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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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bewaffneter Männer allein abwehren zu können. Und ausgerechnet er hatte die Frechheit besessen, mich für mein übertriebenes Selbstbewußtsein zu tadeln! Wenn wir lange genug durchhielten, hatten wir gute Chancen auf Rettung. Was Cyrus auch immer plante (und ich konnte nicht glauben, daß Emersons Anschuldigungen wahr waren, er mußte sich einfach irren!), er schwebte jetzt auch in Gefahr, und seine Männer würden ihn nicht im Stich lassen. Jedenfalls nicht, wenn sie nicht auf ihren Lohn verzichten wollten. Außerdem hatten René und Charles beobachtet, daß er mir folgte; und unsere treuen Männer würden mir zur Hilfe eilen, noch ehe sie den bedrohlichen Hall der Schüsse hörten. Ja, sie würden kommen. Und wir – wir alle drei – konnten bis dahin den schmalen Eingang zur Höhle verteidigen.
    Als Cyrus in den Gang trat, wurden wir von Höllenfinsternis empfangen. Der Tunnel war schmal, doch die Decke war hoch genug, so daß er aufrecht gehen konnte, zumindest am Anfang. Ich stellte fest, daß sie niedriger wurde, denn Cyrus fuhr mit einem Schrei zurück, als er sich den Kopf anstieß.
    Der Augenblick erschien mir günstig. Ich wollte nicht warten, bis wir eine breitere Stelle erreichten, wo man sich ungehindert bewegen konnte. Ich umfaßte fest meinen Sonnenschirm, streckte die Beine aus und rutschte aus seinem Griff. Durch den Schlag auf den Kopf und meine plötzliche Bewegung war er so überrascht, daß ich an ihm vorbeischlüpfen und rasch loslaufen konnte. Nebenbei spürte ich, daß mein Fuß brannte wie Feuer, aber ich verlangsamte meinen Schritt nicht. Da ich mich inzwischen daran gewöhnt hatte, daß Pistolen in Jackentaschen ihre Lage verändern, konnte ich die Waffe diesmal mühelos hervorziehen.
    Ich war noch nicht weit gekommen, als ich Stimmen hörte. Der ruhige, gemessene Ton und das völlige Fehlen jeglichen Wortwechsels erstaunte mich so, daß ich im rasenden Lauf innehielt. Waren die Retter bereits hier? Ehe ich feuerte, mußte ich mich vergewissern, daß ich keinen Freund traf. Also blieb ich am Ende des Ganges stehen und spähte vorsichtig in die Höhle.
    Er hielt eine Laterne in der Hand; in der anderen, der rechten, hatte er einen Gegenstand, der erklärte, wozu er Licht brauchte. Es ist schwierig, in völliger Dunkelheit ein bewegliches Ziel zu treffen, besonders wenn besagtes Ziel die Absicht hat, sich auf einen zu stürzen. Bei diesem Gegenstand handelte es sich nicht um eine Flinte, sondern eine Handfeuerwaffe unbestimmten Fabrikats – ich kenne mich mit Pistolen nicht sehr gut aus. Mir fiel nur auf, daß sie um einiges größer war als meine.
    Vinceys goldene Locken waren ein wenig vom Wind zerzaust; ansonsten wirkte er so ordentlich und gefaßt wie in jener schicksalhaften Nacht in Kairo, als ich ihm zum ersten Mal begegnet war. Der brutale Zug um seinen Kiefer wich, als er lächelte.
    »Versuchen Sie nicht, nach Ihrer Waffe zu greifen«, sagte er freundlich.
    Emerson warf einen Blick auf die Flinte, die in einigen Metern Entfernung auf dem Boden lag. »Sie ist nicht geladen.«
    »Aus dem Umstand, daß Sie das Feuer nicht erwiderten, habe ich das geschlossen. Es hätte mich einige Zeit gekostet, Ihr Versteck zu finden, wäre Anubis nicht so freundlich gewesen, mich hierher zu führen. Sie waren klug genug, eine Waffenruhe vorzuschlagen, obwohl ich Sie warnen muß, denn Sie brauchen nicht zu hoffen, daß für Sie etwas Vorteilhaftes dabei herauskommen wird.«
    »Ach, das weiß man nie«, meinte Emerson. Er betrachtete den Kater, der in der Mitte zwischen den beiden Männern stand und mit gesträubtem Schweif abwechselnd den einen und den anderen ansah. »Ich dachte mir schon, daß Sie meiner Einladung nicht widerstehen können, Vincey. Es war mir nicht entgangen, welch kindisches Vergnügen Sie an der Schadenfreude haben.« Vincey Lächeln wurde breiter. »Aber Sie können nicht leugnen, daß Sie mir mein sorgfältig vorbereitetes Alibi abgenommen haben. Alles gute Planung, mein lieber Emerson.«
    Emerson hatte sich mit dem Rücken an die Felswand zu meiner Rechten gelehnt und musterte den anderen Mann eindringlich. »Sie müssen mich für einen Idioten halten«, sagte er mit höhnisch gekräuselten Lippen.
    »Während der Tage, in denen ich Ihr Gast war, habe ich Sie häufig genug zu Gesicht bekommen. Wie viele Stunden haben wir in angenehmer Plauderei verbracht, Sie in Ihrem geschmacklosen Polstersessel und ich in einer etwas weniger bequemen Haltung. Wie sollte ich Sie nicht

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