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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Elend überstanden hatten.
    Mr. und Mrs. Forth waren verstorben, aber ihr Kind lebte noch. Glücklicherweise gelang es uns, das Mädchen nach England zu bringen, damit es sein rechtmäßiges Erbe antreten konnte.«
    Der Kellner hatte ein frisches Weinglas gebracht. Ich nahm einen kräftigen Schluck. Diese Stärkung hatte ich mir redlich verdient.
    »Und Sie haben keine Spur vom armen Mr. Forthright gefunden?« Newberry schüttelte den Kopf. »Ein Jammer. Ich befürchte, seine Knochen bleichen irgendwo in der Fremde.«
    Ich hoffte das zutiefst. Schließlich hatte der junge Schurke sein möglichstes getan, um uns zu ermorden.
    »Aber habe ich nicht auch etwas über eine Karte gehört?« fragte Mr. Vincey.
    Fast wäre mir noch einmal mein Weinglas umgekippt. Es gelang mir, es festzuhalten. Maspero rettete mich. »Willie Forths berühmte Karten!« meinte er und lachte herzhaft. »Wir alle haben davon gehört, oder nicht?«
    »Sogar ich«, sagte Carter lächelnd. »Und dabei kannte ich den Herrn gar nicht. Aber er ist in Ägypten so etwas wie eine Legende.«
    »Ein verrückter Außenseiter, wie sie in der Archäologie immer anzutreffen sind«, meinte Newberry tadelnd. »Und so führten ihn seine Phantastereien nicht in die goldene Stadt, wie er gehofft hatte, sondern zu einem Dorf aus elenden Lehmhütten und in einen frühen Tod.«
    Maspero verabschiedete sich. Für den restlichen Abend drehte sich das Gespräch ausschließlich um archäologische Themen.
    Nachdem wir wieder in unserem Zimmer waren, riß sich Emerson den steifen Kragen vom Hals. »Dem Himmel sei Dank, das wäre ausgestanden. So etwas tue ich mir nie wieder an, Amelia. Ein solcher Anzug ist ebenso überholt wie eine Ritterrüstung und fast genauso unbequem.«
    Der Wein hatte sichtbare Flecken auf meinem Rock hinterlassen. »Zum Kostümball mußt du keinen Abendanzug tragen, Liebling«, antwortete ich sanft. »Ich dachte an etwas Elisabethanisches. Diese enganliegenden Strumpfhosen würden deine hübsch geformten Beine gut zur Geltung bringen.«
    Emerson hatte das Jackett ausgezogen. Einen Augenblick lang dachte ich schon, er würde es nach mir werfen.
    Seine Augen blitzten. »Wir gehen zu keinem Kostümball, Amelia«, sagte er, wobei er sich vergeblich bemühte, die Stimme zu dämpfen. »Lieber würde ich meiner eigenen Hinrichtung beiwohnen.«
    »Er findet in vier Tagen statt. Ich hoffe, wir werden etwas auf dem Basar finden. Bitte hilf mir mit meinen Knöpfen, Emerson. Vielleicht bekomme ich die Flecken ja heraus, wenn ich sie sofort feucht abtupfe.«
    Allerdings war ich an diesem Abend nicht mehr in der Lage, die Flecken in Angriff zu nehmen. Bis die Knöpfe endlich offen waren, hatte ich etwas völlig anderes im Sinn.
    Einige Zeit später, als eine angenehme Schläfrigkeit allmählich von meinem müden Körper Besitz ergriff, ließ ich mit verständlicher Selbstzufriedenheit die Ereignisse des Abends Revue passieren. Wenn die Geschichte im Laufe der Monate von Mund zu Mund ginge, würde sie bis zur Unkenntlichkeit verändert und ausgeschmückt werden. Aber wenigstens war mein ursprüngliches Lü gengespinst von jenen akzeptiert worden, deren Meinung am meisten zählte. Wie seltsam, dachte ich, daß es Willoughby Forths Ruf, ein Exzentriker zu sein, zu verdanken war, daß seine Tochter sich nun vor üblem Klatsch und die Verlorene Oase sich vor Entdeckung und Plünderung sicher fühlen konnten.
    Ich wollte das eben Emerson mitteilen, als mir seine regelmäßigen Atemzüge verrieten, daß er eingeschlafen war. Ich drehte mich auf die Seite, lehnte den Kopf an seine Schulter und folgte seinem Beispiel.
    *
    Ich bin ein methodischer Mensch, Emerson nicht. Es bedurfte einer ausgedehnten Debatte, bis ich ihn überzeugen konnte, daß wir uns mit einer Karte Ägyptens hinsetzen und eine ordentliche Liste möglicher Ausgrabungsorte erstellen sollten, anstatt blindlings herumzureisen. Je länger ich darüber nachdachte, desto besser gefiel mir der Plan. Obwohl ich unser Vagabundendasein genossen hatte, nie zu wissen, wo wir im nächsten Jahr, in der nächsten Saison sein würden, obwohl sich niemand mit größerer Gleichmut als ich der schwierigen Aufgabe stellte, jedes Jahr ein neues Lager aufzuschlagen – an Orten, wo das Wasser knapp, die Behausungen unzureichend und Insekten und Krankheiten im Übermaß vorhanden waren, dagegen wenig Gelegenheiten, ein paar Augenblicke allein mit Emerson zu sein, besonders, wenn Ramses uns zwischen den Füßen herumlief …

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