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Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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namenloser Geist kann sich nicht an Speiseopfern laben. Und fünf Zentimeter Durchmesser.«
    Als ich Schritte auf der Treppe hörte, kehrte ich in den Vorraum zurück. Es war Sir Edward, die Kamera in der Hand.
    »Ich habe verschlafen – mea culpa , Mrs. Emerson, ich gestehe. Ich habe bis spät in die Nacht die Photographien entwickelt. Und dann ist die Fähre auf eine Sandbank aufgelaufen.«
    »So etwas passiert immer ausgerechnet dann, wenn man es eilig hat«, sagte ich. »Macht nichts, Sir Edward. Emerson läßt Zeichnungen anfertigen.«
    »Es tut mir wirklich furchtbar leid«, fing der junge Mann an, hielt inne und blickte an mir vorbei die Stufen hinab. »Ist der Sarg schon hinausgeschafft worden? Sie haben hart gearbeitet.«
    Eigentlich hatte ich gedacht, daß Emerson zu beschäftigt sein würde, um meine Abwesenheit zu bemerken, doch ich irrte mich. »Peabody!« brüllte er. »Hol ein paar Körbe, aber schnell!«
    Sir Edward nahm sie mir höflich ab. »Charmant«, meinte er lächelnd, »wie er Ihren Mädchennamen benutzt, meine ich.«
    »Es ist ein Zeichen der Anerkennung und besagt, daß er mich als Berufskollegin respektiert«, erklärte ich.
    »Das habe ich vermutet. Erlauben Sie, daß ich vorangehe; die Stufen sind sehr uneben.«
    Ohne aufzublicken, griff Emerson nach den Körben. »Das muß reichen, Evelyn«, grunzte er. »Verdammt! Ich werde mir das nie verzeihen! Ramses, hast du alle Gegenstände numeriert?«
    »Du hast keine andere Wahl, Emerson«, tröstete ich ihn.
    »Hmpf.« Rasch, aber geschickt wie immer, fing er an, alles in die Körbe zu legen.
    Dann kam der lang ersehnte Moment. Schweigend reichte Abdullah Emerson Hammer und Meißel, und ebenfalls schweigend bedeutete uns Emerson zurückzutreten.
    Unter seinen gezielten, regelmäßigen Schlägen bröckelte der alte Lehmputz und rieselte zu Boden. Schließlich übergab Emerson die Werkzeuge Abdullah, der Emerson eine Brechstange hinhielt. Emerson schob sie in den Spalt und drückte sie nach unten. Die Muskeln unter seinem schweißfeuchten Hemd traten hervor.
    Ein gespenstisches Knirschen wies darauf hin, daß er erfolgreich gewesen war. Erst als ich den Schatten an der Kante des Steinquaders bemerkte, sah ich, wie weit er sich bewegt hatte. Langsam vergrößerte sich der Schatten. Emerson brachte die Brechstange in eine andere Stellung. »Dreißig Zentimeter, Abdullah. Halt dich bereit.«
    Die Hände des Vorarbeiters befanden sich schon unter dem vorderen Rand des Quaders. Sanft schob Sir Edward mich beiseite. Als er sich wortlos an mir vorbeidrängte, stand ein begeistertes Funkeln in seinen Augen. Er ging in die Knie und schob beide Hände unter den Stein.
    »Idiot«, sagte Emerson laut und deutlich. »Versuchen Sie nicht, das Ding festzuhalten. Lassen Sie die hintere Seite herunterrutschen, und dann ziehen sie schnell die Finger heraus, wenn ich ›jetzt‹ sage … jetzt!«
    Der Stein fiel. Abdullah war zwar langsamer als der junge Mann, aber er verstand sein Geschäft. Seiner Geschicklichkeit war es zu verdanken, daß die hintere Kante des Quaders zuerst den Boden berührte, so daß Sir Edward noch rechtzeitig die Hände zurückziehen konnte. Der Stein schlug dumpf auf und blieb liegen.
    »So eine Pfuscherei«, knurrte Emerson, fügte jedoch gerechterweise hinzu: »Aber es ist auch meine Schuld. Wenn ich nur nicht so verdammt in Eile wäre … Entschuldige, Peabody. Gibst du mir bitte die Kerze?«
    Der Moment war gekommen. Zum erstenmal nach wer weiß wieviel Jahrhunderten würde wieder Licht in die ewige Dunkelheit der Grabkammer fallen. Die Blicke von Normalsterblichen würden die Ruhe der königlichen Toten stören. Oder nicht? Könnten wir goldene Gerätschaften funkeln sehen und die massiven Umrisse eines unberührten Sarkophags bewundern – oder müßten wir uns mit Fetzen von Wickeltüchern und Knochensplittern begnügen? Die Flamme zitterte, als ich Emerson die Kerze reichte, und eine Träne verschleierte meinen Blick. Von allen Anwesenden hatte er mich zu sich gerufen, damit ich gemeinsam mit ihm als erste in die Kammer schauen konnte.
    Er schob den Arm hinein. Die Kerzenflamme zitterte, verfärbte sich blau und verlosch. Aber bevor sie erstarb, sah ich, was ich niemals zu sehen gehofft hatte: einen wilden Haufen vermoderter Holzstücke und Geröll – doch im kurzen Lichtschein sprühten Hunderte goldener Funken. Und hoch oben auf dem Schutt erhob sich ein gewaltiger, rechteckiger Steinblock: ein Sarkophag, dessen riesiger

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