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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Schach halten«, grollte er drohend. »Wo stecken Ihre Männer, Vandergelt?«
    Eine Gewehrsalve traf die Felswand in unserer Nähe. Niemand erwiderte das Feuer.
    Emerson holte tief Luft. »Nun denn, ich nehme an, die Waffe, die Sie mir so freundlich zur Verfügung gestellt haben … Ja, ich sehe. Eine Kugel im Magazin. Eine wirklich poetische Note. Ich sollte sie an Sie verwenden.«
    Cyrus trat vor, bis die Mündung der Flinte seine Brust berührte. Es war fast dunkel. Ich konnte nur die Umrisse der beiden Männer sehen, die sich gegenüberstanden. »Das spielt jetzt keine Rolle«, sagte Cyrus kühl. »Was wichtig ist …« Er wies auf mich.
    »Hmmmm, ja.« Emerson lehnte die Flinte an die Wand und lockerte seine Hände. »Es gibt noch einen Ausgang hier.«
    »Was?« rief Cyrus aufgeregt.
    »Kommen Sie schon, Sie alter Schurke, Sie glauben doch nicht im Ernst, ich wäre dumm genug, uns in eine Sackgasse zu führen? Diese Höhle habe ich mir als Fluchtweg ausgesucht, falls meine Pläne scheitern sollten. Was«, fügte Emerson höhnisch hinzu, »offenbar der Fall ist. Schwierigkeiten könnte nur bereiten, daß der Tunnel sehr eng ist. Beim letztenmal konnten wir uns kaum hindurchzwängen. Uns bleibt nur die Hoffnung, daß er seitdem nicht schmaler geworden ist.«
    »Worauf warten wir noch?« fragte ich. Bis jetzt hatte ich nichts gesagt, weil sich mir von den schrecklichen Andeutungen, die Emersons Worte enthalten hatten, noch der Kopf drehte. Warum hatten weder Abdullah noch die zwei Männer von Cyrus das Feuer der Angreifer erwidert? Die Flinten gehörten alle Cyrus; war diejenige, die er Abdullah gegeben hatte, auch unbrauchbar gemacht worden? Die Vorstellung, der Mann, den ich stets für einen lieben und treuen Freund gehalten hatte, könnte uns verraten haben, war mehr, als ich ertragen konnte. Der Verrat hatte sich nicht gegen mich gerichtet, denn Cyrus hatte nicht damit rechnen können, daß ich mit von der Partie sein würde. Ich wußte nur zu gut, welchen Grund er haben könnte, Emerson ans Messer zu liefern.
    Aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, jemandem Vorhaltungen zu machen. Wir alle schwebten in Gefahr, und Flucht hatte Vorrang. Wie froh war ich, daß ich Emerson zur Hilfe geeilt war! »Worauf warten wir noch?« wiederholte ich.
    »Nur darauf«, antwortete Emerson. Dann nahm er mich sanft bei der Schulter und versetzte mir mit geballter Faust einen Kinnhaken.
    Wenn Emerson jemanden schlägt, tut er das mit all seiner Kraft, die wirklich beachtlich ist. Und diese Kraft hatte er offenbar unterschätzt, wahrscheinlich weil er es nicht gewöhnt war, den in einer solchen Situation erforderlichen Muskeleinsatz zu beurteilen. Ich glaube nicht, daß ich für länger als einige Sekunden die Besinnung verlor. Er hatte mich aufgefangen, als ich fiel, und als ich wieder zu mir kam, stellte ich fest, daß mein Kopf an seiner Brust ruhte. Er sprach.
    »… wenn sie nicht bereits wissen, daß wir unbewaffnet sind. Jemand muß sie eine Weile beschäftigen. Wenn man in dem Moment, in dem sie die Höhle stürmen, wie ein gottverdammter Korken im Tunnel steckt …«
    »Ja, ich verstehe.«
    »Sie müßten sich eigentlich hindurchquetschen können, Ihre Schultern sind ein wenig schmaler als meine. Sollten Sie scheitern, versuchen Sie, den Gang von der anderen Seite zu blockieren. Und nehmen Sie ihr den verdammten Sonnenschirm weg, sonst prügelt sie sich noch eigenhändig den Weg frei.«
    »Wenn ich nicht durchkomme, kehre ich zurück und. kämpfe an Ihrer Seite«, sagte Cyrus ruhig.
    »Das zeigt, daß Sie ein Narr sind«, erwiderte Emerson grob. »Und jetzt nehmen Sie sie und verschwinden Sie.«
    Überflüssig zu sagen, daß ich nicht beabsichtigte, einen solchen Plan zu billigen. Allerdings wußte ich, daß ich Zeit gewinnen mußte. Wenn ich Emerson mein Vorhaben bekannt gab, würde er mich noch einmal schlagen, diesmal womöglich fester. Also beschloß ich, mein Glück mit Cyrus zu versuchen. Der Sonnenschirm baumelte an einem kleinen Band an meinem Handgelenk. Als Emerson mich Cyrus in den Arm legte, ließ ich mich schlaff und reglos hängen. Ich hatte schon gehofft, er würde mich vorher ein letztesmal fest umarmen, aber er tat es nicht, wahrscheinlich, weil eine Kugel, die dicht neben dem Eingang einschlug, Gesteinssplitter in die Höhle regnen ließ.
    Emerson plante keine melodramatische Heldentat (obwohl er wie die meisten Männer zu großen Gesten neigt). Er war fest davon überzeugt, eine beliebige Anzahl

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