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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Verkauf an das Museum vermittelt zu haben. Er leitete die Ausgrabungen in Nimrud im Auftrage von Schamburg, dem deutschen Millionär.«
    »Willst du damit sagen, er hat das Gold entdeckt und den Fund nicht seinem Arbeitgeber und den örtlichen Behörden gemeldet? Schockierend!«
    »Schockierend in der Tat, aber nicht notwendigerweise illegal. Die Gesetze, die den Umgang mit Antiquitäten und die Frage des Eigentumsrechts an vergrabenen Schätzen regeln, waren damals noch vager formuliert als heute.
    Wie dem auch sei, man konnte nichts beweisen. Falls Vincey seine Beute dem Metropolitan zum Kauf angeboten hat, tat er das durch einen Mittelsmann, und dem Museum lag ebensowenig wie ihm daran, Licht in die Transaktion zu bringen.«
    Ich konnte sehen, daß Emerson unruhig wurde. Er klopfte seine Pfeife aus, scharrte mit den Füßen und griff wieder nach der Karte. Aber ich blieb beharrlich. »Dann liegt es also daran, daß mir nichts über Mr. Vinceys Tätigkeit als Archäologe bekannt ist. Der bloße Verdacht einer Veruntreuung …«
    »… beendete seine Karriere«, ergänzte Emerson den Satz. »Niemand wollte ihn mehr anstellen. Und dabei hatte er sehr vielversprechend angefangen. Er widmete sich der Ägyptologie … leistete gute Arbeit in Kom Ombo und Denderah. Es gab Gerüchte … Aber was sitzen wir hier und klatschen wie zwei alte Weiber? Komm, zieh dich an, dann können wir gehen.«
    Er stand auf und streckte sich. Durch diese Bewegung kam seine Gestalt sehr vorteilhaft zur Geltung: seine breiten Schultern, die muskulösen Beine. Ich argwöhnte, daß er das getan hatte, um mich abzulenken, denn Emerson ist sich dessen bewußt, wie sehr ich die ästhetischen Qualitäten seiner Person schätze. Allerdings fragte ich hartnä ckig weiter.
    »Warst du vielleicht rein zufällig derjenige, der diese Schandtat ans Licht gebracht hat?«
    »Ich? Gewiß nicht. Ganz im Gegenteil, ich verteidigte ihn, indem ich darauf hinwies, daß andere Archäologen, einschließlich gewisser Beamter des British Museum ebenso skrupellos in ihren Methoden waren, wenn es darum ging, Antiquitäten zu beschaffen.«
    »Aber Emerson, was für ein an den Haaren herbeigezogenes Argument! Du überraschst mich.«
    »Dem Schatz erginge es im Metropolitan Museum sicherlich besser als in irgendeiner Privatsammlung.«
    »Dieses Argument ist noch schwächer.«
    Emerson marschierte in Richtung Schlafzimmer. Auf diese diskrete Weise teilte er mir mit, daß ihm nichts daran lag, das Gespräch fortzusetzen. Ich allerdings hatte noch eine Frage.
    »Warum hast du das Thema so taktlos zur Sprache gebracht? Die anderen waren bereit, die Vergangenheit ruhen zu lassen …«
    Emerson wirbelte herum; seine männlichen Züge waren in ehrlicher Entrüstung gerötet. »Ich? Unhöflich? Du hast keine Ahnung vom Umgangston zwischen Männern, Peabody. Es handelte sich nur um einen Scherz unter Freunden.«
    *
    Die folgenden Tage verliefen sehr angenehm. Wir hatten schon lange nicht mehr die Muße gehabt, durch Kairo zu schlendern, alte Bekanntschaften aufzufrischen, in den Cafés Streitgespräche mit Gelehrten von der Universität zu führen und den Buchladen im Basar zu durchstöbern. Einen Abend verbrachten wir mit unserem alten Freund Scheich Mohammed Bahsoor und aßen viel zuviel. Hätten wir nicht so zugelangt, wäre das ein arger Verstoß gegen die guten Manieren gewesen, obwohl ich wußte, daß ich in Folge die ganze Nacht lang Emersons Schnarchen würde ertragen müssen. Er schnarcht immer, wenn er zu viel gegessen hat. Der Scheich war enttäuscht, als er erfuhr, daß Ramses nicht bei uns war, und schüttelte mißbilligend den Kopf, als ich ihm sagte, der Junge sei in England geblieben, um sich seiner Schulbildung zu widmen. »Was kann er dort Nützliches lernen? Du solltest ihn zu mir schicken, Sitt Hakim. Ich werde ihm beibringen, zu reiten, zu schießen und über die Herzen der Menschen zu herrschen.«
    Monsieur Loret, der Direktor der Antikenverwaltung, weilte in Luxor, weshalb wir ihn nicht aufsuchen konnten, wie es sich gehört hätte. Aber wir verbrachten unsere Zeit mit anderen Kollegen, ließen uns das Neueste über den Stand der archäologischen Ausgrabungen berichten und erkundigten uns nach erfahrenem Personal. An einem Tag lud uns Reverend Sayce zum Mittagessen auf sein Hausboot ein, um uns einen Studenten vorzustellen, in den er große Hoffnungen setzte. Die »Istar« war nicht annähernd so ein schönes Boot wie die »Philae«, meine eigene geliebte

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