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Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Titel: Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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nachempfunden waren. Es hatte kein Kopfende. Das Fußende war vergoldet und mit eingelegtem Blumenmuster verziert. Neben dem Bett befand sich ein niedriger Tisch mit verschiedenen Flaschen, Schälchen und Töpfchen; einige bestanden aus durchscheinendem Stein, andere aus Ton. Sonst gab es nur wenige Möbel im Raum, lediglich einige Truhen und Körbe und einen Stuhl, dessen Sitzfläche mit dem Fell eines mir unbekannten Tiers überzogen war: dunkelbraun mit unregelmäßigen weißen Flecken.
    »Also ist es wahr«, hauchte ich voll Staunen. »Ich kann es kaum glauben, obwohl ich es mit eigenen Augen sehe. Erzähl mir alles, Emerson. Wie lange war ich krank? Welchem Wunder verdanken wir unser Überleben? Hast du Mr. Forth und seine Frau gesehen? Wo sind wir, und warum hat all die Jahre lang niemand diesen Ort entdeckt?«
    Emerson unterbrach mich auf eine besonders angenehme Weise und meinte dann: »Ermüde dich nicht, Peabody. Warum ruhst du dich nicht aus und ißt etwas und dann …«
    »Nein, nein. Ich fühle mich recht wohl, und ich habe keinen Hunger. Es besteht nur die Gefahr, daß mir vor lauter Neugier der Schädel platzt, wenn du mir nicht sofort antwortest.«
    Emerson machte es sich bequem. »Möglicherweise hast du wirklich keinen Hunger. Ich habe mindestens vier Liter Fleischbrühe in dich hineingeschüttet, seit du letzte Nacht Anstalten machtest, wieder zu Bewußtsein zu kommen. Du warst wie ein kleiner Vogel, mein Liebling, und hast jedesmal brav geschluckt, wenn ich dir den Löffel an die Lippen hielt. Aber du hast kein einziges Mal die Augen aufgeschlagen …« Seine Stimme klang belegt, und er mußte sich räuspern, ehe er fortfuhr: »Nun denn, der Schrecken ist vorbei, dem Himmel sei Dank. Und ich möchte nicht riskieren, daß dir dein bemerkenswerter Schädel platzt. Also nutzen wir am besten die Zeit, die wir für uns allein haben, solange es noch möglich ist.«
    In diesen letzten Worten lag ein seltsamer Tonfall, doch ich brannte so darauf, seine Geschichte zu hören, daß ich nicht nachfragte. »Fang an«, drängte ich ihn. »Ich erinnere mich nur noch daran, daß du mich vorsichtig in den Sand gelegt hast und neben mir zusammengebrochen bist …«
    »Zusammengebrochen? Aber nein, meine liebe Peabody. Ich wollte mich nur ein wenig ausruhen, ehe ich weiterging. Ich muß eingenickt sein, denn als ich die Augen aufschlug, traute ich ihnen kaum. Ich sah eine Sandwolke, die sich in raschem Tempo näherte. Die Hufe galoppierender Kamele hatten sie aufgewirbelt. Ich stand auf, denn ob es Freunde oder Feinde, Menschen oder Geister waren, ich wollte sie um Hilfe bitten. Als der Trupp mich sah, änderte er die Richtung, und ein Reiter löste sich von den anderen. Er hatte mich fast erreicht, als ich ihn erkannte, und ich glaube, es war das blanke Erstaunen, das mich … äh … die Selbstbeherrschung verlieren ließ. Als ich erwachte, war ich von Gestalten umringt, die lange Gewänder und Kapuzen trugen. Einer von ihnen goß Wasser über mein Gesicht. Ich muß nicht betonen, Peabody, daß ich mich umwandte, um mich zu vergewissern, daß man sich auch um dich und Ramses kümmerte. Kemit selbst hielt dir einen Becher an die Lippen.
    Doch bald wurde er von einem anderen beiseite geschoben, der in ein schneeweißes Gewand gehüllt war. Er versorgte dich und strahlte dabei eine solche Autorität aus, daß ich wenig Lust hatte, sie anzuzweifeln. Obwohl mir unzählige Fragen auf der Zunge lagen, hielt ich sie zurück. Dein Überleben, meine geliebte Peabody, war jetzt das Allerwichtigste. Nach einer hastigen Beratung beschloß man, so schnell wie möglich weiterzureiten, denn du brauchtest Pflege, die man dir unter den gegebenen Umständen nicht geben konnte. Auch Ramses ging es sehr schlecht, allerdings nicht so schlecht wie dir. Einer der Reiter hob ihn zu sich aufs Kamel, und ich half, dich auf eine außergewöhnlich geschickt gebaute Trage zu betten. Dann brachen wir auf. Ich ritt neben Kemit her und konnte meine Neugier teilweise befriedigen.
    Er hatte uns nicht verlassen, sondern das einzig Mögliche getan, um uns zu retten. Zuerst entschuldigte er sich, weil es so lange gedauert hatte. Das Leben in der Außenwelt – wie er es ausdrückte – hatte seinen Kräften geschadet, so daß er nur acht Kilometer an einem Stück rennen konnte, ehe er wieder eine Pause einlegen mußte! Die Männer, mit denen er gerechnet hatte, erwarteten ihn in der Oase – denn das bedeutete das Wasserzeichen: eine wirkliche Oase

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