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Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Titel: Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Schließlich hat sie ihren Gatten Osiris aus dem Totenreich zurückgeholt, und mehr kann ein Arzt auch nicht zustande bringen. Was die Mägde betrifft: Eine von ihnen war immer bei dir, aber, um ehrlich zu sein, ich kann sie nicht voneinander unterscheiden, und ich habe auch keine Ahnung, wie viele es überhaupt sind.«
    »Warum flüsterst du, Emerson? Sie versteht doch nicht, was du sagst.«
    Ramses gab mir die Antwort. Er hatte sich auf meine Aufforderung hin ans Fußende des Bettes gesetzt und ähnelte so sehr einem Knaben aus dem alten Ägypten, daß ich erschrak, als er Englisch sprach.
    »Wie Tarek dir schon sagte, Mama, sprechen und verstehen einige von ihnen unsere Sprache.«
    »Woher haben sie …? Mein Gott, natürlich!« Ich schlug mir die Hand vor den Mund. »Mr. Forth. Ich schäme mich, daß ich noch nicht nach ihm gefragt habe. Hast du ihn schon gesehen? Und wie geht es Mrs. Forth?«
    »Du hast nach ihnen gefragt, Peabody, und es gibt zwei Gründe, warum ich dir noch nicht geantwortet habe«, erwiderte Emerson. »Zuerst einmal hast du zu viele Fragen gestellt, ohne mir die Gelegenheit zu einer Antwort zu geben. Und zweitens … äh … um ehrlich zu sein, kenne ich die Antwort nicht.«
    »Ich möchte dich ja nicht kritisieren, Emerson, aber mir scheint, du hast deine Zeit nicht gut genutzt. Ich hätte darauf bestanden, die Forths zu sehen und mit ihnen zu sprechen.«
    »Seit wir hier sind, saß Papa an deinem Bett«, meinte Ramses leise. »Er hätte dich nicht einmal allein gelassen, um zu schlafen, wenn ich nicht darauf bestanden hätte.«
    Tränen traten mir in die Augen. In Wirklichkeit war ich schwächer, als ich dachte, und das machte mich reizbar. »Mein liebster Emerson«, sagte ich. »Verzeih mir.«
    »Natürlich, meine liebste Peabody.« Emerson mußte innehalten, um sich zu räuspern. Er hatte die Hand ergriffen, die ich ihm entgegenstreckte, und hielt sie nun wie eine zarte Blüte, als ob der leichteste Druck sie zerquetschen könnte.
    War ich gerührt? Ja. War ich verärgert? Sehr. Ich war es nicht gewöhnt, daß man mich wie eine zarte Blüte behandelte. Ich wollte, daß Ramses ging. Ich wollte, daß die Magd ging. Ich wollte, daß Emerson mich in die Arme nahm und mich so fest drückte, daß mir die Luft wegblieb … und … und daß er mir alles erzählte, was er wußte.
    Emerson las meine Gedanken. Er kann das. Um seine Mundwinkel zuckte es, und er sagte zärtlich: »Im Augenblick bin ich der Stärkere, und das werde ich in vollen Zügen ausnützen. Du bist noch nicht kräftig genug, um dich lange anzustrengen oder um auch nur ein Gespräch zu führen. Widme dich mit deiner üblichen Willenskraft dem Gesundwerden. Dann werde ich dir gern … äh … gern all deine Fragen beantworten.«
    Natürlich hatte er recht. Selbst Tareks (so hatten wir ihn zu nennen beschlossen, denn sein vollständiger Name war ein Zungenbrecher) kurzer Besuch hatte mich erschöpft. Ich zwang mich, die Suppenschale zu leeren, die die Magd mir reichte. Die Suppe war kräftig und nahrhaft und enthielt Linsen, Zwiebeln und Fleischstückchen. »Hühnchen ist es nicht«, meinte ich nach dem ersten Löffel. »Vielleicht Ente?«
    »Oder Gans. Wir haben schon einige Male gebratenes Geflügel bekommen. Sie züchten hier auch Rinder. Das Fleisch schmeckt seltsam; ich bin noch nicht darauf gekommen, von welchem Tier es stammt.«
    Ich bemühte mich, alles bis auf den letzten Bissen aufzuessen. Kurz darauf zogen Emerson und Ramses sich zurück.
    »Wir schlafen im Nebenzimmer«, erklärte Emerson, als ich dagegen Einspruch erhob. »Ich werde wie auch in den vergangenen Tagen immer in deiner Rufweite sein, Peabody.«
    Bläuliches Dämmerlicht breitete sich im Raum aus. Schläfrig sah ich zu, wie die geisterhaft wirkende Magd lautlos ihren Pflichten nachging. Als es dunkel wurde, zündete sie Lampen an – kleine, irdene Gefäße, die mit Öl gefüllt waren. Der Docht bestand aus gezwirbeltem Stoff. Diese Art Lampen wird in Ägypten und Nubien immer noch benutzt, und es gibt sie schon seit undenklichen Zeiten. Sie verbreiten ein weiches, wenn auch nicht sehr helles Licht. Das Öl war mit Duftkräutern versetzt.
    Ich schlief schon fast, als die Frau sich meinem Bett näherte und sich auf einem Hocker niederließ. Sie hob die Hände ans Gesicht. Was wollte sie mir enthüllen? Ich zwang mich, langsam und gleichmäßig zu atmen, und stellte mich schlafend, doch mein Herz klopfte wild und erwartungsvoll. Was würde ich zu sehen

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