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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Richtung, sondern nach unten zu den übrigen auf der anderen Seite des Felsvorsprungs.
    »Was tun sie da?« fragte Cyrus neugierig.
    »Ali und Daoud lassen Seile herunter, die die Männer oben am Gerüst befestigen. Es ist nicht möglich, die Konstruktion zu verankern, da selbst Stahlhaken, die wir nicht bei uns haben, kaum in den harten Fels getrieben werden können. Zur Sicherheit wird sich Emerson ein weiteres Seil um die Taille schlingen. Wenigstens hoffe ich das.«
    »Falls er es nicht tut, werden Sie ihn schon daran erinnern«, meinte Cyrus lächelnd.
    »Ganz richtig. Am besten gehe ich sofort los und sorge dafür.«
    Ehe wir unseren Weg fortsetzten, wandte ich mich um und warf einen weiteren Blick auf das öde Tal hinter uns und auf die Klippe, die es nach Norden hin begrenzte. Das klapperige Gerüst und die Männer darauf waren für jeden, der möglicherweise zwischen den oberen Felsbrocken auf der Lauer lag, gut sichtbar.
    »Sie und Ihre Männer sind immer noch bewaffnet«, stellte ich fest.
    »Und das wird auch so bleiben«, erwiderte Cyrus mit finsterer Miene. Er hob schützend die Hand vor Augen und blickte hinauf. »Ja, da oben ist ein guter Beobachtungsposten. Ich schicke einen meiner Jungs hoch, wenn Sie sich wieder hinsetzen.«
    Er nahm mir jede Gelegenheit zum Widerspruch, indem er mich einfach aufhob und mich mit langen Schritten zurück zum Teppich trug. Emerson stand schon auf dem Gerüst, und René kletterte gerade zu ihm hinauf. Zu meiner Erleichterung hatten sie sich beide mit einem Seil gesichert.
    Die Sonne stieg, und die Schatten wurden kürzer. Doch Cyrus hatte auch dafür vorgesorgt; seine Männer errichteten aus aufgehäuften Steinen und einer darübergespannten Zeltbahn einen kleinen Unterstand. Als die Männer eine Pause einlegten, um etwas zu essen und sich auszuruhen, hatten wir bereits mehr als fünfunddreißig Grad. René wirkte am erschöpftesten von allen, was kein Wunder war, da er sich bei sengender Hitze stundenlang auf dem Gerüst aufgehalten hatte.
    Als der lange Nachmittag ereignislos verging, hätte mein Unbehagen, das mich schon den ganzen Tag beschlich, eigentlich nachlassen sollen. Aber statt dessen steigerte es sich Stunde um Stunde, bis sich jeder Zentimeter meiner Haut wund und bloß anfühlte. Zu meiner Überraschung und Erleichterung verkündete Emerson, wir würden es für den Tag genug sein lassen. Bis zum Sonnenuntergang waren es noch einige Stunden. Ich hatte eigentlich damit gerechnet, daß er wie immer bis zum letzten Moment weiterarbeiten würde.
    Diese Ankündigung wurde allgemein mit einem dankbaren Seufzer aufgenommen. Emerson ließ, munter wie immer und die Hände in die Hüften gestemmt, einen spöttischen Blick über seine verschwitzte Schar gleiten und sah Kevin, der anmutig zu Berthas Füßen ruhte, finster an.
    »Morgen können Sie Ihre detektivischen Fähigkeiten anderswo zum Einsatz bringen«, bemerkte er. »Sie sind eine Landplage, Mr. O’Connell. Ihr ständiges Gestöhne und Gejammer stört mich bei der Arbeit, und wenn ich mich nicht völlig irre, stehen Sie kurz vor einem Hitzschlag. Und bei den übrigen ist es auch nicht viel besser. Also können wir genausogut umkehren.«
    Für gewöhnlich ist die trockene Backofenhitze in meinem geliebten Ägypten viel mehr nach meinem Geschmack als das Klima meiner heimischen Gefilde. Möglicherweise hatte ich an jenem Nachmittag leichtes Fieber. Allerdings neige ich mehr zu der Auffassung, daß es die Sorge war – nicht um mich selbst, sondern um Emerson – , die bewirkte, daß ich so schwitzte und mich elend fühlte. Als wir uns auf den Heimweg machten, ließ dieses Empfinden nach. Dieses eine Mal hatte ich mich geirrt; die erwartete Gefahr war nicht eingetreten. Ich hielt mir vor Augen, daß es typisch für Emerson war, angesichts einer archäologischen Entdeckung nicht mehr an Gefahren für Leib und Leben zu denken. Aber ich war mir sicher, daß die geheimen Pläne, die ihm im Kopf herumspukten, nur aufgeschoben und nicht aufgehoben waren. Also würde ich ihn heute nacht besonders gut bewachen müssen.
    In meinen Bemühungen, Emersons nächsten Schritt vorauszuahnen, erschöpft von der Hitze und eingelullt vom gemächlichen Trott des Esels, mußte ich eingedöst sein. Ich schlief aber nicht. Wahrscheinlich stolperte der Esel, denn sonst wäre ich wohl nicht beinahe kopfüber von seinem Rücken gepurzelt.
    Sofort wurde ich von einer Hand gestützt. Ich blinzelte und sah Cyrus’ Gesicht neben mir.

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