Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
umfaßte, gespürt, daß es sich nicht um den Griff meines Gatten handelte. Der Mann bemerkte, wie ich mich steif machte und hörte mich nach Luft schnappen. Ohne seinen Schritt zu verlangsamen, packte er mich nun so, daß mein Gesicht gegen seine Brust gedrückt wurde, und die Falten seines Gewandes meinen Schrei erstickten.
    Erstaunen und Ungläubigkeit raubten meinen Gliedern die Kraft. Ich konnte nicht fassen, was da geschah. War es denn wirklich möglich, einen Menschen unter den Augen von Hunderten von Zeugen aus dem Shepheard’s zu entführen?
    Der Versuch mochte aufgrund reiner Frechheit glücken. Was konnten die Zuschauer auch anderes glauben, als daß mein bekanntermaßen exzentrischer Gatte, vom Geist seiner Maskerade besessen, nun in die Rolle geschlüpft war, die sein Kostüm ihm vorschrieb? Ich hatte eine dumme Gans sogar »wie romantisch!« kreischen hören. Mein Widerstand wurde für einen Teil des Spiels gehalten, und er wurde langsam schwächer, da mir wegen des Sauerstoffmangels die Sinne schwanden.
    Dann ertönte eine Stimme – eine Stimme, die in ganz Ägypten für ihre Tragweite und Lautstärke bekannt ist. Diese Stimme flößte mir Sicherheit und Selbstvertrauen ein; meine Kräfte kehrten zurück, mein Widerstand wurde wieder heftiger. Der Griff, der mich gefangenhielt, lockerte sich, und ich spürte, wie ich durch die Luft flog. Ich streckte die Hand aus, versuchte blind, irgendwo Halt zu finden und machte mich schon auf den Aufprall gefaßt, der, wie ich wußte, sicherlich folgen würde … Und dann schlug ich gegen ein festes, aber nachgebendes Hindernis, und zwar mit einer Wucht, daß mir der Atem stockte. Ich klammerte mich an das Hindernis, das mit einem angestrengten Ächzen zurücktaumelte, mich auffing und festhielt.
    Ich schlug die Augen auf. Ich hatte ihn nicht sehen müssen, um zu wissen, wessen Arme es waren, die mich umschlossen. Doch beim Anblick dieses geliebten Gesichts – rot vor Wut und mit loderndem Blick – verschlug es mir vor Erleichterung die Sprache. »Verdammt!« brüllte er. »Kann man dich nicht für fünf Minuten allein lassen, Peabody?«
4. Kapitel
    »Keine Frau will wirklich, daß ein Mann sie entführt; sie wünscht sich nur, daß er es tun möchte.«
    »Warum hast du den Kerl nicht verfolgt?« wollte ich wissen. Emerson stieß mit dem Fuß die Schlafzimmertür zu und ließ mich unsanft auf das Bett plumpsen. Er hatte mich die ganze Treppe hinaufgetragen und atmete ziemlich schwer. Unsere Zimmer lagen im dritten Stock, doch ich vermutete, daß sein Schnaufen eher auf Wut als auf Anstrengung zurückzuführen war. Der Ton, in dem er mir antwortete, bestätigte mich in dieser Vermutung.
    »Frag nicht so dumm, Peabody! Er hat dich mir zugeworfen wie ein Bündel Wäsche. Wäre es dir lieber gewesen, ich hätte dich fallen lassen? Selbst wenn ich so kaltblütig gewesen wäre – ich habe instinktiv reagiert; und bis ich mich wieder gefaßt hatte, war er schon längst über alle Berge.«
    Ich setzte mich auf und fing an, mein zerzaustes Haar in Ordnung zu bringen. Irgendwo auf dem Weg hatte ich meinen Tropenhelm verloren. Ich nahm mir vor, am folgenden Tag nach ihm zu suchen; er war nagelneu und sehr teuer gewesen.
    »Es tut mir leid, wenn es wie ein Vorwurf geklungen hat, Emerson. Er brauchte nur eine Minute, um unterzutauchen, indem er sich seines Gewandes entledigte. Es sah zwar nicht ganz wie deines aus, aber fast.«
    »Zum Teufel mit dieser vermaledeiten Verkleidung!«
    Emerson hatte sich nun seinerseits des Gewandes entledigt; er schleuderte es in eine Ecke und riß sich den Kopfschmuck vom Haupt. Ich stieß einen Schrei aus.
    »Ist das Blut auf deinem Gesicht? Komm her und laß mich sehen.«
    Zuerst brummte er zwar ein wenig und sträubte sich mannhaft, ließ mich aber dann doch einen Blick darauf werfen. (Er mag es, wenn man ihn bemuttert, weigert sich aber, es zuzugeben.) Auf seiner Schläfe war nur eine schmale Blutspur, doch diese verwies auf eine lädierte Stelle, die zweifellos im Laufe der Nacht zu einer veilchenblauen Beule anschwellen würde. »Was zum Teufel hast du angestellt?« fragte ich.
    Emerson streckte sich auf dem Bett aus. »Ich hatte ebenfalls ein kleines Abenteuer. Hoffentlich glaubst du jetzt nicht, daß es göttliche Fügung war, die mich dir im sprichwörtlich richtigen Augenblick zur Hilfe eilen ließ.«
    »Ich könnte es durchaus für göttliche Fügung halten, mein Liebling. Bist du nicht immer zur Stelle, wenn mir Gefahr

Weitere Kostenlose Bücher