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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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beliebte … In Luxor wohnte ich bei ihm im Landhaus, das ist wahr. Niemand kannte ihn dort, meine Anwesenheit schadete seinem Ruf nicht, und er brauchte mich, um den Vater der Flüche zu vernichten. Nachdem ich an jenem Abend – an dem wir uns zum ersten Mal sahen – hinausgelaufen war, begab ich mich in mein Zimmer. Als ich gerade meine Kleider packte, kam er und zwang mich, mit ihm zu kommen. Ich mußte alles zurücklassen. Meinen Schmuck, mein Geld! Eine Woche lang blieben wir in einem billigen Hotel in Luxor. Wenn er ausging, was selten vorkam, schloß er mich im Zimmer ein. Ich konnte nicht auf die Straße, ich hatte nichts anzuziehen als das Kostüm, das aussah wie Ihres, und darin wagte ich mich in Luxor nicht zu zeigen.«
    »Eine Woche, hast du gesagt? Aber deine Wunden waren frisch, als du zu uns kamst. Hat er dich anfangs nicht mißhandelt?«
    Ihr Schleier bewegte sich, als ob ihre Lippen darunter zitterten. »Nicht mehr als gewöhnlich. Er wartete ab, wie ich glaube, ob der Professor sich erholen würde, und wollte erfahren, was Sie als nächstes vorhatten. Eines Tages brachte er mir das Gewand, in dem Sie mich zuerst gesehen haben, und befahl mir, es anzuziehen. Er sagte, wir würden in der kommenden Nacht fortgehen …«
    »Wohin?«
    »Sagt ein Mann seinem Koffer, wohin die Reise führt? Er war sehr wütend. Er hatte etwas erfahren – fragen Sie mich nicht, was, denn woher sollte ich es wissen? –, was ihn unglaublich erboste. Er stieß üble Flüche und Drohungen aus und beschwerte sich bitterlich über die Menschen, die ihn ihm Stich gelassen hätten. Diese Leute, wer sie auch immer sein mochten, waren weit fort. Aber ich war da, also …«
    »Ich verstehe.« Bei der Nachricht, die Vincey in solche Wut versetzt hatte, mußt es sich um die Meldung gehandelt haben, daß es seinen Männern in England nicht gelungen war, Ramses und Nefret zu entführen. Ramses’ Brief hatte mich etwa um diese Zeit erreicht. »Wie bist du ihm entkommen?« fragte ich.
    »In jener Nacht schlief er sehr fest«, antwortete sie. »Und das Gewand, das er mir mitgebracht hatte, eignete sich vorzüglich als Verkleidung. Verschleiert und ganz in Schwarz unterschied ich mich nicht von den anderen Frauen in Luxor. Er glaubte, ich würde nie den Willen und den Mut aufbringen, ihn zu verlassen; doch Angst kann, wenn sie ein bestimmtes Maß erreicht, auch Flügel verleihen. In jener Nacht wurde mir klar, was ich mir bislang nie hatte eingestehen wollen: Eines Tages würde er mich töten; entweder aus Wut oder weil er mich des Verrats verdächtigte.«
    Sie hatte mit einer Leidenschaft und Offenheit gesprochen, die einen mitfühlenden Zuhörer rühren mußte. Ihre Geschichte ergab bis jetzt auch einen Sinn. Ich wartete einen Augenblick, damit sie sich wieder fassen konnte, denn ihre Stimme war heiser geworden und zitterte, als sie sich an die schrecklichen Erlebnisse erinnerte.
    »Aber offenbar bist du gar nicht in der Lage, viel zu verraten«, sagte ich. »Du kennst sein Ziel und seine Pläne nicht. Kannst du einen seiner Freunde oder Komplizen beschreiben?«
    »Nur die Männer, die er in Luxor angeheuert hat. Doch sie bedeuteten keine Gefahr für ihn, weil sie seinen wirklichen Namen nicht kannten, nur den, unter dem er das Landhaus mietete.«
    »Schlange«, murmelte ich. »Ich frage mich … Nun, mehr kannst du mir also nicht sagen?«
    Sie schüttelte heftig den Kopf. »Glauben Sie mir? Werden Sie mich auch nicht schutzlos und allein zurücklassen?«
    »Ich weiß, du willst mich nicht beleidigen«, sagte ich ruhig. »Aber wenn du meinst, ich würde selbst einen Feind dem Tod oder den Folterqualen ausliefern, kennst du die moralischen Grundsätze nicht, die einen Briten leiten. Die schönen Regeln des christlichen Glaubens verlangen, daß wir unseren Feinden verzeihen. Und daran halten wir uns … Wenigstens«, fügte ich hinzu, da ich mich an Emersons unorthodoxe Einstellung gegenüber der Kirche erinnerte, »in den meisten Fällen.«
    »Sie haben recht«, flüsterte sie und senkte demütig den Kopf. »Er würde mich nicht im Stich lassen.«
    Ich wußte, wen sie meinte. »Keiner von uns würde das«, sagte ich ein wenig scharf. »Aber wir haben ein Problem. Morgen fangen wir mit den Ausgrabungen an und werden lange Zeit, manchmal sogar mehrere Tage am Stück, nicht zum Hausboot zurückkehren. Fürchtest du dich, allein mit der Mannschaft hierzubleiben?«
    Das bejahte sie mit äußerster Heftigkeit. »Er ist hier. Ich weiß es! Ich

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