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Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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zwecklos war, über besagte Absichten zu schweigen. Ich würde Kevin sagen müssen, was ich von ihm erwartete, und Ramses würde es so oder so herausfinden.
    »Ich übertrage Mr. O’Connell diese Aufgabe«, erklärte ich.
    »Hm.« Ramses rieb sein vorspringendes Kinn. »Hältst du das für klug, Mutter? Mr. O’Connell ist gewiß in der Lage, indiskrete Fragen zu stellen, doch er ist meines Dafürhaltens kein guter Schauspieler.«
    »Wie oft habe ich dir schon gesagt, Ramses, daß du nicht ständig den Ausdruck ›meines Dafürhaltens‹ gebrauchen sollst?«
    »Entschuldige.« O’Connell hatte uns schon fast erreicht, weshalb Ramses die Stimme senkte. »Es könnte gefährlich werden, Mutter.«
    Daran hatte ich natürlich auch schon gedacht. Ich forderte Kevin auf, sich zu setzen und mir zuzuhören, anstatt stehenden Fußes zum Grab zu eilen. Während er die restlichen Brote verzehrte, wies ich ihn noch einmal in aller Deutlichkeit darauf hin, daß Vorsicht angesagt war.
    Kevins Augen wurden zusehends größer, und er verschluckte sich einige Male. Doch er hatte eine schnelle Auffassungsgabe und war auch schon in andere meiner Fälle verwickelt gewesen. Als ich mit meiner Schilderung fertig war, schmunzelte er.
    »Meine liebe Mrs. Emerson, Sie überraschen mich immer wieder. Am liebsten würde ich Ihnen sagen, daß Sie Licht in mein düsteres Dasein bringen, aber der Professor würde mir eine solche Bemerkung bestimmt übelnehmen. Allerdings möchte ich Ihnen versichern, daß ich damit nur meine größte Hochachtung …«
    »Ersparen Sie mir Ihren irischen Charme, Kevin. Die Sache ist ernst, und Sie dürfen sie nicht auf die leichte Schulter nehmen. Gehen Sie kein Risiko ein. Folgen Sie keinen Hinweisen, die Sie in menschenleere Gegenden führen. Genauer gesagt, folgen Sie überhaupt keinen Hinweisen! Erstatten Sie mir nur Bericht.«
    Kevin hielt den Kopf schräg wie ein Vogel und beäugte mich mißtrauisch. »Damit Sie diesen Hinweisen in menschenleere Gegenden folgen können? Nun denn, wenn der Professor Sie nicht aufhalten kann, werden auch die Ermahnungen eines Freundes keine Wirkung haben. Aber passen Sie bitte auf sich auf, Mrs. Emerson.«
    Ich war ziemlich gerührt, da ich wußte, daß er es ehrlich meinte. Allerdings war Kevins weicher Blick rasch verflogen. Er schüttelte sich kurz, als sei ihm dieser kurze Gefühlsausbruch peinlich.
    »Und was bekomme ich als Gegenleistung?« fragte er mit seinem schurkischen Journalistengrinsen.
    Auch auf die Gefahr hin, daß ich mich jetzt wiederhole, muß ich sagen: Nur Emerson konnte ein derartiges Tagespensum schaffen. Ägyptische Arbeiter sind zwar fröhliche Gesellen, neigen aber beim Thema Eile zu einer gleichmütigen Haltung. Da unsere Männer jedoch von Emerson angelernt und ihm treu ergeben waren, hatten sie einen Korpsgeist und ein Berufsethos entwickelt, das sie wohl auch ohne die leidenschaftlichen Anfeuerungen ihres Brotherrn zu außergewöhnlichen Leistungen beflügelt hätte. Verbissen schufteten sie, um das eiserne Tor anzubringen, das Howard uns zur Verfügung stellte. Eigentlich war es für eines der Königsgräber im Tal gedacht, und wir hatten großes Glück, daß es gerade nicht gebraucht wurde. Allerdings waren sie noch immer nicht fertig, als Emerson die Treppe hinuntergelaufen kam und mir mitteilte, ich müsse die anderen zur Dahabije zurückbegleiten.
    »Nicht ohne dich, Emerson«, widersprach ich. »Du hast doch gesagt, du würdest heute nacht nicht hierbleiben.«
    »Das ist richtig. Aber die Sonne geht gleich unter, und ich möchte, daß ihr alle vor Einbruch der Dunkelheit zu Hause seid. Ich komme nach, sobald ich eigenhändig das Vorhängeschloß abgesperrt habe.«
    »Aber nicht allein. Versprich mir das.« Ich hielt ihn am Hemd fest.
    Sein Mund verzog sich zu einem Lächeln. »Wenn du dich so ganz gegen deine Art an mich klammerst und mich wie ein ängstliches, kleines Frauchen anflehst, wirkst du besonders überzeugend. Doch es hätte vermutlich nicht dieselbe Wirkung, wenn du das so oft tätest, wie ich es gerne hätte. Ich verspreche es, mein Liebling. Und nun mach dich auf.«
    Sir Edward war bereits mit seinen kostbaren Photoplatten nach Luxor zurückgekehrt, und auch Cyrus hatte sich mit der Zusicherung, früh am nächsten Morgen zurückzukehren, widerwillig von uns verabschiedet. Seine Einladung zum Abendessen hatte ich mit der Begründung abgelehnt, wir seien alle zu müde für ein geselliges Beisammensein. Das stimmte auch. Auf dem

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