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Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Verstoß gegen seine Anordnungen. Und falls der Junge – wie er behauptete – wirklich die Stelle wiederfinden konnte, wo er Ramses zuletzt gesehen hatte, würde unser Widersacher seinen Gefangenen vielleicht in ein sichereres Versteck bringen – vor oder nach der Entfernung der versprochenen »Gedächtnisstütze«.
    Walter war losgegangen, um Daoud zu sagen, daß wir nach Luxor hinüberfahren wollten. Als er zurückkam und verkündete, alles sei bereit, entnahm ich seiner entschlossenen Miene, daß ich mich voll und ganz auf ihn verlassen konnte. Trotzdem wünschte ich sehnlichst, Emerson hätte jetzt an meiner Seite gestanden.
    Unseren Aufbruch geheimzuhalten war unmöglich. Also lag unsere einzige Hoffnung darin, blitzschnell zuzuschlagen.
    Wie bedauerte ich, nicht besser bewaffnet zu sein! Ich hatte zwar meine Pistole und mein Messer bei mir, doch dank Emersons Abneigung gegen Feuerwaffen war unser Arsenal damit erschöpft. Gegen Riccetti und seine gedungenen Mordbuben würden sie uns nur wenig nützen. Ich sagte mir immer wieder, daß das Glück mit den Tapferen ist – nicht mit denen, die über die meisten Gewehre verfügen. Und dieser Gedanke hätte mich noch mehr aufgeheitert, wären mir nicht so viele Beispiele für das Gegenteil eingefallen.
    Erst als Daoud uns entgegenlief und seinen Neffen liebevoll umarmte, fiel mir ein, daß ich Abdullah hätte Bescheid geben müssen. Doch er würde noch länger in Angst ausharren müssen. Es war keine Zeit mehr, um ihn und unsere Männer zu holen oder einen Boten zu schicken. Wir brauchten Daoud.
    Nachdem wir im Boot Platz genommen hatten, bat ich David, mir einige Einzelheiten zu erklären, die er in der Eile zwangsläufig übergangen hatte. Zuerst wollte ich wissen, wo er gefangengehalten worden war, und er antwortete, es sei nicht in Gurneh, sondern weiter südlich gewesen, ganz in der Nähe des Dörfchens Medinet Habu.
    »Also doch«, murmelte ich. »Haben wir uns vielleicht in Abd el Hamed geirrt, Evelyn? Womöglich waren seine Angst oder seine Profitgier stärker als der Haß auf den Mann, der ihn verstümmelt hat. David ist bestimmt von Riccettis Leuten verschleppt worden – aber wer hat ihn dann befreit?«
    In diesem Punkt konnte David meine Neugier nicht befriedigen. Er war nicht stehengeblieben, um sich umzusehen.
    Nachdem er sich vergewissert hatte, daß niemand ihm auflauerte, war er auf dem schnellsten Wege zur Dahabije gelaufen. Aber wer ihn gerettet hatte, stand für ihn außer Zweifel.
    »Sie«, sagte er und wies auf Bastet, die neben ihm auf der Bank lag.
    »Moment mal!« rief Walter aus. »Die Tür war bestimmt verschlossen oder verriegelt. Selbst wenn eine Katze klug genug wäre herauszufinden, wie man sie öffnet, hätte sie nie die Kraft dazu.«
    »Es wäre um einiges schlauer von ihr gewesen, zu uns zu kommen und uns zu deinem Gefängnis zu führen«, räumte ich ein und bedachte die Katze mit einem tadelnden Blick.
    Sie gähnte.
    »Er hat ihr gesagt, sie soll bei mir bleiben«, erklärte David.
    Walter schüttelte so heftig den Kopf, daß seine Brille verrutschte. Er rückte sie zurecht. »Vermutlich hat David mit seinem Hämmern an die Tür den Riegel gelockert; das ist die einzig sinnvolle Erklärung. Du bist ja so abergläubisch wie der Junge, Amelia. Bastet ist nur eine Katze und kein übernatürliches Wesen.«
    »Sie«, entgegnete ich, wobei ich das Pronomen unwillkürlich ebenso betonte wie David, »verfügt über Fähigkeiten, die eher denen eines Hundes ähneln. Ich hoffe, daß sie Ramses’ Fährte aufnehmen kann.«
    »Lächerlich«, murmelte Walter.
    Emerson hätte ich nicht erst davon überzeugen müssen, daß Bastet uns in einer Notlage eine große Hilfe sein konnte. Schließlich hatte sie dem armen Mahmud kräftig den Rücken zerkratzt – und dabei hatte er nur ihren leichten Unwillen erregt. Ich biß mir auf die Lippe und unterdrückte eine gereizte Antwort. Walter versuchte sein Bestes. Er konnte nichts für das, was aus ihm geworden war. Aber was hätte ich dafür gegeben, wenn er wieder so gewesen wäre wie früher – ein tapferer junger Mann, der aus Treue und Liebe sein Leben aufs Spiel setzte.
    Evelyn brach als erste das Schweigen: »Wir sind schon fast über den Fluß. Sollen wir uns jetzt verkleiden und unseren Plan noch einmal durchgehen?«
    Die Verkleidung war ihre Idee gewesen. Ich bezweifelte zwar, daß sie uns viel nützen würde, doch Evelyn war so von ihrem Einfall begeistert, daß ich ihr nicht widersprechen

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