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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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würde. Inzwischen mußte er fast angekommen sein; aber nicht einmal Emerson wäre närrisch genug gewesen, einen derart gefährlichen Gegner in der Dunkelheit anzugreifen. Wenigstens wurde er von Abdullah und zwei bewaffneten Männern begleitet. Und vielleicht war die Lage ja doch nicht so ernst, wie ich befürchtete. Wie dem auch sei, ich bereute meinen Schritt nicht. Emersons impulsive Art bedarf der Zügelung durch einen besonneneren Menschen.
    Ich vermutete, man würde mich verfolgen, aber ich wandte mich nicht um. Mein Blick hing an den Felswänden, die mit jedem Meter näher zu rücken schienen, und als mir klar wurde, wohin ich ritt, schien sich eine eiskalte Hand um mein Herz zu legen. Zur Linken hob sich eine Reihe dunkler, rechteckiger Schatten von den Klippen ab, die von der untergehenden Sonne beschienen wurden. Das waren die Eingänge zu den nördlichen Gräbern, den letzten Ruhestätten von Echnatons Höflingen. Zur Rechten, ganz in der Nähe, lag der Eingang zum Königswadi. Hatte sich Emerson diesen unheilschwangeren Ort für den letzten Akt des Dramas ausgesucht?
    Nein. Ich hatte den Eingang schon hinter mir gelassen, als ich ihn sah. Endlich einmal trug er seinen Tropenhelm, wodurch sein auffälliges schwarzes Haar verdeckt wurde. Eine Rauchwolke verriet seine Anwesenheit. Er saß gemütlich auf einem Felsen, rauchte seine Pfeife und beobachtete, wie ich näher kam. Auf einem Felsen daneben hatte es sich Anubis bequem gemacht, der Emerson nicht aus den Augen ließ. Zu Emersons Füßen lag eine Flinte.
    Emerson erhob sich und brachte den Esel zum Stehen, indem er mir die Zügel aus der Hand riß. »›Allgegenwärtig‹ ist ganz bestimmt ein Wort, das auf Sie zutrifft«, begrüßte er mich. »Außerdem fällt mir dazu noch ›ungelegen‹ ein.«
    Ich ließ mich von seiner ruhigen Stimme nicht täuschen, denn sie hatte den leisen, schnurrenden Klang, der – im Gegensatz zu seinen kleinen Tobsuchtsanfällen – darauf hinweist, daß Emerson ernsthaft wütend ist. Dann wandte er den Blick von meinem Gesicht dem des Reiters zu, der sich uns in rascher Geschwindigkeit näherte. Cyrus mußte Berthas Esel genommen haben. Ich hoffte, er hatte das arme Tier nicht geschlagen, um es zu einem solchen Tempo anzutreiben.
    »Kann ich Ihnen einen ganz einfachen Auftrag anvertrauen, Vandergelt?« fragte Emerson.
    Cyrus stieg ab. »Ich werde sie an den Esel binden. Halten Sie ihr die Hände fest, damit ich …«
    Ich zückte den Sonnenschirm. »Der erste von Ihnen, der mich oder diesen Esel …«
    »Zu spät«, verkündete Emerson. »Er oder einer seiner Männer hat sich hinter diesem Grat genau nördlich von uns versteckt. Ein anderer lauert im Süden. Man kann mit Sicherheit annehmen, daß sie bewaffnet sind, und in der offenen Ebene wären Sie ein verlockendes Ziel. Er ließ Sie ungehindert hierherreiten, damit er uns alle in der Falle hat, ehe er die Schlinge zuzieht.«
    Er stand auf und streckte sich. »Runter mit Ihnen!« rief ich aus.
    »Keiner von ihnen kann auf uns schießen, ohne daß Abdullah oder Vandergelts Männer ihn bemerken«, antwortete Emerson. »Deswegen habe ich mir diese Stelle ausgesucht. Und außerdem …« – er wandte sich um – »befindet sich hinter diesem kleinen Felsvorsprung der Eingang zu einer Höhle. Als ich sie vor einigen Jahren entdeckte, hielt ich sie zuerst für ein Grab, aber sie wurde nie …«
    Der scharfe Knall eines Schusses unterbrach seinen Vortrag und ließ, was seine Einschätzung unserer augenblicklichen Lage anbelangte, Zweifel aufkommen. Gesteinssplitter regneten von den Klippen herab. Einige davon mußten den armen Esel getroffen haben, denn das Tier ging mit einem verängstigten Wiehern durch und riß mir die Zügel aus der Hand. Der andere Esel folgte ihm. Emerson griff nach seiner Flinte und lief los, wobei er mich vor sich herstieß.
    Hinter dem Felsvorsprung, von dem er gesprochen hatte, taten sich nicht nur einer, sondern ein Dutzend Risse und Spalten auf, von denen mindestens drei groß genug waren, um einen Menschen durchzulassen. Durch eine dieser Spalten, die sich für mich nicht von den anderen unterschied, wurde ich von Emerson gestoßen. Cyrus folgte uns auf den Fersen.
    Die Höhle dahinter war nahezu kreisrund und hatte etwa drei Meter Durchmesser. Der hintere Teil lief zu wie ein Trichter und verlor sich in der Dunkelheit; wie weit der Gang führte, konnte ich nicht erkennen.
    Emerson wirbelte zu Cyrus herum. »Abdullah sollte diesen Burschen in

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