Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
habe nachts huschende Schatten gesehen …«
    »In deiner Einbildung, meinst du wohl. Unsere Wachen haben nichts Außergewöhnliches bemerkt. Nun, dann wirst du wohl mit uns kommen müssen. Obwohl ich bei Gott nicht weiß, was ich mit dir anfangen soll.«
    *
    Als wir das Boot am folgenden Morgen verließen, war Bertha kaum von den neugierigen Dorfbewohnern zu unterscheiden, die uns umringten. Da sich unter den Leuten auch Frauen befanden, hätte ich sie, wäre sie nicht immer dicht an meiner Seite geblieben, nicht unter den anderen schwarzverhüllten Gestalten erkennen können. Ich hatte erwartet, sie würde sich wie ein Schatten an Emersons Fersen heften, aber das tat sich nicht. Wahrscheinlich deswegen, weil sie sich mit dem Kater um diesen Platz hätte streiten müssen.
    Mit unserem Gefolge im Schlepptau durchquerten wir das Dorf. Einige der Leute hofften auf Arbeit bei den Ausgrabungen, andere wurden durch simple Neugier angelockt. Seit unserem ersten Besuch hatten sich die Einwohner von Haggi Quandil an Fremde gewöhnt, denn viele Touristendampfer legten auf ihrem Weg den Fluß hinauf hier an. Allerdings ist das Leben in diesen kleinen Dörfern äußerst langweilig, weshalb jedes unbekannte Gesicht, besonders das eines Ausländers, ganze Menschentrauben anzieht. Wie sehr sich die Dörfler seit damals verändert hatten! Redlichkeit und freundliche Behandlung hatten die einst so abweisenden Menschen in begeisterte Helfer verwandelt. Lächeln, Winken, arabische Grußworte – und die übliche Bitte nach Bakschisch – begleiteten uns auf unserem Weg. Selbst die mageren und verwahrlosten Hunde folgten uns in sicherem Abstand; sie wußten aus Erfahrung, daß die Fremden ihnen zuweilen Essensreste zuwarfen. Ich habe mir das zur Gewohnheit gemacht.
    Einige Männer und auch ein paar Kinder kamen uns nach, als wir das Dorf verließen und uns in Richtung der Felsen aufmachten. Wie gewöhnlich ging Emerson voraus. Der Morgen war angenehm kühl, und er trug immer noch seine Tweedjacke. Überrascht stellte ich fest, daß der Kater auf seiner Schulter saß. Ramses hatte unserer Katze Bastet beigebracht, das gleiche zu tun, aber da Ramses’ Schultern noch nicht besonders viel Platz boten, war Bastet gezwungen, sich um seinen Hals zu legen. Emersons Körperbau warf im Gegensatz dazu keine derartigen Schwierigkeiten auf, weshalb Anubis, leicht vornübergebeugt wie eine Gallionsfigur, bequem Platz gefunden hatte. Ich muß zugeben, daß die beiden ein äußerst merkwürdiger Anblick waren, und ich fragte mich, wie Emerson das große Vertrauen des Tieres gewonnen hatte.
    Emerson sah sich nach der fröhlichen Prozession hinter uns um und rief Abdullah zu: »Männer zum Graben und Kinder zum Körbetragen brauchen wir erst morgen oder übermorgen. Sag’ ihnen, sie sollen umkehren. Wir werden ihnen Bescheid geben, wenn wir Leute anstellen.«
    »Ich stelle heute Leute an«, sagte Cyrus, der, die Hände in den Hosentaschen, langsam mitschlenderte.
    Emerson verlangsamte seinen Schritt, damit Cyrus ihn einholen konnte. Die beiden Männer gaben einen amüsanten Gegensatz ab. Cyrus in seinem makellosen weißen Leinenanzug und Sonnenhut, seine mageren Wangen glatt rasiert und sein Spitzbart so exakt gestutzt wie die künstlichen Bärte, die die ägyptischen Pharaonen zu tragen pflegten. Emerson hingegen steckte in einer zerknitterten Jacke und ebensolchen Hosen; sein Hemd stand am Hals offen, seine Stiefel waren abgenutzt und staubig, und sein unbedeckter dunkler Schopf schimmerte im Sonnenlicht. Der Kater wirkte um einiges gepflegter.
    »Darf ich fragen, wen Sie einstellen möchten und aus welchem Grund?« fragte Emerson höflich.
    »Gestatten Sie mir, daß ich Sie überrasche«, erwiderte Cyrus ebenso höflich.
    Sobald wir am Ausgrabungsort angekommen waren, nahm Cyrus seine Arbeiter beiseite und hielt ihnen in fehlerhaftem, aber wirkungsvollem Arabisch einen Vortrag. Es dauerte nicht lang, bis der Zweck offenbar wurde. Ein Gebäude zu errichten, ist in Ägypten eine schnelle und einfache Angelegenheit. Der übliche Baustoff ist Lehm, den man entweder zu Ziegeln formt und dann in der Sonne trocknen läßt oder als Mörtel über ein Geflecht aus Zweigen streicht. Der Grundriß ist ebenfalls schlicht und hat sich seit undenklicher Zeit bewährt. Demzufolge bedarf es nur wenig, um ein quadratisches Haus mit Flachdach, einer Tür und ein paar Belüftungsschlitzen hoch unter dem Giebel zu bauen. In diesem Klima sind große Fenster nicht

Weitere Kostenlose Bücher