sie durch einen Wasserschleier. Doch als wir unsere Kamele zu rascherer Gangart antrieben, wurden ihre Umrisse fester, und bald hatten wir sie erreicht: zwei hohe Felsensäulen, die Zwillingsobelisken von Mr. Forths Karte. Sie gehörten zu einer Gruppe umherliegender Steine und erhoben sich über ihre kleineren Artgenossen wie grob gehauene Säulen oder die Pfeiler eines eingestürzten Tors.
     
    »Das war einmal ein Gebäude«, verkündete Emerson kurze Zeit später. Die Entdeckung hatte seine Lebensgeister geweckt; er sah so ausgeruht und vergnügt aus, als sei er den ganzen Tag durch englische Wiesen gestreift. »Ich kann keine Spuren von Reliefs oder Inschriften finden, doch sie sind vielleicht vom wehenden Sand abgetragen worden. Wir schlagen hier unser Lager auf, Peabody, obwohl es noch früh ist. Ich will ein bißchen graben.«
    Bei der Tätigkeit bekam er von den Männern nur wenig Hilfe. Stöhnend und schimpfend forderten sie eine Extraration Wasser, ehe sie sich bereit erklärten, überhaupt einen Finger zu rühren; und dann arbeiteten sie langsam und unwillig. Nur Kemit, der mehr denn je einer Bronzestatue glich, legte sich mit seinem üblichen Eifer ins Zeug. Nach einer Stunde wurde Emerson für seine Mühen mit einigen Gesteinssplittern, Tonscherben und einem formlosen, häßlichen Klumpen belohnt, der ihn zu einem Begeisterungsschrei veranlaßte: »Eisen, Peabody! Eine eiserne Messerklinge. Ohne Zweifel meroitisch. Sie waren hier, sie sind hier vorbeigekommen. Mein Gott, das ist unglaublich!«
    Argwöhnisch musterte ich den rostigen Klumpen. »Woher weißt du, daß er nicht von einem Entdecker unserer Zeit oder von einem wandernden Beduinen stammt?«
    »In dieser Gegend regnet es zwar im Sommer gelegentlich, doch es würde Jahrhunderte, nein, Jahrtausende dauern, bis ein Stück Eisen einen solchen Zustand erreicht. Die Kuschiten haben Eisen verarbeitet. Ich habe die schwarzen Schlackehalden in der Umgebung von Meroë gesehen; ein Anblick wie in Birmingham oder Sheffield.« Er wandte sich zu den

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