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Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Titel: Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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mit einer tiefen Quelle. Er führte die Männer, so schnell es ging, den Weg zurück, auf dem er gekommen war. Und es war tatsächlich eine Rettung in letzter Minute …
    Doch nachdem wir die Oase verlassen und die letzte Etappe unserer Reise angetreten hatten, gab es Momente, meine liebste Peabody, in denen ich befürchtete, die Rettung könne dennoch zu spät gekommen sein. Dein Pfleger – wenn ich ihn so nennen darf – badete und salbte dich und schüttete dir eigenartige Flüssigkeiten in die Kehle. Dir ging es so schlecht, daß ich nicht wagte, mich einzumischen. Ich konnte nichts tun, als das verfl … verflixte Zeug zuerst selbst zu probieren, ehe …«
    »Oh, mein liebster Emerson!« Gerührt drückte ich ihn an mich. »Was, wenn es Gift gewesen wäre?«
    »War es aber nicht.« Emerson umarmte mich fest. »Doch erst letzte Nacht wußte ich, daß du außer Gefahr warst. Und wenn du dich nicht ausruhst, Peabody, wirst du wieder krank. Ich habe deine Neugier jetzt gestillt …«
    »Du hast kaum damit angefangen!« rief ich aus. »Woher wußte Kemit, daß die Männer in der Oase auf ihn warten? Sind diese Leute die Nachkommen der Adligen und Könige aus dem alten Meroë? Wo sind wir … warum ist dieser Ort unbekannt?«
    »Diese Fragen zu beantworten, würde Tage dauern und nicht Minuten«, meinte Emerson. »Aber ich will versuchen, es kurz zusammenzufassen. Wie du weißt, gibt es in der westlichen Wüste viele abgelegene Gipfel und große Gebirge. Dieser Ort – man nennt ihn den Heiligen Berg – ist ein bislang unbekanntes Felsmassiv. Wir kamen in der Dunkelheit an, nachdem wir einige Kilometer durch Hügelausläufer geritten waren. Die Klippen müssen etwa dreitausendfünfhundert Meter hoch sein. Vertikale Erosion hat eine Unmenge natürlicher Säulen in den Stein geschnitten, und dazwischen befinden sich gewundene Gänge. Doch mehr als dieser phantastische Anblick, liebe Peabody, war mir nicht vergönnt. Sobald wir den Fuß der Klippen erreichten, bekamen Ramses und ich die Augen verbunden. Natürlich protestierte ich, aber vergebens. Kemit war zwar sehr höflich, doch er ließ sich nicht erweichen. Es gibt nur einen Weg durch die Klippen, und der ist ein gut gehütetes Geheimnis. Ich versuchte, mir die Biegungen und Kurven des Pfades zu merken, allerdings bezweifle ich, daß ich den Rückweg finden würde. Nach einer Weile blieb mein Kamel stehen. Immer noch mit verbundenen Augen wurde mir beim Absteigen geholfen. Man führte mich zu einer Sänfte. Ich hatte Kemit mein Wort gegeben, die Augenbinde nicht abzunehmen. Ansonsten, so teilte er mir höflich, aber unerbittlich mit, würde er mir Hände und Füße fesseln.«
    »Und hast du dein Wort gehalten, Emerson?« fragte ich.
    Emerson grinste. Sein Gesicht sah so gebräunt und gesund aus wie immer, wenn auch ein wenig magerer. »Wie kannst du daran zweifeln, Peabody? Außerdem hatte die Sänfte einen Vorhang ringsherum. Ich konnte überhaupt nichts sehen. Doch es war nicht schwer festzustellen, daß die Sänfte nicht von Pferden oder Kamelen, sondern von Menschen getragen wurde. Ich sah sie allerdings nie, denn meine Augenbinde wurde erst entfernt, nachdem wir dieses Haus erreicht hatten und sie fort waren. Aber, um ehrlich zu sein, mir war sowieso alles einerlei. Alles, worauf es mir ankam, war, daß man gut für dich sorgt.«
    Er hielt in seinem Bericht inne, um mir einige Beweise seiner Zuneigung zukommen zu lassen, und fuhr dann fort. »Die Vorsichtsmaßnahmen, die Kemit in meinem Fall ergriffen hat, gehören zu den Gründen, warum bislang niemand diesen Ort entdeckt hat. Ich kann mir vorstellen, daß jeder bedauernswerte Beduine, der den Eingang zufällig entdeckt, keine Gelegenheit mehr haben wird, jemandem von seinem Fund zu erzählen. Wahrscheinlich würde er nicht sehr weit kommen: Gruppen bewaffneter Männer, die die Oase als Stützpunkt benutzen, kontrollieren die gesamte Umgebung. Wie ich beobachtet habe, verkleiden sie sich mit den üblichen Gewändern und Kopfbedeckungen als gewöhnliche Beduinen. Zweifellos haben sie einige der bizarren Legenden über Räuberbanden wie die Tebu in die Welt gesetzt, deren Kamele angeblich keine Spuren hinterlassen und die, Gerüchten zufolge, das Wasser aus den Mägen ihrer Reittiere trinken. Wahrscheinlich gehen auch viele der Geschichten von gestohlenen Kamelen und geplünderten Karawanen auf ihr Konto. Und was unseren Freund Kemit betrifft …«
    Er hielt inne. »Vorsicht, Peabody«, meinte er lachend. Und

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