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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Dahabije, doch sie rief lebhafte Erinnerungen an jene unvergessene Reise wach. Als wir uns verabschiedeten, konnte ich einen Seufzer nicht unterdrücken, und Emerson sah mich fragend an.
    »Warum so nachdenklich, Peabody? Warst du von Mr. Jacksons Fähigkeiten nicht beeindruckt?«
    »Er macht einen intelligenten und kompetenten Ein druck. Ich habe an die Vergangenheit gedacht, mein lieber Emerson. Weißt du noch …«
    »Oh, dein Hausboot. Die Kähne sind zwar malerisch, aber unpraktisch. Mit dem Zug sind wir in sechzehneinhalb Stunden in Luxor. Sollen wir morgen nach Meidum fahren? Der nächste Bahnhof ist in Rikka; dort können wir Esel mieten.«
    Er redete immer weiter, und es fiel ihm nicht auf, daß ich nicht antwortete.
    Als wir den Flur zu unseren Zimmern entlanggingen, hörte ich auf einmal Geräusche, die nach einem Krieg in Kleinformat klangen – Schreie, Scheppern und Krachen. Die Tür zu unserem Salon stand offen, und aus eben diesem Raum kam der Lärm. Mein erstaunter Blick fiel auf ein schreckliches Tohuwabohu. Gestreifte Galabiyas bauschten sich wie Segel im Sturm, ihre Träger rannten hin und her, Geschrei und deftige arabische Flüche hall ten von den Wänden wider.
    Ein noch derberer Fluch von Emerson, dessen Fähigkeiten auf diesem Gebiet alles jemals Gehörte übertreffen, erhob sich über den Tumult und brachte ihn zum Verstummen. Keuchend standen die Männer da. Ich erkannte unseren Safragi, der offenbar einige seiner Freunde herbeigerufen hatte, damit sie ihm in seinen Anstrengungen – worauf sie auch immer gerichtet sein mochten – behilflich waren. Als sich ihre Gewänder langsam senkten, erblickte ich das Ziel dieser Anstrengungen.
    Es hatte sich auf die Sofalehne geflüchtet, wo es in Abwehrhaltung stand, mit gesträubtem Fell und peitschendem Schwanz. Einen Augenblick lang überkam mich ein abergläubisches Gefühl. Mir war, als gewahrte ich die Botin einer übernatürlichen Macht, die erschienen war, um einem geliebten Menschen Unheil vorauszusagen. Wenn der dämonische Schwarze Hund den Tod eines Mitgliedes aus adeliger Familie ankündigte, welch passenderen Unheilsboten konnte es dann für Emerson und die Seinen geben als eine riesige, getigerte, ägyptische Katze?
    »Bastet!« rief ich. »Oh, Emerson …«
    »Sei nicht dumm, Peabody.« Emerson, der sich mit Katzen auskannte, umkreiste das Tier vorsichtig in einem großen Bogen. Als die Katze den Kopf wandte, um seinen Bewegungen zu folgen, sah ich ihre Augen: Sie waren nicht golden wie bei unserer Katze Bastet, sondern hatten eine klare, blaßgrüne Farbe. »Erstens ist Bastet in Chalfont bei Ramses«, sprach Emerson weiter. »Und zweitens … liebes Kätzchen, gutes Kätzchen …« Er bückte sich und warf einen Blick auf das Hinterteil des Tiers. »… ist diese Katze ein Kater. Das ist offensichtlich.«
    Außerdem war der Kater größer und hatte ein dunkleres Fell. Und sein Gesicht zeigte nicht Bastets wohlwollenden Ausdruck. Nur selten habe ich einen berechnenderen Ausdruck in den Augen eines Säugetiers gesehen – eines Zwei- oder Vierbeiners.
    »Wie ist der Kater hereingekommen?« fragte ich und wiederholte die Frage dann auf Arabisch.
    Der Safragi erhob flehend die Hände, die von einigen tiefen, blutenden Kratzern übersät waren. Der Kater mußte durchs Fenster geklettert sein; der Diener hatte ihn vorgefunden, als er hereingekommen war, um ein Paket abzugeben, und hatte vergeblich versucht, ihn zu vertreiben.
    »Und deswegen hast du eine Armee tolpatschiger Freunde zur Hilfe gerufen«, meinte ich spöttisch und ließ meinen Blick über die zerschmetterten Vasen, die verstreuten Blumen und die zerfetzten Vorhänge gleiten.
    »Raus mit euch, mit euch allen. Ihr macht dem armen Tier nur angst.«
    Der verwundete Safragi erwiderte den Blick des Katers mit einem nicht minder bösartigen Funkeln. Ich muß zugeben, daß das Tier nicht verängstigt wirkte. Ich wollte mich ihm gerade nähern – Emerson hatte sich, wie ich feststellte, in weiser Voraussicht zurückgezogen –, als der Safragi sich zu der offenen Tür umwandte und hinausrief:
    »Wir haben ihn gefunden, Effendi. Hier ist er!« »Das sehe ich«, sagte Mr. Vincey. Er schüttelte den Kopf. »Böser Kater! Ungezogener Anubis!«
    Ich drehte mich um. »Guten Tag, Mr. Vincey. Ist das Ihr Kater?«
    Sein Gesicht, das unbewegt so melancholisch wirkte, erhellte sich beim Lächeln. Er trug einen gut geschnittenen Nachmittagsanzug, der seine sportliche Figur betonte, doch ich

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