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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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droht?«
    Ich beugte mich über ihn und legte meine Lippen auf seine Wunde. »Autsch«, sagte Emerson.
    »Ich war hinausgegangen, um eine Pfeife zu rauchen und mich vernünftig zu unterhalten«, erklärte Emerson.
    »Du hast das Hotel verlassen?«
    »Im Hotel gibt es niemanden – ausgenommen dich natürlich, mein Liebling –, mit dem man sich vernünftig unterhalten kann. Ich dachte mir, Abdul oder Ali wären vielleicht in der Nähe. Als ich arglos durch die Gärten schlenderte, stürzten sich plötzlich drei Männer auf mich.«
    »Drei? Mehr nicht?«
    Emerson sah mich mißbilligend an. »Es war reichlich merkwürdig«, sagte er. »Die Kerle waren, wie ich vermute, gewöhnliche Räuber aus Kairo. Wenn sie vorgehabt hätten, mich umzubringen, hätten sie mich wahrscheinlich übel zugerichtet, denn bekanntlich tragen sie alle Messer bei sich. Doch die haben sie nicht benutzt, sondern nur die Fäuste.«
    »Fäuste verursachen keine solche Wunde«, sagte ich und deutete auf seine Schläfe.
    »Einer von ihnen hatte einen Knüppel. Dieser vermaledeite Kopfschmuck hat den Schlag ein wenig gedämpft. Ich bin dann etwas ärgerlich geworden, und nachdem ich zwei von ihnen in die Flucht geschlagen hatte, ist auch der dritte verschwunden. Ich hätte ihnen gerne ein wenig auf den Zahn gefühlt, doch dann kam mir der Gedanke, daß du vielleicht in ähnlichen Schwierigkeiten steckst und ich lieber nachsehen sollte, ob du wohlauf bist.« Ich stand auf, um meinen Verbandskasten zu holen. »Wieso bist du auf diesen Gedanken gekommen? Deine Feinde sind nicht zwangsläufig auch die meinen, und ich muß sagen, Emerson, daß du dir im Laufe der Jahre eine gehörige Anzahl von … Wo zum Teufel habe ich diese Schachtel mit dem Verbandsmaterial hingesteckt? Der Safragi hat das ganze Gepäck durcheinandergebracht; nichts ist mehr dort, wo ich es hingelegt habe.« Emerson setzte sich auf. »Wie kommst du darauf, daß es der Safragi war?«
    Schließlich fand ich die Arzneischachtel; sie steckte noch in ihrem ursprünglichen Behälter, lag aber nicht mehr an ihrem ursprünglichen Platz. Emerson, der sein Gepäck gleichfalls überprüft hatte, richtete sich auf. »Es scheint nichts zu fehlen.«
    Ich nickte. Er hielt einen Gegenstand in den Händen, den ich zuvor nicht bemerkt hatte – eine lange schmale Schachtel aus festem Karton. »Hat jemand etwas dazugelegt? Sei vorsichtig, wenn du sie öffnest, Emerson!« »Nein, das gehört mir. Uns, sollte ich sagen.« Er hob den Deckel hoch, und ich sah Gold glitzern und ein leuchtendes blaues Funkeln. »Guter Gott«, rief ich aus. »Das sind ja die königlichen Insignien, die Nefret vom Heiligen Berg mitgebracht hat – die Königsszepter. Warum hast du sie mitgenommen?«
    Eines der Szepter hatte die Form eines Hirtenstabes; er symbolisierte die Fürsorge des Königs für sein Volk. Ringe aus Gold und Lapislazuli bildeten den Stab. Das zweite Szepter, eine kurze Bronzestange, war mit Gold und dunkelblauem Glas überzogen; an ihr waren drei biegsame Riemen aus dem selben Material befestigt, auf denen goldfarbene und blaue Perlen aufgereiht waren. Die zylindrischen Endstücke bestanden aus massivem Gold. Die Peitsche stellte (wie ich es deutete) den anderen Aspekt der Regentschaft dar: Macht und Gewalt. Hätte sie aus einem festeren Material bestanden – wie die damals üblichen Peitschen –, hätte man damit sicherlich schmerzhafte Schläge austeilen können. Allerdings war in Ägypten noch nie eine solche gefunden worden, obgleich man sie von zahllosen Gemälden und Reliefs her kannte.
    »Wir waren uns doch einig«, sagte Emerson, »daß es nicht zu rechtfertigen sei, diese bemerkenswerten Objekte der Gelehrtenwelt vorzuenthalten. Sie sind einzigartig und mindestens zweitausend Jahre alt – kostbare Relikte. Sie gehören nicht uns, sondern der ganzen Menschheit.«
    »Nun, ja – wir waren uns theoretisch einig, und ich bin auch immer noch dieser Ansicht; doch wir können sie niemandem zeigen, ohne zu erklären, wo wir sie gefunden haben.«
    »Genau. Wir werden sie finden. Während dieser Ausgrabungssaison.«
    Ich hielt den Atem an. »Das ist eine geniale Idee, Emerson. Eine brillante sogar. Keiner wäre besser als du in der Lage, alles so zu inszenieren, daß es glaubhaft wirkt, jedoch niemand die wahren Hintergründe erfährt.«
    Emerson strich sich über das Grübchen in seinem Kinn und blickte ein wenig verlegen drein. »Unaufrichtigkeit geht mir gegen den Strich, Peabody, das gebe ich zu; doch

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