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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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angelegt. Das Tier fügte sich dieser Zumutung mit größerer Würde, als ich angesichts seines Betragens erwartet hätte, und legte sich dann wie ein Hund seinem Herrn zu Füßen.
    Ich stellte fest, daß Mr. Vincey ein angenehmer Gesellschafter war. Unser beider Liebe zu Katzen eignete sich gut, um ein Gespräch anzuknüpfen. Ich erzählte ihm von Bastet, unserer Katze, und er erwiderte das mit Berichten von Anubis Intelligenz, Treue und Mut. »Seit vielen Jahren schon ist er nicht nur mein Freund, sondern mein bester Freund, Mrs. Emerson. Die Menschen behaupten immer, Katzen seien egoistisch, aber ich habe noch nie ein menschliches Wesen erlebt, das so treu ist.«
    Ich verstand diese Feststellung so, wie sie gemeint war
    – als vorsichtige Anspielung auf seine tragische Geschichte –, aber ich war selbstverständlich zu wohlerzogen, um anzudeuten, daß ich diese Geschichte kannte. Also gab ich nur ein teilnahmsvolles Murmeln von mir und warf ihm einen Blick zu, der ihn ermuntern sollte, mir sein Herz auszuschütten.
    Leichte Röte überzog seine Wangen. »Wahrscheinlich haben Sie schon erraten, was ich Sie fragen möchte, Mrs. Emerson. Ihre Freundlichkeit und ihr Mitgefühl sind allgemein bekannt. Ich hatte gehofft … ich brauche … entschuldigen Sie vielmals. Es ist so schwer für mich, jemanden um einen Gefallen zu bitten. Ich habe meinen Stolz noch nicht verloren.«
    »Bitte, es muß Ihnen nicht peinlich sein, Mr. Vincey«, antwortete ich herzlich. »Selbst den Besten kann das Unglück treffen. Es ist kein Grund, sich dessen zu schämen, daß man ehrliche Arbeit sucht.«
    »Wie beredt und mit welch zartem Taktgefühl Sie das sagen!« rief Vincey aus, und ich glaubte, Tränen in seinen Augen schimmern zu sehen. Ich wandte mich ab, bis er sich wieder gefaßt hatte.
    Es war genauso, wie ich erwartet hatte. Er hatte von unseren Plänen gehört, einen ständigen und vergrößerten Mitarbeiterstab zu beschäftigen und suchte eine Stellung.
    Nachdem die Hürde, dies einzugestehen, erst einmal genommen war, begann er, seine Qualifikationen herunterzuspulen, die wirklich beeindruckend waren: Er hatte zehn Jahre Ausgrabungserfahrung, sprach fließend Arabisch, war mit Hieroglyphen vertraut und verfügte über eine solide altphilologische Ausbildung.
    »Es gibt nur eine Schwierigkeit«, schloß er mit einem Lächeln, bei dem er ebenmäßige weiße Zähne zeigte.
    »Ohne Anubis würde ich nirgendwo hingehen. Ich könnte mich nie von ihm trennen.«
    »Sie würden in meiner Achtung sinken, wenn Sie das täten«, beruhigte ich ihn. »Darin besteht das Problem nicht, Mr. Vincey. Sie haben sicher Verständnis dafür, daß ich Ihnen nichts versprechen kann. Unsere Pläne stehen immer noch nicht fest. Aber ich werde mit Emerson reden, und ich habe – ohne Ihnen falsche Hoffnungen machen zu wollen – allen Grund zu glauben, daß er Ihre Bewerbung wohlwollend aufnehmen wird.«
    »Wie soll ich Ihnen danken?« Seine Stimme brach.
    »Das meine ich ehrlich, Mrs. Emerson. Sie können sich ja gar nicht vorstellen …«
    »Genug gesagt, Mr. Vincey.« Gerührt von seiner Aufrichtigkeit und in der Absicht, seine Würde zu achten, tat ich, als sähe ich auf die Uhr. »Du meine Güte, es ist ja schon so spät. Ich muß laufen und mich umziehen.
    Kommen Sie zum Ball?«
    »Ich hatte es eigentlich nicht vor, aber wenn Sie hingehen …«
    »Ganz bestimmt. Ich freue mich darauf.«
    »Wie werden Sie sich verkleiden?«
    »Ach, das ist ein Geheimnis«, antwortete ich fröhlich.
    »Wir sollen uns alle maskieren. Die Hälfte des Spaßes besteht darin, seine Freunde wiederzuerkennen.« »Ich kann mir nicht vorstellen, wie Sie es geschafft haben, Emerson zum Kommen zu überreden«, sagte Vincey.
    »Früher brüllte er beim bloßen Gedanken an einen gesellschaftlichen Anlaß wie ein Bär an der Kette. Wie ist es Ihnen gelungen, ihn zu zähmen?«
    »Er hat ein bißchen gebrüllt«, gab ich lachend zu.
    »Aber ich habe das perfekte Kostüm für ihn gefunden.
    Eines, dem er sich einfach nicht entziehen kann.« »Ein Pharao?« Seines peinlichen Dilemmas ledig, konnte sich Vincey von der Stimmung anstecken lassen.
    »Er würde einen vollkommenen Thutmoses den Dritten abgeben.«
    »Aber, aber, Mr. Vincey, können Sie sich vorstellen, daß Emerson mit dem kurzen Röckchen und dem Perlenkragen des Kriegerkönigs in der Öffentlichkeit erscheint?
    Er ist ein Mann mit ausgeprägtem Schamgefühl. Außerdem war Thutmoses nur etwas über eins fünfzig groß.«

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