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Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Titel: Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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wird es dich sehr überraschen, Emerson, daß Budge diesen Herbst ebenfalls in den Sudan reisen will. Genauer gesagt, ist er bereits fort.«
    »Hmmm«, brummte Emerson. »Ach nein! Wirklich?«
    Emerson hält die meisten Ägyptologen für ausgemachte Pfuscher – was sie nach seinen strengen Maßstäben auch sind –, und Wallis Budge, der Verwalter der ägyptischen und assyrischen Altertümer im Britischen Museum, war sein Intimfeind.
    »Wirklich?« wiederholte Walter. Seine Augen funkelten. »Nun, das dürfte diesen Winter noch interessanter werden lassen, Amelia. Wenn du die beiden davon abhalten mußt, einander an die Gurgel zu gehen …«
    »Pah!« stieß Emerson hervor. »Walter, ich muß dich für diese Anspielung tadeln. Wie kannst du nur glauben, ich könnte die Würde meines Berufsstandes und meine eigene Selbstachtung so weit vergessen … Zudem beabsichtige ich gar nicht, mich in der Nähe dieses Mistkerls aufzuhalten. Und er geht mir besser aus dem Weg, sonst erwürge ich ihn.«
    Evelyn, die Friedensstifterin, versuchte, das Thema zu wechseln. »Hast du etwas Neues über Professor Petries Verlobung gehört, Amelia? Stimmt es, daß er bald heiratet?«
    »Ich glaube schon, Evelyn. Alle reden darüber.«
    »Klatschen, meinst du wohl«, schnaubte Emerson höhnisch. »Mit ansehen zu müssen, wie Petrie, der immer mit seinem Beruf verheiratet war, sich Hals über Kopf in ein Flittchen verliebt … Es heißt, sie sei zwanzig Jahre jünger als er.«
    »Und wer verbreitet jetzt üblen Klatsch?« wollte ich wissen. »Sie ist eine anständige junge Frau, und er ist ganz vernarrt in sie. Wir müssen uns ein passendes Hochzeitsgeschenk einfallen lassen, Emerson. Vielleicht einen silbernen Tafelaufsatz?«
    »Was zum Teufel soll Petrie mit einem Tafelaufsatz anfangen?« fragte Emerson. »Der Mann lebt wie ein Wilder. Wahrscheinlich würde er Tonscherben darin einweichen.«
    Wir waren noch bei diesem Thema, als sich die Tür öffnete. Ich blickte auf und erwartete Rose, die die Kinder zu Bett bringen wollte. Doch es war Gargery, und auf dem Gesicht des Butlers stand ein finsterer Ausdruck, der auf eine unangenehme Nachricht hindeutete.
    »Ein Gentleman möchte Sie sprechen, Herr Professor. Ich habe ihm mitgeteilt, daß Sie um diese Zeit keine Besuche empfangen, aber er …«
    »Er muß einen wichtigen Grund haben, uns zu sehen«, unterbrach ich, als ich sah, daß mein Gatte die Augenbrauen zusammenzog. »Ein Gentleman, sagten Sie, Gargery?«
    Der Butler senkte den Kopf. Dann ging er zu Emerson hinüber und hielt ihm das Tablett hin, auf dem eine schlichte weiße Visitenkarte lag.
    »Hmmm«, brummte Emerson und nahm die Karte. »Honourable Reginald Forthright. Nie von ihm gehört. Schicken Sie ihn weg, Gargery.«
    »Einen Moment«, sagte ich. »Ich glaube, du solltest ihn empfangen, Emerson.«
    »Amelia, deine unersättliche Neugier wird mich noch einmal ins Grab bringen!« rief Emerson aus. »Ich will diesen Menschen nicht sehen. Ich will meinen Whisky Soda, ich will das Beisammensein mit meiner Familie genießen, ich will mein Abendessen. Ich weigere mich …«
    In diesem Augenblick flog die Tür auf, die Gargery hinter sich geschlossen hatte. Der Butler taumelte zurück, als der Neuankömmling schwungvoll an ihm vorbeistürmte. Barhäuptig, tropfnaß und leichenblaß durchquerte er das Zimmer. Immer wieder hielt er inne, krümmte sich und schwankte, bis er vor Walter angekommen war, der ihn entgeistert anstarrte.
    »Herr Professor!« keuchte er. »Ich weiß, ich störe … Ich flehe Sie an, mir zu verzeihen … und mich anzuhören …«
    Und dann, noch ehe Walter sich von seiner Überraschung erholt hatte und wir anderen auch nur einen Finger rühren konnten, kippte der Fremde um und stürzte bäuchlings auf den Kaminvorleger.

2. Kapitel

    »Mein Sohn lebt!«
     
    Emerson brach als erster das Schweigen.
    »Stehen Sie sofort auf, Sie tolpatschiger junger Esel«, fauchte er gereizt. »Noch nie habe ich so eine ungeheuerliche Unverschämtheit …«
    »Um Himmels willen, Emerson!« rief ich aus und eilte auf den Gestürzten zu. »Siehst du denn nicht, daß er ohnmächtig ist? Beim bloßen Gedanken daran, welches unvorstellbar schreckliche Ereignis ihn in diesen entsetzlichen Zustand versetzt haben muß, schaudert mir.«
    »Nein, das stimmt nicht«, widersprach Emerson. »Du liebst unvorstellbar schreckliche Ereignisse. Bitte zügle deine ausufernde Phantasie. Ohnmächtig, daß ich nicht lache! Wahrscheinlich ist er

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