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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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empfehlenswert, da sie eher Hitze als frische Luft einlassen. Außerdem böten sie nur allerlei Getier Einlaß, mit dem man seine Behausung nicht unbedingt teilen möchte.
    Emerson achtete ganz absichtlich nicht auf das rege Treiben ganz in seiner Nähe. Er beschäftigte sich mit der Erkundung des Gebiets und mit der Karte. Auch als wir die Arbeiten für einen Imbiß unterbrachen, kam er mit keinem Wort darauf zu sprechen. Während er einen Teller von Bertha entgegennahm, die auf eigenen Vorschlag hin als Hilfsköchin fungierte, richtete er zum erstenmal an diesem Tag das Wort an sie.
    »Setz’ dich und iß. Wer hat dir gesagt, daß du uns bedienen sollst?«
    »Es war ihr eigener Einfall«, erklärte ich, da ich genau wußte, wen er im Verdacht hatte, diese Anweisung gegeben zu haben. »Und ich teile ihre Ansicht. Unter den gegebenen Umständen ist es wichtiger, ihr Inkognito zu wahren, als ihre Zugehörigkeit zu unserer Gesellschaftsschicht zu demonstrieren, worauf ich natürlich sonst bestanden hätte.«
    »Hmmm«, brummte Emerson. Bertha, die das so verstand, wie es gemeint war – als schweigendes Eingeständnis dessen, daß ich eine weise Entscheidung gefällt hatte –, zog sich wortlos zurück.
    Cyrus folgte ihr mit einem Blick aus zusammengekniffenen Augen. Ich hatte ihm alles berichtet, was Bertha mir in der letzten Nacht verraten hatte. »Ich traue diesem Weibsstück immer noch nicht«, sagte er jetzt. »Ich will, daß sie Tag und Nacht bewacht wird. Und zwar hinter sicheren Mauern, damit niemand an sie herankommt, ohne einen riesigen Radau zu veranstalten.«
    »Ach, Sie bauen also ein Gefängnis«, sagte Emerson mit einer Geste auf die Hauswände, die schon eine beachtliche Höhe erreicht hatten.
    »Hören Sie auf damit, Emerson. Ich habe Ihren Sarkasmus allmählich satt. Diese jämmerlichen Zelte entsprechen meiner Vorstellung von einer ordentlichen Unterkunft nicht. Leinwand hält Skorpione ebensowenig ab wie Sandflöhe, geschweige denn Diebe. Wenn Sie die Nacht nicht im Hausboot verbringen wollen …«
    »Wer hat das behauptet?« fragte Emerson.
    »Sie, Sie sturer, verbohrter …«
    »Mäßigen Sie sich, Vandergelt, es sind Damen anwesend. Sie müssen mich mißverstanden haben.« Er erhob sich. »Aber machen Sie ruhig weiter und bauen Sie Ihr Haus, wenn Sie wollen. Wir anderen haben zu tun. Charles … René … Abdullah …«
    Also verbrachten wir die nächsten drei Nächte auf dem Hausboot. Emersons erfahrenes Auge hatte ihn nicht getrogen. Bei den Ziegeln in der Senke handelte es sich tatsächlich um die Fundamente von Häusern – oder wenigstens eines Hauses –, denn bis zum Abend hatten die Männer den Großteil davon freigelegt und ein Stück einer dicken Mauer entdeckt, die einmal das gesamte Gelände umgeben haben mußte.
    Ein geselliges Beisammensein am Abend fand nicht statt.
    Die beiden jungen Männer waren so erschöpft, daß ihnen schon beim Abendessen der Kopf vornübersank und sie sich sofort nach der Mahlzeit zu Bett begaben. Cyrus ging mir aus dem Weg und erklärte, Emerson habe ihm so sehr die Laune verdorben, daß er nicht einmal mit mir ein höfliches Gespräch führen könne. Emerson schloß sich in seiner Kabine ein, und Bertha war in ihre eingesperrt. Ich für meinen Teil war selbstverständlich hellwach und zu jedem Abenteuer bereit, weshalb ich jeden Abend fast vor Langeweile verging. Doch nicht einmal ein Einbruch oder ein bewaffneter Überfall unterbrach die Monotonie. Deshalb war ich erfreut, als Cyrus sich am dritten Abend zu mir in den Salon gesellte. In seinem Abendanzug, den er mir zu Ehren stets zum Dinner anlegte, sah er sehr elegant aus, und sein Gesichtsausdruck verriet, daß sich seine Stimmung gebessert hatte. »Gerade ist der Junge mit der Post aus Derut gekommen«, verkündete er. Sein Lächeln wies darauf hin, daß er hoffte, mir damit eine Freude zu machen.
    Das dicke Päckchen, das er mir überreichte, trug tatsächlich das Wappen von Chalfont. Eilig öffnete ich es, aber ich vermutete, meine Freude würde nicht ungetrübt bleiben.
    Vor unserer Abreise aus Luxor hatte ein hektischer Austausch von Telegrammen stattgefunden. Leider war meine Botschaft, Emerson sei gerettet worden, erst in England angekommen, nachdem unsere Angehörigen bereits von seinem Verschwinden erfahren hatten. Deshalb war ihr erstes Telegramm in solcher Aufregung verfaßt worden, daß man es kaum entziffern konnte. Ein zweites teilte mir mit, meine Nachricht sei eingetroffen. Man sei

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