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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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»In einer Rüstung würde der beeindruckend aussehen.« »Aber Rüstungen sind im Basar nicht so leicht aufzutreiben. Aus mir werden Sie nichts herauslocken, Mr. Vincey! Ich muß gehen.«
    »Ich ebenfalls, wenn ich noch eine Verkleidung finden will.« Er nahm die Hand, die ich ihm hinhielt. Mit einem reumütigen Blick auf den behelfsmäßigen Verband hob er sie an die Lippen.
    *
    Emerson behauptete, den Kostümball vergessen zu haben. Dann behauptete er, er habe nie versprochen hinzugehen. Nachdem ich ihn in beiden Punkten widerlegt hatte, entschied er sich für eine dritte Verteidigungsstrategie, indem er meine Aufmachung kritisierte. Er begann mit: »Glaubst du, ich lasse zu, daß meine Frau in einem solchen Aufzug unter die Leute geht …« und endete mit: »Ich wasche meine Hände in Unschuld. Mach, was du willst, das tust du ja sowieso immer.«
    Um ehrlich zu sein, war ich mit meiner Entscheidung sehr zufrieden. Ich hatte meine ursprüngliche Idee, eine Art altägyptische Robe, verworfen; es würden Dutzende von Frauen dort sein, die die verführerische Kleopatra wieder zum Leben erwachen lassen wollten – die einzige Königin, die den unwissenden Touristen bekannt ist. Dann hatte ich an Boadicea oder eine prominente Vorkämpferin der Frauenrechte gedacht, aber es war nicht leicht, in so kurzer Zeit ein Kostüm zusammenzustellen. Was ich tragen wollte, war keine Verkleidung, obwohl es die gewöhnlichen Reisenden im Shepheard’s dafür halten würden. Denn ich hatte beschlossen, den letzten kühnen Schritt in meinem Kreuzzug zur Förderung praktischer Arbeitskleidung für archäologieinteressierte Damen zu tun.
    Meine ersten Erfahrungen in Ägypten, die Suche nach Mumien und das Herumklettern auf Felsen, hatten mich davon überzeugt, daß schleifende Röcke und enge Korsetts in dieser Umgebung eine verflixte Plackerei waren. Deshalb bestand mein Arbeitsanzug schon seit vielen Jahren aus Helm, Bluse, Stiefeln und türkischen Pumphosen. Anfangs hatte ich mit diesem Aufzug großes Entsetzen hervorgerufen; doch mit der Zeit begannen immer mehr Frauen, bei der sportlichen Betätigung lange oder halblange Hosenröcke zu tragen. Diese waren um einiges bequemer als Röcke, hatten aber einen entscheidenden Nachteil: Bei einer unvergessenen Gelegenheit war ich nicht in der Lage gewesen, mich gegen einen Angriff zu verteidigen, da ich in den umfangreichen Stoffalten meine Rocktasche (und den Revolver darin) nicht hatte finden können.
    Schon immer hatte ich die Herren um die Vielzahl und leichte Zugänglichkeit ihrer Hosentaschen beneidet. Mein Werkzeuggürtel – an dem ein Messer, ein wasserdichter Behälter für Streichhölzer und Kerzen, eine Feldflasche, Notizbuch und Bleistift und noch viele weitere nützliche Gegenstände befestigt waren – stellte zwar zu einem gewissen Grade einen Hosentaschenersatz dar, doch der Lärm, den diese Objekte beim Aneinanderschlagen verursachten, machte es mir unmöglich, mich unbemerkt an einen Verdächtigen heranzuschleichen. Außerdem störten die scharfkantigen Gerätschaften bei den stürmischen Umarmungen, zu denen sich Emerson zuweilen hinreißen läßt. Ich hatte nicht vor, meinen Bauchladen, wie ich ihn scherzhaft nannte, aufzugeben, aber Taschen, große Taschen und viele davon, würden es mir gestatten, noch mehr notwendige Utensilien bei mir zu führen.
    Das Kostüm, das die Schneiderin unter meiner Anleitung angefertigt hatte, ähnelte den Jagdanzügen, die für Herren schon seit einigen Jahren in Mode waren. Es hatte überall Taschen – innen in der Jacke, auf der Brust und auch in den Schößen des besagten Kleidungsstücks. Die Jacke bedeckte den Oberkörper und den angrenzenden Teil der unteren Gliedmaßen. Darunter trug ich Kniehosen aus demselben Stoff, die geschnitten waren wie die eines Herrn (außer, daß sie sich um die Hüften ein wenig mehr bauschten). Ihre Säume steckten in soliden Schnürstiefeln, und nachdem ich einen Tropenhelm aufgesetzt und mein Haar daruntergeschoben hatte, fühlte ich mich wie das Abbild eines jungen Forschers.
    Mit verschränkten Armen und seitlich geneigtem Kopf versuchte ich zu ergründen, was Emerson zu dieser Aufmachung meinte. Sein Gesichtsausdruck verriet mir nichts über seine Einstellung. Das leichte Zittern seiner Lippen hätte ebensogut auf Amüsement wie auf unterdrücktes Entsetzen hinweisen können. Während ich mich vor dem Spiegel drehte, richtete ich über meine Schulter gewandt das Wort an ihn.
    »Nun? Was hältst

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