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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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wiedererkennen? Und wie haben Sie es geschafft, von Bork in diese schmutzige Geschichte hineinzuziehen?«
    »Seine kränkelnde kleine Gattin braucht ärztliche Hilfe«, lautete die Antwort. »Sentimentalität ist eine Schwä che, und ein kluger Mann weiß sie sich zu Nutzen zu machen.«
    Eine Hand packte mich beim Arm. Ich schüttelte sie ab. Cyrus konnte im Augenblick nichts tun. Er wußte, ich würde mich wehren und somit dem lächelnden Finsterling mit der riesigen Pistole unsere Anwesenheit verraten, wenn er versuchen sollte, mich fortzuschleppen. Emerson schüttelte den Kopf. »Ich muß zugeben, Sie haben Ihre Trümpfe bislang klug ausgespielt. Aber ihr letzter Zug war ein Fehlschlag. Meine Freunde sind schon unterwegs. Sie haben keine Möglichkeit, mich zu entführen, ehe sie …«
    »Ich fürchte, Sie mißverstehen mich. Die Spielregeln haben sich geändert. Ich brauche die Auskünfte, die ich von Ihnen zu erhalten hoffte, nicht mehr. Wenn ich diese Höhle verlasse, werden Sie mich nicht begleiten.«
    »Hmmm.« Emerson rieb sich das Kinn. »Ich habe Sie immer für einen praktischen Menschen gehalten, Vincey. Warum riskieren Sie Ihren Hals, indem Sie mich verfolgen, wenn Sie doch haben, was Sie wollten?«
    Vinceys Lächeln wurde breiter, bis sich sein Gesicht zu einer gespenstischen Fratze verzerrte. »Weil Sie den Ihren riskieren würden, um mich von der Verwirklichung meines Vorhabens abzuhalten. Ich habe nicht das Bedürfnis danach, daß Sie mir für den Rest meines Lebens über die Schulter schauen. Und ich muß zugeben, daß es mir eine gewisse persönliche Freude bereiten wird – wenn Sie wollen, können Sie das sentimental nennen –, Sie zu töten. Sie haben sich mir widersetzt, meine mörderischen Pläne vereitelt – und, was am schlimmsten ist, Sie hatten die Frechheit, mich gönnerhaft zu behandeln, als das Glück mich verlassen hatte.« Seine Stimme wurde schriller. »Und ich werde langsam dabei vorgehen. Ich glaube, die erste Kugel geht ins Bein. Dann eine in den Arm – oder vielleicht ins andere Bein …«
    Ich hatte nur abgewartet, weil ich neugierig war, was er zu sagen hatte.
    Ich zielte sorgfältig und drückte ab.
    Klugerweise ließ Emerson sich zu Boden fallen. Die Kugel traf Vinceys linken Arm. Er ließ die Laterne los, aber die Wunde konnte nicht tief gewesen sein, denn er wirbelte mit einem derben Fluch herum und zielte in meine Richtung. Ich zielte meinerseits in seine Richtung, aber irgend etwas behinderte mich, wahrscheinlich war es Cyrus, der an mir zerrte, oder der Umstand, daß eine Kugel in der Wand neben mir einschlug, so daß ich zusammenzuckte. Meine nächsten beiden Schüsse, die ich rasch nacheinander abfeuerte, verfehlten ihr Ziel. Eine Kugel traf, wie ich zu meinem Schrecken feststellte, den Boden ganz dicht neben Emersons ausgestreckter Hand, worauf er lauthals fluchte und sie zurückzog. Ich drückte noch einmal ab – und hörte, wie der Hammer auf das leere Magazin traf. Ich hatte vergessen, die Pistole nachzuladen, nachdem Emerson sie benutzt hatte, um Hilfe herbeizuholen.
    Also blieb mir nichts weiter als ein Frontalangriff. Ich stürmte aus dem Tunneleingang direkt auf Vincey zu. Unglücklicherweise hatte Emerson denselben Einfall gehabt. Wir stießen heftig zusammen; im Sturz schlang er die Arme um mich und versuchte, mich umzudrehen, damit er auf mir zu liegen kam. Wieder hatten wir die gleiche Idee. Ich behielt die Oberhand, landete auf ihm und bemühte mich, ihn mit meinem Körper zu bedecken.
    Es war ein wenig schwierig, den Überblick über die weiteren Geschehnisse zu behalten, denn ich war damit beschäftigt, Emerson zu schützen, der nicht aufhören wollte, zu zappeln. Vincey war, wie ich glaube, wegen unseres überstürzten und scheinbar planlosen Handelns etwas verwirrt. Ganz offensichtlich zögerte er eine Weile, ehe er auf uns anlegte.
    Ich schloß die Augen und klammerte mich an Emerson. Wir würden in enger Umarmung sterben, wie er einmal vorgeschlagen hatte. Allerdings behagte mir die Vorstellung heute nicht mehr als damals.
    Das Echo des Schusses war ohrenbetäubend. Es dauerte einen Augenblick, bis mir klar wurde, daß ich noch atmete – unverletzt und unbeschädigt – und daß es zwei Schüsse gewesen waren, so kurz nacheinander, daß ihr Widerhall wie ein einziger geklungen hatte. Ich schlug die Augen auf.
    Emersons Arm war genau vor mir. Er hatte den Ellenbogen auf den Boden gestützt; in seiner Hand befand sich die Flinte, die in einem

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